Kunstinstallation

Chaosbänder in der Stadtmitte

Chaosbänder in der Stadtmitte

Chaosbänder in der Stadtmitte

Hadersleben/Haderslev
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Karoline H. Larsen steht ihrem Publikum und Mitwirkenden zur Seite, wenn es darum geht, farbenfrohe Spuren zu hinterlassen. Foto: Ute Levisen

Ein Meer knallbunter Fäden umschmeichelt den Luftraum über der Haderslebener Stadtmitte. Die Kopenhagener Künstlerin Karoline H. Larsen verwandelt den Platz in ein gelebtes Chaos. Es ist ein Beispiel dafür, was geschieht, wenn Kunst Spuren hinterlässt.

„Wird überhaupt jemand kommen?“ – Mit banger Erwartung harrte Karoline H. Larsen am Dienstagvormittag, kurz vor 10 Uhr, auf der Regenbogenbank am Graben der Dinge, die da kommen. Oder eben auch nicht.

Esther hat gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem Bruder die Stadtmitte besucht – und war mit Eifer bei der Sache. Foto: Ute Levisen

Ihre Befürchtung sollte sich als unbegründet erweisen. Punkt 10 Uhr war der benachbarte Platz, die Stadtmitte im Haderslebener Zentrum, von Leben erfüllt. Neugierige Kinder, die in Begleitung von Großeltern und Eltern gekommen waren, konnten es gar nicht erwarten, „Fäden zu ziehen“ – und ihre Spuren zu hinterlassen.

Helene Hellesøe Appel testet das Bänder-Chaos. Foto: Ute Levisen

Chaos mit Grenzen

Doch das Chaos hat Grenzen. Den Rahmen dafür hat die Kopenhagener Künstlerin abgesteckt: Mit knallbunten Garnbändern hat sie erste kunterbunte „Fäden“ über den Platz gezogen. Nun liegt es am Publikum, das Werk zu vollenden. Dafür hat es die kommenden drei Tage Zeit.

Jonathan hat wie seine Schwester viel Spaß an der lebendigen Installation. Foto: Ute Levisen

„Collective Strings“ hat Larsen ihre „lebendige“ Installation genannt. Die bunten Bänder, die in einem herrlich farbenfrohen Chaos den Luftraum über der Stadtmitte definieren, an Bindegewebe, Herzgefäße und vieles mehr erinnern, seien Energieadern des menschlichen Körpers, wie sie erläutert, wobei die Künstlerin es den Mitwirkenden überlässt, ihre eigenen Vorstellungen und Geschichten in das Kunstwerk hineinzuinterpretieren, das bereits am Dienstagmittag beachtliche Formen angenommen hat und vor allem bei jüngeren Kindern auf Begeisterung stieß.

Ein neues Lebensgefühl offenbart sich, betrachtet man das kunterbunte Chaos aus der Froschperspektive. Foto: Ute Levisen

42.000 Meter Garn

Für ihr Projekt „Collective Strings“ hat Karoline H. Larsen 42.000 Meter Recyclinggarn mitgebracht, hergestellt aus ausrangierten T-Shirts. Ordentlich aufgewickelt auf Rollen müssen alle „Werfer“ daraus erst einmal ein Knäuel wickeln, bevor der Spaß beginnt. Dafür ist Fingerfertigkeit gefragt. Die Künstlerin steht helfend zur Seite, wenn es nicht gleich auf Anhieb klappt.

42.000 Meter Recycling-Garn hat die Künstlerin für ihr Projekt mitgebracht. Foto: Ute Levisen

Spaß beim Spuren hinterlassen

 

Loma aus Nyborg sowie Esther und Jonathan aus Kopenhagen sind an diesem Ferientag zeitig aufgestanden, um das bunte Chaos im Stadtzentrum mitzugestalten.

„Es macht wirklich Spaß gemacht“, sagt Jonathan. Er hat sich mit seiner Schwester Esther auch schon im heimischen Wohnzimmer mit „Fädenziehen“ versucht. Der Platz in der Stadtmitte bietet ihm eine zusätzliche Dimension – und das unter freiem Himmel.

Loma aus Nyborg hat sichtlichen Spaß an den Verwirrspielen. Foto: Ute Levisen

Bühnenteppich für „Kunsthal 6100“

Für Karoline H. Larsen ist „Collective Strings“ weitaus mehr, als das Um-sich-Werfen mit Garnknäueln: „Sie sind auch ein Ausdruck dessen, wie wir unsere Städte erleben und für uns entdecken.“

Auch bei diesem Projekt wird Nachhaltigkeit großgeschrieben. Die viele Bänder werden zu einem Bühnenteppich für „Kunsthal 6100" und somit der Nachwelt erhalten bleiben.

Karoline Larsen im Gespräch mit Marie Dufresne, Leiterin der Kunsthalle, auf deren Initiative in diesem Sommer eine Reihe von Kunstprojekten stattfindet. Foto: Ute Levisen
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