Blick hinter die Kulissen

Corona: Kindergartenpersonal an der Belastungsgrenze

Corona: Kindergartenpersonal an der Belastungsgrenze

Corona: Kindergartenpersonal an der Belastungsgrenze

Hadersleben/Haderslev
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Seit gut einem Jahr heißt es für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnnen des Deutschen Kindergartens Hadersleben neben der Kinderbetreuung auch immer wieder putzen, putzen, putzen. Foto: Annika Zepke

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Mit Abstandsregeln, Putzen und häufigem Händewaschen wird der Corona-Pandemie in den Kindergärten seit gut einem Jahr die Stirn geboten. Doch was bedeuten diese zusätzlichen Aufgaben für die Mitarbeiter? Der Deutsche Kindergarten Hadersleben hat dem „Nordschleswiger“ einen Blick hinter die Kulissen gewährt.

Aufräumen, sauber machen und Hände waschen gehörten schon immer zum Alltag eines Kindergartenmitarbeiters. Doch seit Beginn der Corona-Pandemie vor gut einem Jahr haben diese Aufgaben im Kindergarten eine völlig neue Bedeutung bekommen. Sie sind essenziell geworden, um den Betrieb in Zeiten von Corona am Laufen zu halten, dominieren den Alltag und bringen die Mitarbeiter an ihre Belastungsgrenzen.

Putzen, putzen und nochmals putzen

„Wir müssen alles extra reinigen – Tische, Stühle, Waschbecken, WCs, Türgriffe und auch jedes einzelne Spielzeug“, erklärt Kindergartenleiter Marco Seefeldt. In jeder Kindergartengruppe sei daher ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin zum Saubermachen abgestellt, um den inzwischen nicht mehr ganz so neuen Hygienemaßnahmen gerecht zu werden: „Aber dann fehlt uns in dieser Zeit natürlich eine Person in der Kinderbetreuung“, so Seefeldt.

Die dreijährige Olivia und ihr Erzieher Sven Wolfram haben sich mittlerweile an die verschärften Hygienemaßnahmen gewöhnt. Foto: Annika Zepke

Dass die Betreuer sich in den verschiedenen Gruppen spontan aushelfen, wenn Not am Mann ist, fällt in Zeiten von Corona ebenfalls weg. „Das ist besonders schlimm“, meint der Kindergartenleiter, „die hohe Flexibilität, also dass wir immer dort einspringen, wo gerade eine Hand fehlt, ist normalerweise eines unserer Kernmerkmale.“

Geborgenheit und Ruhe für die Kinder

Für das Kindergartenpersonal bedeutet dies außerdem zusätzlicher Stress. „Wir müssen doppelt, ach was, drei- bis viermal so schnell laufen“, erklären Lone Jepsen und Susanne Wolfram, beide Betreuerinnen in der Kinderkrippe.

Während die Kleinen ihren Mittagsschlaf machen, nutzen die Erzieherinnen Lone Jepsen und Susanne Wolfram (r.) die Zeit, um im Gruppenraum alle Oberflächen zu reinigen. Foto: Annika Zepke

Die beiden nutzen das kleine Zeitfenster, in denen die Kinder ihren Mittagsschlaf machen, um im Gruppenraum alles einmal mit Wasser und Seife zu reinigen. „Wir stehen immer unter Zeitdruck, weil wir trotz des Saubermachens den Kindern ja nicht weniger Zeit schenken können und wollen. Es ist wichtig, dass die Kinder sich hier geborgen fühlen und die Ruhe und Fürsorge bekommen, die sie benötigen. Daran dürfen auch die Corona-Restriktionen nichts ändern“, betont Susanne Wolfram.

Gewissensbisse trotz Überstunden

Anfangs habe sie nach der Arbeit häufig das schlechte Gewissen gepackt, weil sie das Gefühl hatte, zwischen all den Restriktionen und den zusätzlichen Putzaufgaben nicht genug Zeit mit den Kindern verbracht zu haben, wie sie verrät. Inzwischen sei das besser geworden, meint Susanne Wolfram: „Wir haben eine gewisse Routine entwickelt.“

Wir haben uns geschworen, dass diese Pandemie uns nicht kleinkriegt, und deshalb geben wir täglich alles.

Susanne Wolfram

Eine große Unterstützung seien auch die Eltern, die viel Verständnis für den neuen Alltag mit Abstands- und Hygieneregeln zeigen und ihre Kinder zu Hause lassen oder früher abholen, wann immer es ihnen möglich ist. „Das entlastet uns sehr“, sind sich die Mitarbeiterinnen einig.

Verständnisvolles Team

Doch nicht nur bei den Eltern stoßen die Mitarbeiter auf Verständnis, auch im Team sei das Verständnis für die Kollegen in dieser Zeit groß, meint Marco Seefeldt. Auch Lone Jepsen und Susanne Wolfram teilen diese Ansicht. „Es ist gut, dass wir uns täglich persönlich sehen, miteinander reden und füreinander da sein können“, findet Susanne Wolfram. „Wir sind eine coole Gruppe, und auch die Kinder machen Freude“, sagt Lone Jepsen und betont, dass die Situation auch für die Kinder, insbesondere die Jüngsten, keine einfache sei.
 

Kindergartenleiter Marco Seefeldt und seine Mitarbeiter tun alles, damit die Kinder so wenig wie möglich von dem coronabedingten Stress mitbekommen. (Archivfoto) Foto: Karin Riggelsen

Sie und ihre Kollegen tun daher alles, um die Kinder nichts von dem Stress und den Herausforderungen spüren zu lassen – auch wenn das für die Mitarbeiter des Kindergartens regelmäßig Überstunden bedeutet. „Wir haben uns geschworen, dass diese Pandemie uns nicht kleinkriegt“, meint auch Susanne Wolfram, „und deshalb geben wir täglich alles.“

Mehr als ein Beruf

„Ich habe in den gut fünf Jahren, die ich jetzt schon hier bin, noch nie so viele müde Gesichter gesehen“, so der Kindergartenleiter. Umso mehr Anerkennung habe er für die hohe Eigenmotivation seiner Mitarbeiter: „Der Spruch ist zwar abgewetzt, aber es stimmt wirklich. Pädagoge zu sein ist nicht nur ein Job, sondern eine Aufgabe. Und bei unseren Mitarbeitern ist ein großes Gefühl von Berufung da.“

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