Berufsleben

Als Frau in der Männerbranche: Eine Elektrikerin erzählt

Als Frau in der Männerbranche: Eine Elektrikerin erzählt

Als Frau in der Männerbranche: Eine Elektrikerin erzählt

Hadersleben/Haderslev
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Drei junge Frauen haben sich für die vierjährige Elektriker-Ausbildung am EUC Syd entschieden. Cathrine Hornsá aus Hadersleben (1. Reihe, 3. v. l.) ist eine von ihnen. Foto: Pressefoto

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Frauen in Handwerkerberufen sind Mangelware. Am EUC Syd haben sich jedoch gleich drei junge Frauen für die Ausbildung zur Elektrikerin entschieden. So auch Cathrine Hornsá aus Hadersleben. Die 18-jährige Auszubildende hat mit dem „Nordschleswiger“ darüber gesprochen, wie es ist, als Frau in einer Männerbranche zu arbeiten.

Zweieinhalb Jahre noch, dann kann Cathrine Hornsá aus Hadersleben sich ganz offiziell Elektrikerin nennen. Die 18-Jährige absolviert derzeit am EUC Syd eine vierjährige Ausbildung zur Elektrikerin und ist aktuell bei dem Unternehmen „Haderslev El-Teknik“ in der Lehre.

Hornsá hat sich als eine der wenigen Frauen im Land für die Ausbildung in der sonst eher männerdominierten Branche entschieden und verrät im Interview mit dem „Nordschleswiger“ unter anderem, wie sie auf unkonventionelle Weise ihre Leidenschaft für das Elektriker-Handwerk entdeckt hat und wie Freunde und Familie reagiert haben, als sie ihnen von ihrem ungewöhnlichen Berufswunsch erzählt hat.

In ihrem Ausbildungsbetrieb ist Cathrine Hornsá die einzige Elektrikerin. Die 18-Jährige stört das überhaupt nicht: „Es ist irgendwie normal für mich.“ Foto: Privat

Warum hast du dich für die Ausbildung zur Elektrikerin entschieden? Wie und wann ist dir klar geworden, dass das etwas für dich sein könnte?

„Das ist eigentlich eine lustige Geschichte. Ich habe immer gewusst, dass ich etwas mit meinen Händen machen und nicht auf irgendein Gymnasium gehen möchte. Aber ich wusste noch nicht ganz genau, was es sein sollte. In der 9. Klasse musste ich dann ein Praktikum absolvieren und hatte keine Ahnung, wo. Meine Eltern schlugen daher vor, dass ich etwas ausprobiere, das ich eigentlich nicht machen möchte, damit ich zumindest weiß, welchen Weg ich nicht einschlagen will. Ich musste damals sofort an das Elektriker-Handwerk denken. Also machte ich ein Praktikum als Elektrikerin. Da hat es mich dann erwischt, und auf einmal dachte ich, das ist eigentlich echt spannend. In der 10. Klasse durfte ich erneut ein Praktikum absolvieren und wurde in meiner Entscheidung noch mehr bestärkt, dass es das ist, was ich machen möchte. Und jetzt bin ich hier.“

Wie sieht dein Alltag als Elektrikerlehrling aus?

„Es gibt Zeiten, in denen wir in der Schule sind und Unterricht haben. Aber wenn wir draußen unterwegs sind, dann ist die Arbeit sehr vielfältig. Im Moment arbeite ich an einem bestimmten Projekt, aber normalerweise fahren wir immer dort mit, wo gerade Hilfe gebraucht wird. So kommt man ganz gut rum. Unsere Firma ist vergleichsweise groß, das heißt, wir haben viele verschiedene Aufgaben. Dadurch kann ich auch einen Einblick in andere Bereiche, beispielsweise in die Betriebstechnik, bekommen. Es ist also gar nicht so einfach, meinen Alltag als Elektrikerlehrling zu beschreiben, weil er so vielfältig ist. Ich kann sowohl zu Familie Hansen rausfahren und eine Lampe auswechseln als auch an größeren Industrieprojekten mitarbeiten.“

War es schwierig für dich als Frau, eine Lehrstelle zu finden? Und wie wurdest du in deiner Firma, Haderslev El-Teknik, aufgenommen?

