Kultur

Mit den Wächtern ab in den Keller

Mit den Wächtern ab in den Keller

Mit den Wächtern ab in den Keller

Hadersleben/Haderslev
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Seit etwa fünf Jahren führt die Wächtergilde durch die historischen Keller der Altstadt. Foto: Ute Levisen

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Wo immer in Hadersleben ein historisches Fest vom Stapel läuft, sind die Wächter nicht weit. Auch wenn die Hochsaison vorbei ist, sind die Wächter der Domstadt auf Achse – und zwar „unter der Stadt“ auf Kellertour.

Mit Morgenstern und Laterne drehen Kjeld Andresen und seine Mitstreiter von „Haderslev Kjøbstads Vægterlaug“ ihre Runden. Die Touristiksaison ist längst passé, doch die Wächter liegen nicht auf der faulen Haut.
„Es geht wieder los!“, sagt Kjeld Andresen.

Er und seine Wächterkollegen starten traditionsgemäß am Freitag, 24. November, ihren Abstieg in den Keller. Gern nehmen sie Interessierte zu einer Führung durch die Reformationskeller der Mittelalterstadt Hadersleben mit.

Einmal monatlich laden Kjeld Andresen und seine Wächterkollegen zum Abstieg ein. Foto: Ute Levisen

Treffpunkt am Dom

„Wir beginnen mit dem Besuch des Kellers unter dem Restaurant Tappo am Torvet und des Kellers in der Højgade 6“, kündigt Kjeld Andresen an. Treffpunkt ist wie gewohnt der Dom.

Vor gut vier Jahren kaufte die Domgemeinde das Gebäude mit dem Reformationskeller. Foto: Ute Levisen

Einmal monatlich lädt die Wächtergilde zu einer Führung durch historische Keller der Stadt ein, von denen es etwa zehn in der Altstadt gibt. Einige sind in Privatbesitz und daher nicht oder zumindest nicht jederzeit zugänglich.

Großes Interesse

„Das Interesse an unseren Kellerwanderungen ist ziemlich groß“, erzählt der Wächter: „Viele, zumeist Leute aus Hadersleben, packen die Gelegenheit beim Schopfe, in diese Keller zu kommen, von denen nur wenige etwas wissen.“

Die Wächtergilde gehört auf Stadtfesten, wie beim Herzog-Hans-Festival, zum „Inventar". Foto: Ute Levisen

Der mit Abstand bekannteste Keller ist der Reformationskeller. Die Domgemeinde hatte das Gebäude, das einstige Priesterseminar, vor gut vier Jahren gekauft. Einheimische bezeichnen das Gebäude über dem Keller als „das hässlichste Haus“ der Domstadt. Ist es doch eine Bausünde, die ihresgleichen sucht!

Über dem Reformationskeller am Dom residiert heute die Touristeninformation der Mittelalterstadt. Foto: Ute Levisen

Bausünde von Format

Zugleich ist es ein Haus mit einer wechselhaften Geschichte. Dort firmierten einst ein Käsehändler unter dem Namen „Osteklokken“ und bis vor einigen Jahren ein Fischhändler, wodurch die Käseglocke zum „Fiskehuset“ wurde. Anschließend nutzte es unter anderem der Museumsverband „HistorieHaderslev“ für Sonderausstellungen über die Geschichte der Stadt. Heute ist dort das Touristenbüro der Stadt untergebracht.

Seit der Übernahme des Kellers arbeitet die Domgemeinde daran, der einstigen Priesterschule aus der Zeit der Reformation neues Leben einzuhauchen und mithilfe des Kellers – und nicht zuletzt der Wächtergilde – die Domstadtgeschichte zu vermitteln.

Die Wächter drehen ihre Kellerrunde am Freitag nach Einbruch der Dämmerung ab 19 Uhr. Treffpunkt ist am Dom. Der Eintritt beträgt 50 Kronen pro Person.

Die Eingangspartie der einstigen Priesterschule

Dom und Priesterseminar

Die Haderslebener Marienkirche bzw. Dom zu Hadersleben ist nach dem Schleswiger Dom die größte Kirche im ehemaligen Bistum Schleswig. Zum einen war sie bis 1900 die einzige Pfarrkirche der im Mittelalter relativ wohlhabenden Handelsstadt – zum anderen richtete sich dort ein Kollegiatkapitel ein, das in der nördlichsten Propstei des Bistums unabhängig vom Schleswiger Domkapitel agieren konnte.
Mit der Reformation wurde das Kapitel aufgehoben. Christian III., Herzog von Hadersleben, veranlasste daraufhin die Gründung der Priesterschule. Deren Leitung übernahm der deutsche Theologe und Luther-Anhänger Johan Wenth. Dieser wurde indes 1537 zum Bischof von Ripen ernannt, was das höhere Schulwesen in Hadersleben vorerst zum Erliegen brachte – bis Herzog Hans im Jahre 1567 die Lateinschule an der Smedegade gründete.

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