Wer in den nächsten Tagen durch Hadersleben spaziert, der hat gute Chancen, ihn zu treffen: Oliver Maarup Jørgensen, den Läufer mit den pinken Socken.

Der junge Haderslebener hat am Montagmorgen sein Laufprojekt gestartet mit dem Ziel, alle Straßen der Domstadt abzulaufen. Auch der Superbrugsen-Parkplatz und jede noch so kleine Sackgasse werden nicht ausgelassen, denn dem ehemaligen Wettkampf-Läufer geht es nicht um Schnelligkeit, sondern darum, seine Heimatstadt besser kennenzulernen.

Hadersleben einmal anders

„Ich habe immer schon in Hadersleben gelebt, und ich finde, es ist an der Zeit, die Stadt mit neuen Augen und aus anderen Perspektiven zu betrachten“, so der 20-Jährige, der vor Kurzem seinen Militärdienst bei der Marine beendet hat.

Doch Oliver Maarup Jørgensen möchte nicht nur „seine“ Stadt neu entdecken: „Mir geht es in erster Linie darum, die Haderslebener und ihre Geschichten kennenzulernen“, so der leidenschaftliche Läufer.

Neugier auf die eigene Stadt wecken

Aktuell arbeitet er als Freiwilliger in der Kunsthalle 6100. Dort sei auch die Idee für sein Projekt entstanden. „Wir haben uns viel über Olivers Leidenschaft, das Laufen, unterhalten, auch mit anderen Künstlern. So hat sich das Projekt nach und nach entwickelt“, erklärt Marie Dufresne, Leiterin der Kunsthalle 6100.

Mit seinem Projekt hofft er, die Leute neugierig auf ihre eigene Stadt zu machen. Daher sei jeder willkommen, sich ihm bei seinen Läufen anzuschließen, ihn auf seiner Tour um Hilfe zu bitten – beim Tragen der Einkaufstüten zum Beispiel –, oder ihn in ein Gespräch zu verwickeln, wie Maarup Jørgensen betont.

Die Mitmenschen im Fokus

Bei seiner allerersten Etappe am Montagvormittag, die ihn vom Nederbyvænget über Neder Åstrup und Favrdalen zurück zur Kunsthalle geführt hat, habe das mit den Gesprächen schon gut geklappt, findet Oliver Maarup Jørgensen: „Ich habe eine sehr interessante Unterhaltung mit einer Dame geführt, die die Haderslebener Straßen von Müll befreit. Sie erzählte mir, dass sie sich seit einem Verkehrsunfall täglich bewegen muss, um wieder in Gang zu kommen. Ihre Spaziergänge wollte sie sinnvoll nutzen, weshalb sie bei ihren Touren den Müll von der Straße aufsammelt.“

Besonders gefreut habe er sich bei seiner ersten sage und schreibe 30,5 Kilometer langen Tour durch das östliche Hadersleben über ein eigens für ihn gebasteltes Schild: Ein Anwohner hatte ihn mit einem am Briefkasten befestigten Pappschild auf eine Tasse Kaffee zu sich eingeladen. Das Angebot nahm Maarup Jørgensen dankend an, und auch das Schild nahm er mit – als Andenken.

Besondere Erinnerungen

Andenken von seinen Laufetappen sammelt Oliver Maarup Jørgensen auf unterschiedliche Weise: Einmal ist es eine Audioaufnahme, ein anderes Mal ist es ein Polaroid-Bild oder ein selbst gebasteltes Schild. Was aus den Andenken am Ende seines zehntägigen Laufprojekts entstehen soll, weiß der junge Haderslebener derzeit noch nicht sicher. Daher sammelt er sie erst einmal in der Kunsthalle 6100 an der Pinnwand neben der großen Hadersleben-Karte, auf der er nach jeder Etappe die gelaufene Strecke einzeichnet.

Das fertige Produkt seines sozialen und künstlerischen Laufprojekts präsentiert Oliver Maarup Jørgensen am 5. Dezember ab 14 Uhr in der Kunsthalle 6100.