Kommentar

Ein Blick hinter die Kulissen der Macht

Ein Blick hinter die Kulissen der Macht

Ein Blick hinter die Kulissen der Macht

Hadersleben/Haderslev
Zuletzt aktualisiert um:
Mogens Rerup
Benny Bonde (Neue Bürgerliche) und Mogens Rerup (rechts). Bonde war seinerzeit einer der Abgeordneten, die im Kommunalparlament dagegen votierten, die Anzeige gegen Rerup aufrechtzuerhalten. Foto: Ute Levisen

Ein Kommentar zur Verteilung der politischen Ämter in der Domstadtkommune Hadersleben nach der Wahl – von Lokalredakteurin Ute Levisen.

Die Würfel sind gefallen – das Spiel kann beginnen! Die bürgerlichen Verhandlungsführer mit Bürgermeister H. P. Geil (V) an der Spitze sicherten sich  früh am  Wahlabend das 17. Mandat der Radikalen und damit eine bequeme politische Mehrheit.

Geil hat – legt man Venstres Definition einer breiten Kooperation zugrunde – Wort gehalten: Im Vorfeld der Wahl hatte er betont,  an einer breiten politischen Mehrheit interessiert zu sein. Durch eine  Konstituierungsvereinbarung mit den Sozialdemokraten hat er sein Wahlversprechen umgesetzt: 27 der 31 Mandatsträger sind Teil dieser Koalition. Die übrigen, Volkssozialisten (SF), Einheitsliste (EL) und Schleswigsche Partei  (SP), sind außen vor.

Nicht weil Letztere nicht wollte, eher weil der SP eine seriös gemeinte Einladung bislang verwehrt blieb: Die Tür zum Verhandlungszimmer ist nur einen Spalt breit geöffnet worden – um später sagen zu können: Wir haben euch ja gefragt – ihr wolltet nicht!“ 

Tatsächlich ist der SP kein Angebot unterbreitet worden, das diese überhaupt ablehnen konnte.   SF und EL bliebt der Zutritt zur „guten Stube“ gänzlich verwehrt. Sie sind übrigens nicht die Einzigen: In der Wahlnacht saßen lediglich H. P. Geil und Venstres Kommunalvereinsvorsitzender am Venstre-Verhandlungstisch. Fraktionschef Holger Mikkelsen, der seit Jahren in den Kulissen die Linie der Mehrheitsgruppe geprägt hat, musste draußen bleiben.

Wie alle anderen. Entsprechend groß ist der  Unmut in der V-Fraktion, denn die Sozialdemokraten haben sich die  Koalition gut bezahlen lassen.  Sie bekommen u. a. zwei Vorsitze; Dansk Folkepartis Jon Krongaard  den  bedeutungslosen Titel des 1. Vizebürgermeisters und den Vorsitz im Arbeitsmarkt- und Integrationsausschuss und Thies Mathiasen (DF)  den gut bezahlten Vorsitz in der kommunalen Versorgungsgesellschaft Provas. Damit dürfte die traditionelle DF-Gefolgschaft  mit Blick auf blaue Blockpolitik gesichert sein – auch wenn Peter Kofod Poulsen, der vom  Stadtrat der Domstadtkommune ins Folketing wechselte, jüngst in der Wahlnacht Sympathien für eine  Kooperation seiner Parteifreunde in Hadersleben mit den Sozialdemokraten bekundet hat.

Venstres eigene Gruppe ist alles andere als begeistert von der neuen Wirklichkeit: Nur drei Ausschussvorsitze  bleiben ihr, zählt man den Jugendausschuss nicht mit, der sich Zwangsentfernungen annimmt und den Signe Knappe übernimmt. Venstre bleiben der Finanzausschuss, dessen Vorsitz stets der Bürgermeister hat, und der Erwachsenenausschuss, dem Mikkelsen vorstehen wird.

Chef des neuen Landdistriktsausschusses wird Bent Kloster. Damit es genügend lukrative Posten zu verteilen gibt, wird der Stadtrat auf seiner nächsten  Sitzung beschließen, den Sozialausschuss, der auf Beschluss des Stadtrates abgeschafft werden sollte, am Leben zu halten.   Der bisherige Kulturvorsitzende Allan Emiliussen wird V-Fraktionschef. Unverständlich ist, warum sich die Sozialdemokraten  nach wie vor als Opposition betrachten. In dieser befindet sich bislang die SP – dafür allerdings in guter Gesellschaft. 

Mehr lesen

Leitartikel

Volker Heesch
Volker Heesch Journalist
„Aus traurigen Tatsachen und Wahrheiten lernen“