„Für mich persönlich war es tatsächlich nicht so schwierig. Ich war in einem sogenannten Brückenbauer-Verlauf an meiner damaligen Schule, und dort meinte mein Lehrer, er kenne eine Elektriker-Firma, die ich anrufen soll. Daraufhin war ich in der 10. Klasse bei Haderslev El-Teknik im Praktikum, und schon damals bin ich dort richtig gut aufgenommen worden. Es hat nicht lange gedauert, da habe ich mich dort auch auf eine Lehrstelle beworben und noch am selben Tag die Zusage bekommen. Ich habe genau eine Bewerbung geschrieben. Für mich war es also nicht sonderlich schwer, aber ich weiß, dass einige aus meiner Klasse deutlich mehr Schwierigkeiten hatten, eine Stelle zu finden – das betraf jedoch sowohl Mädchen als auch Jungen.“

Bei „Haderslev El-Teknik“ bist du die einzige Elektrikerin im Team. Wie ist es für dich, bei der Arbeit nur von Männern umgeben zu sein?

„Da habe ich, ehrlich gesagt, kein Problem mit. Es ist irgendwie normal für mich, muss ich sagen. Ich bin schon immer besser mit Jungs klargekommen als mit Mädchen. Für mich ist es daher nicht komisch.“

Das heißt, du hast immer jemanden, mit dem du dich austauschen kannst und wirst von deinen männlichen Kollegen ernst genommen?

„Ja, definitiv. Es ist nicht so, als würde ich nicht ernstgenommen werden von meinen Kollegen. Denn das tun sie. Wenn ich eine gute Idee habe, dann setzen wir diese auch um. Wir ergänzen uns gegenseitig, könnte man sagen.“

Was würdest du sagen ist die größte Herausforderung in deiner Ausbildung? Gibt es etwas, das für dich als Frau in einer Männerbranche herausfordernder ist als für deine männlichen Kollegen? Oder sind das nur Klischees?

„Ich glaube, ehrlich gesagt, dass das eher ein Klischee ist. Ich kann die gleichen Dinge wie meine Kollegen. Es gibt vielleicht leichte Kraftunterschiede. Ich trainiere nämlich nicht, bin also nicht die Stärkste (lacht). Aber ich kann die gleichen Dinge. Es macht daher keinen großen Unterschied. Wenn man das möchte, dann schafft man das auch. Das habe ich in meiner Ausbildung auf jeden Fall feststellen können. Und es ist nicht so schwer, wie es aussieht. Was die größte Herausforderung an meiner Ausbildung ist, weiß ich daher gar nicht. Vielleicht das Theoretische, das kann manchmal schon etwas schwieriger sein.“

Wie reagieren andere, wenn du ihnen erzählst, dass du eine Ausbildung zur Elektrikerin machst? Das ist ja doch etwas ungewöhnlich.

„Ganz am Anfang, so in der 9. Klasse, da hatte ich ein paar Klassenkameraden und Freundinnen, die meinten, ach, du machst doch Witze, als ich ihnen von meinem Ausbildungswunsch erzählte. Und auch meine Mutter hat eine Weile gebraucht, bis sie sich an den Gedanken gewöhnt hat, dass die Elektrikerausbildung das ist, was ich möchte. So gesehen ja, am Anfang gab es einige, die nicht wirklich an mich geglaubt haben. Aber jetzt sehen sie ja, dass ich damals keine Scherze gemacht habe.“

Hast du vielleicht einen Tipp für andere Mädchen, die sich ebenfalls vorstellen können, eine Ausbildung zur Elektrikerin oder in einer anderen sogenannten Männerbranche zu machen? Gibt es etwas, auf das man sich vorbereiten oder das man beachten sollte, wenn man diesen Berufsweg einschlagen möchte?

„Also, man sollte sich vielleicht nicht zu sehr aufbrezeln, sonst wird man nicht ernst genommen. Aber ansonsten sollte man einfach man selbst sein und vor allem an sich selbst glauben. Natürlich gibt es Leute, die das negativ sehen oder – wie formuliere ich das am besten – die sagen, es sei falsch, eine Frau in einem Männerjob zu sehen. Aber wenn man diesen Job machen möchte, dann kann man das auch. Wir können letztendlich so ziemlich das Gleiche wie Männer. Ich sage zwar selbst auch, dass es ein Männerjob ist, weil wir es schlicht und ergreifend als solchen betrachten. Aber im Prinzip könnte es genauso gut eine Frauenbranche sein.“

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