Kommunalpolitik

Deutsch für Anfänger – aber ohne Zwang

Deutsch für Anfänger – aber ohne Zwang

Deutsch für Anfänger – aber ohne Zwang

Hadersleben/Haderslev
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Es soll für Schulen freiwillig sein, ob sie die Deutsch-Initiative ergreifen. Foto: Ute Levisen

Früher haben Grenzlandbewohner Deutsch mithilfe der „Sesamstraße“ gelernt. Inzwischen haben sich nicht nur die Fernsehgewohnheiten geändert, sondern auch die sprachlichen Vorlieben. Deutsch gehört nicht dazu. Mit einer Mitgliedsinitiative schlägt der Konservative Kjeld Thrane eine Bresche für die Sprache, aber das ist gar nicht so einfach.

„Der, die, das. Wieso, weshalb, warum? Wer nicht fragt, bleibt dumm!“ – So klang das damals in der Sesamstraße. Und – das ist seit der fast sechs Stunden währenden November-Sitzung des Haderslebener Kommunalparlaments klar: Die meisten Politiker haben mit just dieser Kindersendung dermaleinst Deutsch gelernt.

Diese Zeiten sind vorbei

Das ist passé. Mit einer Mitgliedsinitiative möchte der konservative Kommunalpolitiker das ändern: Er regt an, die Möglichkeiten der Kulturregion Sønderjylland-Schleswig auszuschöpfen, um Schüler ab der Grundschule Schritt für Schritt mit der Sprache des Nachbarlandes vertraut zu machen.

Signe Knappe unterstrich, dass Politiker nicht in die dezentrale Struktur der Schulen eingreifen sollten. Foto: Bildschirmfoto Ute Levisen

Deutsch darf keine Bürde sein

Es gab im Ratssaal viele Sympathie-Bekundungen, allerdings noch mehr Bedenken: Man dürfe den Schulen nichts aufbürden, denn diese brauchten Ruhe zum Arbeiten, betonte der sozialdemokratische Gruppenvorsitzende Henrik Rønnow. Zwar liege es auf der Hand, sich auf das Deutsche zu fokussieren, ebenso aber beispielsweise auch auf Handwerksberufe. Rønnow schlug vor, dass die Deutsche Schule Hadersleben freundschaftliche Bande zu Klassen in den Kommunalschulen knüpfen könne.

Keine Eingriffe ins Selbstbestimmungsrecht

Auch Signe Knappe (Venstre) reagierte positiv auf die konservative Anregung, doch auch sie warnte vor einem politischen Eingriff in die dezentrale Schulstruktur in der Domstadtkommune, auf die man dort sehr stolz sei.

Bent Iversen wies darauf hin, dass die Schüler auch ohne Deutsch ein volles Pensum haben: „Worauf sollen wir stattdessen verzichten – auf Sexualkunde?“

Auch Bent Iversen hegt Bedenken: Die Schüler hätten schon jetzt einen vollen Stundenplan. Foto: Bildschirmfoto Ute Levisen

Nicht im Sinne des Initiators

Und überhaupt: Wer soll das bezahlen?
Nach einer langen Diskussion darüber, dass Schüler sich dem Deutschen – wenn überhaupt – dann ohne Zwang nähern sollten, reagierte der Initiator leicht verärgert: Von Zwang könne keine Rede sein, und das sei auch nicht im Sinne seines Vorschlags. Es gehe auch nicht ums Geld, sondern darum, die vorhandenen Zuschüsse für Schulen im Rahmen grenzüberschreitender (Unterrichts-)Projekte auszunutzen: „Und darin ist Hadersleben bislang nicht besonders gut.“

Wunschvorstellungen

Carsten Leth Schmidt von der Schleswigschen Partei hätte gern noch einen Spatenstich tiefer gegraben, indem sich die Domstadtkommune dem Konzept der anderen drei Kommunen in Nordschleswig anschließt. Dort lernen Schüler zum Teil bereits in der Vorschule Deutsch – spätestens in der 3. Klasse.

Der Beschluss

Das Kommunalparlament einigte sich schließlich darauf, die Deutsch-Initiative an den Kinder- und Familienausschuss zu übertragen. Dieser soll im Dialog mit den Schulen erkunden, ob Interesse an einem zweijährigen Pilotprojekt besteht.

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