Wikingerzeit

Archäologen entdeckten Grabkammer

Archäologen entdeckten Grabkammer

Archäologen entdeckten Grabkammer

Hadersleben/Haderslev
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Mitglieder von „Sønderjyllands Amatørarkæologer“ helfen beim Schlemmen. Foto: Ute Levisen

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Vor einem Jahr machte Amateur-Archäologe Michael Kildal Frederiksen auf einem Acker bei Hadersleben eine spektakuläre Entdeckung: die Reste eines Waschbottichs aus der Wikingerzeit. Die Archäologen vom Museum Sønderjylland sind begeistert und haben in den vergangenen Tagen weitere Funde geborgen.

Auf einem Acker südlich von Hadersleben herrscht dieser Tage rege Betriebsamkeit. Archäologin Silke Eisenschmidt vom Museum Sønderjylland in Hadersleben und ihr Team „buddeln“ dort seit der Vorwoche nach archäologischen Schätzen.
Obwohl: Buddeln ist nicht das rechte Wort! In akribischer Kleinstarbeit durchforsten die Fachleute, auf den Knien liegend, Zentimeter um Zentimeter das Erdreich auf einer Fläche von 2 x 2,7 Metern.
 

Die Fachleute vom Museum Sønderjylland Archäologie Hadersleben arbeiten sich auf den Knien durch die Grabkammer auf der Suche nach weiteren Relikten aus der Wikingerzeit. Foto: Ute Levisen

Aufsehenerregend

Was im August vor einem Jahr mit dem Amateur-Archäologen Michael Kildal Frederiksen begann, hat sich inzwischen zu einem Wikinger-Abenteuer gemausert: Die Fachleute entdeckten eine Grabkammer aus der Wikingerzeit. Darin fanden sie die Überreste einer Frau der besseren Gesellschaft, vermutlich aus der Zeit um 920 bis 950, wie Silke Eisenschmidt sagt.

Silke Eisenschmidt zeigt Reste eines Bronzegefäßes aus der Wikingerzeit. Foto: Ute Levisen

Die Ausgrabungsleiterin bezeichnet den Fund als aufsehenerregend: „Es ist eine Entdeckung, wie man sie alle 50, 60 Jahre mal macht, und sie gibt es uns wertvolle Aufschlüsse über die Vorgeschichte.“

 

Silke Eisenschmidt zeigt auf die bereits gesicherten Funde, die sorgfältig markiert sind. Die runde Erhebung zeigt die Stelle, an welcher der Holzeimer in der Grabkammer platziert gewesen war. Röntgenuntersuchungen sollen den Wissenschaftlern weitere Aufschlüsse geben. Foto: Ute Levisen

Überraschende Erkenntnisse

Der Fund hat sogar die Fachleute überrascht: „Wir haben nicht damit gerechnet, dass es an diesem Ort eine Wikingersiedlung gegeben hat“, sagt die Archäologin.
Seit dem Beginn der Arbeiten in der vergangenen Woche haben die Fachleute weitere Entdeckungen gemacht: Glasperlen, Skelettreste, die bronzene Bestandteile eines Gefäßes sowie Reste von Gewandnadeln, sogenannten Fibeln, zählen dazu.
 Die Museumsleute hoffen, an den geborgenen Gegenständen DNA-Spuren zu finden, die weitere Rückschlüsse auf die Siedlung und ihre Bewohner zulassen.

Diese Entdeckung, Reste eines Holzgefäßes, machte Michael Kildal Frederiksen im August 2020. Foto: Michael Kildal Frederiksen

Archäologen machen spektakuläre Entdeckung

Für Michael Kildal Frederiksen, der seinerzeit auch „Ibens Perle“, das Prunkstück des spektakulären Goldfundes zwischen Christiansfeld und Hadersleben entdeckt hatte, bestand bei seinem jüngsten Fund kein Zweifel: „Als ich vor einem Jahr den Holzeimer inmitten der vielen Bronzestücke fand, habe ich sofort gewusst, dass ich Großem auf der Spur war.“
Der passionierte Amateur-Archäologe ist fasziniert davon, dass das Holzgefäß vergleichsweise gut erhalten geblieben ist, was dem Salz in der Bronze geschuldet sei. 
 

Zwei- bis dreimal in der Woche ist Michael Kildal Frederiksen mit seinem Metaldetektor auf Achse. Foto: Ute Levisen

Nur eine Woche nach seinem Fund machte er damals bei einer Probegrabung am Fundort gemeinsam mit Silke Eisenschmidt und René Jacobsgaard, der ebenfalls Amateur-Archäologe ist, die nächste Entdeckung: Gewandnadeln im Jelling-Stil, vermutlich aus dem Jahr 900.

Diese Fibel wurde bei einer Probeausgrabung im August des Vorjahres entdeckt. Foto: Michael Kildal Frederiksen

Vorsichtige Bergung des Schädels

In der kommenden Woche bergen die Archäologen den Schädel der Wikingerin.
„Es ist keine einfache Sache“, wie Silke Eisenschmidt sagt: Das Erdreich drum herum wird ebenfalls ausgehoben, um zu vermeiden, dass die Überreste zerfallen.

Glasperlen und der Schädel der Wikingerin sind markiert. In der nächsten Woche sollen die Schädelreste geborgen werden, was viel Fingerspitzengefühl erfordert. Foto: Ute Levisen

Es dürften Jahre vergehen, schätzt Eisenschmidt, bis die jüngsten Funde im Rahmen einer Ausstellung zu sehen sein werden, denn die Analyse und Konservierung sind zeitaufwendig. Die Archäologin wird den Fund nachfolgend in einer wissenschaftlichen Arbeit beleuchten und ihn in die Wikingergeschichte des Landesteils einordnen.

 

Ausgrabungsleiterin Silke Eisenschmidt wird die Erkenntnisse der jüngsten Ausgrabung im Rahmen einer Abhandlung beleuchten. Foto: Ute Levisen
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