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Haderslebener Kurzfilm als Spiegel der Vorurteile

Haderslebener Kurzfilm als Spiegel der Vorurteile

Haderslebener Kurzfilm als Spiegel der Vorurteile

Hadersleben/Haderslev
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Wohlverdiente Pause: Ari Alexander (2. von rechts) während einer Pause der Dreharbeiten zum „9. April“ im Jahre 2015 in Hadersleben Foto: Ute Levisen

Ari Alexander hat sich einiges vorgenommen für das neue Jahr: Der 28-jährige Schauspieler plant einen Kurzfilm über Vorurteile zwischen Jüt- und Seeländern im Allgemeinen und Nordschleswigern und Kopenhagenern im Besonderen. Eine Steilvorlage bietet ihm Willys Kaffeklub, der seit der Geburt des jungen Mannes „æ Kjøffenhavner“ auf die Schippe nimmt.

Fast vier Jahre nach dem „9. April“ wird die Domstadt erneut Schauplatz eines Films. Ari Alexander, der in diesem Spielfilm über die Invasion der Wehrmacht den Gefreiten Justesen verkörpert, plant ein filmisches Comeback in seiner Heimatstadt – diesmal allerdings nicht vor der Kamera, sondern dahinter. Bürgermeister H. P. Geil (Venstre) und Kulturausschussvorsitzender Kjeld Thrane (Kons.) sind begeistert angesichts der Idee, die der Kulturausschuss der Kommune mit 50.000 Kronen fördert.

Von der Idee zum Sujet

Gemeinsam mit Andrea Stief hat der 28-Jährige das Manuskript für den ca. 25-30-minütigen Kurzfilm vor Weihnachten fertiggestellt. In einem Ferienhaus in Fjelstrup – unweit des Schauplatzes der Handlung: „Udkantsdanmark – Abseits-Dänemark“ – so nennen Auswärtige die Region auch gern. Nordschleswiger bevorzugen „Vorderkanten-Dänemark“.

Genau darum geht’s: um Vorurteile zwischen Jüt- und Seeland. Von der Idee bis zum Sujet zogen einige Monate ins Land:

Ari Alexander und sein Vater, Møllen-Schauspieler Klaus Andersen Foto: Ute Levisen

Ungläubiges Staunen und ein innerer Konflikt

„Der Film kreist um meinen eigenen inneren Konflikt und um das, was ich in unserer Gesellschaft beobachte“, sagt Ari Alexander.

Hadersleben ist die Stadt seiner Geburt, dort ist er aufgewachsen. Heute lebt der viel beschäftigte Schauspieler mit seiner Freundin in Kopenhagen, wo er zuweilen auf ungläubiges Staunen trifft, beantwortet er Fragen nach seiner Herkunft. Kurz gesagt: Hadersleben könnte genauso gut eine Stadt in Russland sein – wie eigentlich fast alles westlich von Valby Bakke. Eine Erfahrung, mit der Ari Alexander nicht allein ist:

„Es ist unglaublich, was sich an Vorurteilen zwischen Jütländern und Kopenhagenern offenbart und das in einem Land von der überschaubaren Größe Dänemarks. Doch manchmal ist es ganz gesund, Vorurteile auf den Kopf zu stellen.“

Talent für die Regie

Ari Alexander möchte es auf seine Art zumindest versuchen: filmisch und erstmals als Regisseur. Erfahrungen sammelte er bei der Produktion von „Self Tapes“, mit denen sich Schauspieler heutzutage, in vorgegebenen Szenen beispielsweise, einem Casting-Team präsentieren.

„Ich habe Schauspielerkollegen bei diesen Self Tapes geholfen – sie finden, ich habe Talent für Regie. Wenn es einem viele Leute oft genug sagen, dann glaubt man schließlich dran“, sagt er lachend. Selbst hat sich Alexander durchgebissen in seiner Branche – und dies auch ohne es auf die Schauspielschule geschafft zu haben. Mit viel Arbeit und einer gesunden Portion Realitätssinn. Dank seiner Eltern, den Møllen-Schauspielern Connie Tronbjerg und Klaus Andersen: Sie haben ihren Sohn, der gewissermaßen im Theater aufgewachsen ist, geerdet:

Ein hartes Brot – und richtig viel Schweiß

„Schauspieler zu sein, ist ein hartes Brot ohne roten Teppich und Glamour – dafür viel Schweiß, Blut und Tränen!“, sagt Ari Alexander. Das elterliche Mantra seiner Kindheit. Dennoch: Die Eltern sind Feuer und Flamme angesichts seines Vorhabens. Mehr noch: Ari versucht, seinen Vater, einem breiten Publikum auch als „æ Kjøffenhavner“ in Willys Kaffeklub ein Begriff, für eine Nebenrolle zu gewinnen. Bislang ergebnisoffen. Dabei wäre es das perfekte Match, denn Willys Kaffeklub hat aus dem ewig schwelenden Konflikt zwischen Jütländern und Kopenhagenern Kult gemacht. Zumindest in Nordschleswig.

 

Schauspieler zu sein, ist ein hartes Brot ohne roten Teppich und Glamour – dafür viel Schweiß, Blut und Tränen!

Ari Alexander, Schauspieler

Schlafende Talente

Alexander hofft, dass das Casting im Februar oder März erfolgen kann: Er ist auf der Suche nach jungen Männern, gern aus Hadersleben, und sie dürfen auch gern beseelt sein von dem Traum sich vor einer Kamera zu entfalten. Damit schwimmt der Regisseur in spe gegen den Trend seiner Branche, jütische Charaktere mit Darstellern aus Kopenhagen zu besetzen.

„Vielleicht gibt es hier Talente, die nur darauf warten, geweckt zu werden“, sagt Ari Alexander: „Dann sollen sie die Chance bekommen, die mir nicht vergönnt gewesen ist.“

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