Kunstinstallation
Chaosbänder in der Stadtmitte
Chaosbänder in der Stadtmitte
Chaosbänder in der Stadtmitte
Ein Meer knallbunter Fäden umschmeichelt den Luftraum über der Haderslebener Stadtmitte. Die Kopenhagener Künstlerin Karoline H. Larsen verwandelt den Platz in ein gelebtes Chaos. Es ist ein Beispiel dafür, was geschieht, wenn Kunst Spuren hinterlässt.
„Wird überhaupt jemand kommen?“ – Mit banger Erwartung harrte Karoline H. Larsen am Dienstagvormittag, kurz vor 10 Uhr, auf der Regenbogenbank am Graben der Dinge, die da kommen. Oder eben auch nicht.
Ihre Befürchtung sollte sich als unbegründet erweisen. Punkt 10 Uhr war der benachbarte Platz, die Stadtmitte im Haderslebener Zentrum, von Leben erfüllt. Neugierige Kinder, die in Begleitung von Großeltern und Eltern gekommen waren, konnten es gar nicht erwarten, „Fäden zu ziehen“ – und ihre Spuren zu hinterlassen.
Chaos mit Grenzen
Doch das Chaos hat Grenzen. Den Rahmen dafür hat die Kopenhagener Künstlerin abgesteckt: Mit knallbunten Garnbändern hat sie erste kunterbunte „Fäden“ über den Platz gezogen. Nun liegt es am Publikum, das Werk zu vollenden. Dafür hat es die kommenden drei Tage Zeit.
„Collective Strings“ hat Larsen ihre „lebendige“ Installation genannt. Die bunten Bänder, die in einem herrlich farbenfrohen Chaos den Luftraum über der Stadtmitte definieren, an Bindegewebe, Herzgefäße und vieles mehr erinnern, seien Energieadern des menschlichen Körpers, wie sie erläutert, wobei die Künstlerin es den Mitwirkenden überlässt, ihre eigenen Vorstellungen und Geschichten in das Kunstwerk hineinzuinterpretieren, das bereits am Dienstagmittag beachtliche Formen angenommen hat und vor allem bei jüngeren Kindern auf Begeisterung stieß.
42.000 Meter Garn
Für ihr Projekt „Collective Strings“ hat Karoline H. Larsen 42.000 Meter Recyclinggarn mitgebracht, hergestellt aus ausrangierten T-Shirts. Ordentlich aufgewickelt auf Rollen müssen alle „Werfer“ daraus erst einmal ein Knäuel wickeln, bevor der Spaß beginnt. Dafür ist Fingerfertigkeit gefragt. Die Künstlerin steht helfend zur Seite, wenn es nicht gleich auf Anhieb klappt.
Spaß beim Spuren hinterlassen
Loma aus Nyborg sowie Esther und Jonathan aus Kopenhagen sind an diesem Ferientag zeitig aufgestanden, um das bunte Chaos im Stadtzentrum mitzugestalten.
„Es macht wirklich Spaß gemacht“, sagt Jonathan. Er hat sich mit seiner Schwester Esther auch schon im heimischen Wohnzimmer mit „Fädenziehen“ versucht. Der Platz in der Stadtmitte bietet ihm eine zusätzliche Dimension – und das unter freiem Himmel.
Bühnenteppich für „Kunsthal 6100“
Für Karoline H. Larsen ist „Collective Strings“ weitaus mehr, als das Um-sich-Werfen mit Garnknäueln: „Sie sind auch ein Ausdruck dessen, wie wir unsere Städte erleben und für uns entdecken.“
Auch bei diesem Projekt wird Nachhaltigkeit großgeschrieben. Die viele Bänder werden zu einem Bühnenteppich für „Kunsthal 6100" und somit der Nachwelt erhalten bleiben.