Deutsche Minderheit

Im Galopp durchs Leben – auch im Regen

Im Galopp durchs Leben – auch im Regen

Im Galopp durchs Leben – auch im Regen

Hadersleben/Haderslev
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Regen zum Fotoshooting: Annette Fuglsang Owens macht das nichts aus. Als Triathletin ist sie es gewohnt, das Wetter zu nehmen, wie es kommt. Foto: Ute Levisen

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Bei der Triathlon-Weltmeisterschaft in Amsterdam errang Annette Fuglsang Owens Silber. Im Sommer gewann sie die Europameisterschaft in ihrer Altersklasse im Aquabike. Und demnächst fliegt sie nach Island, um dort Pferde einzutreiben. Dazwischen hat die 61-jährige Dänisch-Amerikanerin einen Boxenstopp in ihrer Heimatstadt eingelegt.

Wenn Annette Fuglsang Owens von ihrem Alltag berichtet, kann einem schon vom Zuhören schwindlig werden: Die frischgebackene Europameisterin und Vize-Weltmeisterin im Aquabike sprüht förmlich vor Energie.
Zurzeit macht die Triathletin kurz Pause vom Sport – und zwar bei ihren Eltern an der Ripener Landstraße.
Obwohl: Ohne Sport läuft nichts: Rudern auf dem Damm mit den Mitgliedern des Deutschen Rudervereins Hadersleben und das Radeln gehören zu ihrer Freizeitbeschäftigung in der alten Heimat.

Bei der Weltmeisterschaft in Almere gewann die 61-Jährige Silber in ihrer Altersgruppe. Foto: Privatfoto

Pferde eintreiben auf Island

Alle Jahre wieder ist die gebürtige Haderslebenerin zu Besuch bei ihrer Familie in Hadersleben. Sie ist die Schwester von Braumeister Henning Fuglsang und die Cousine der beiden Fuglsang-Direktoren Kim und Claes. Am nächsten Wochenende tritt Annette Owens die Heimreise an, wobei sie einen Umweg über Island einschlägt, um dort beim Pferdeeintreiben zu helfen. Natürlich hoch zu Ross: „Reiten muss man schon können, und ich reite seit meinen Kindertagen, auch in vollem Galopp. Je schneller, desto besser.“

„Ironwoman" und Europameisterin: Zurzeit besucht die Medizinerin im Ruhestand ihre alte Heimat. Foto: Ute Levisen

Je schneller, desto besser

Dies scheint auch zu einer Art Lebensmotto geworden zu sein. Wenn die Sportlerin etwas anpackt, dann gründlich. Die Dänisch-Amerikanerin mischt in ihrer Altersklasse in der internationalen Elite mit. Es ist ein recht kleiner Kreis von internationalen Spitzensportlerinnen und -sportlern: „Man kennt sich“, erzählt sie lachend. Seit vier Jahren tritt sie für Dänemarks Team an.

Der Sport habe in ihrem Leben schon immer eine große Rolle gespielt, räumt sie ein: „Aber nicht die wichtigste.“

Den Triathlon-Sport entdeckte Annette Fuglsang Owens vor ca. 15 Jahren für sich. Foto: Privatfoto

Neuanfang in Charlottesville

An erster Stelle kommt die Familie. Zwei Töchter hat Annette Owens. Sie leben heute in den USA bzw. Großbritannien.
Bereits Anfang der 90er ist die Haderslebenerin in die USA ausgewandert. Ihr Medizinstudium an der Kopenhagener Universität hatte sie abgeschlossen, nur unterbrochen von Forschungsprojekten für ihren damaligen Mentor. Nach einem beruflichen Zwischenstopp in Schottland verschlug es die Medizinerin nach Charlottesville, Virginia, wo sie heute noch ihren Lebensmittelpunkt hat. Dort lernte sie auch ihren Mann kennen. Nach 27 Ehejahren hatte sich das Paar vor Kurzem getrennt.

Die Silbermedaille von Amsterdam Foto: Ute Levisen

„Das kam für mich überraschend“, verrät Annette Fuglsang Owens: „Der Sport hat mir in dieser Zeit sehr geholfen. Er hat meinem Alltag Struktur und mir einen Halt gegeben.“

Neuen Herausforderungen stellt sie sich gern. Mit 52 absolvierte sie in Kopenhagen ihren ersten Ironman und belegte den zweiten Platz – nur drei Jahre später errang sie in Billund Platz eins.

„Ein bisschen aufgeregt bin ich schon vor den Wettkämpfen“, räumt sie ein. Und zuweilen, so scheint es, vom eigenen Tempo selbst ein wenig überrascht.
Wenn Annette Fuglsang von ihrem Alltag als Spitzensportlerin erzählt, dann als sei dies alles ein Kinderspiel. Der Schein trügt: „Nein“, wehrt sie lachend ab: „Aber ich bin in guter Form, achte auf meinen Körper und ernähre mich gesund.“

Rudern auf dem Damm gehört zu Annette Owens bevorzugter Freizeitbeschäftigung in Hadersleben. Foto: Ute Levisen

Nur nicht übertreiben

Vor allem aber achte sie stets darauf, es – bei allem Wettkampfgeist – nicht zu übertreiben: „Ich höre auf meinen Körper, wandere viel und mache seit etwa zehn Jahren Yoga“, verrät sie. Überhaupt eigne sich Yoga hervorragend, Körper und Geist fit zu halten. Sport ist etwas, was aus ihrem Alltag nicht mehr wegzudenken sei: Fast täglich hält sie sich fit. Ein Wochenendlauf von 16 Kilometern gehört zu ihren Routinen.

Aller Anfang ist schwer

Die Anfangsjahre in den Staaten waren nicht einfach. Kaum dort angekommen, musste die Medizinerin ihre Anerkennungsprüfungen nachholen, da die USA die Ausbildung anderer Länder nicht ohne Weiteres anerkennen: „Ich habe alles nachgeholt, aber einfach war es nicht“, erinnert sich die Spitzensportlerin.

Sie heiratete 1993. Kurz darauf kündigte sich auch schon das erste Kind an – ein paar Jahre später folgte das zweite Töchterchen.

Sexologie als Marktlücke

Nicht nur privat, auch beruflich musste Annette Fuglsang Owens damals neue Wege beschreiten. Sie begann, sich für Sexologie zu interessieren, bildete sich weiter und praktizierte schließlich als Sexologin: „Ich hatte damit eine Marktlücke für mich entdeckt“, erzählt sie. Auch als Redakteurin von Fachbüchern machte sie sich einen Namen.

Seit sechs Jahren ist die Medizinerin im Ruhestand. Von Ruhe ist allerdings wenig zu spüren, wenn Annette Fuglsang Owens Geschichten aus ihrem Leben erzählt: „Ich bin ein positiver Mensch – und ich bin sehr privilegiert.“

 

Annette Fuglsang Owens besucht ihre Familie in Hadersleben. Nächste Station ist Kopenhagen. Foto: Ute Levisen

Und was kommt als Nächstes?

„Meine Familie“, entgegnet sie prompt: „Meine Eltern und meine Töchter.“ Dann komme eine ganze Weile gar nichts – und dann irgendwann der Sport: „Ich bin nicht fanatisch“, sagt die Sportlerin lachend: „Ich trainiere fürs Leben und um gesund zu bleiben.“

 

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