Fabrikant Engel
„Ich bin ein Schleswiger“
„Ich bin ein Schleswiger“
„Ich bin ein Schleswiger“
Carl Damgaard Engel hat mit 85 Jahren die Zügel aus der Hand gegeben. Mit seiner Meinung zu Themen, die die Firma bewegen, hält er sich aber nicht zurück.
Carl Damgaard Engel ist 85 Jahre geworden. Der Fabrikant feierte seinen Ehrentag am 13. September im Kreise seiner Familie. Im Gespräch blickte der erfolgreiche Geschäftsmann zurück auf die Jahre in denen er an der Spitze des Familienunternehmens „F. Engel“ stand. Die Firma mit Hauptsitz am Norgesvej in Hadersleben, machte sich unter anderem mit seiner Berufsbekleidung „FE“ einen Namen.
Ursprünglich hatte Carl Engel geplant, den Geburtstag abseits der Öffentlichkeit zu begehen, denn seine Frau Ann (82) hat zurzeit gesundheitliche Probleme. „Als ich Ann erzählte, dass ich kein Interview geben wollte, fand sie die Entscheidung verkehrt. Und wenn man 55 Jahre verheiratet ist, dann hat man gelernt sich nach seiner Frau zu richten“, scherzt Carl Engel bei der Begrüßung auf „Johannistal“.
Villa „Johannistal“
Fabrikant Engel war sechs Jahre alt, als sein Vater Carl Jacobsen Engel, Villa „Johannistal“, mit direktem Zugang zum Außendamm erbauen ließ. „Es gab wohl viele Leute, die damals den Kopf schüttelten, als mein Vater an der Ripener Landstraße, auf einem Feld vor den Toren der Stadt, ein Haus errichtete“, blickte Carl Engel zurück. Er und seine drei Jahre jüngere Schwester, Inger Damgaard Engel, halfen dabei den Garten anzulegen, wobei sie jede Menge Unkraut zupften.
Carl und Inger Engel wurden in der damaligen St. Severin Schule eingeschult und Carl Engel schrieb sein Abi-tur an der Kathedralschule. Obwohl sein Vater aus deutschem Elternhaus stammte, war beschlossene Sache, dass seine Kinder in dänische Einrichtungen kommen. Carl Engels Mutter Metha, war aus einer dänisch gesinnten Familie. Ihr Vater hatte sich vorab der Eheschließung ausbedungen, dass seine kommenden Enkel dänische Einrichtungen besuchen sollten.
Carl Engel ging nach dem Abitur nach Deutschland, wo er in Hohenstein bei Heilbronn eine Ausbildung als Textilingenieur absolvierte, denn er wollte in das väterliche Textilunternehmen einsteigen. In dieser Branche wurde die Familie Engel genau genommen schon tätig, als Carl Damgaard Engels Großvater, Friedrich Carl Engel, 1888 aus Mecklenburg nach Hadersleben kam und einige Jahre später am Südermarkt ein Textilgeschäft eröffnete. Carl Damgaard Engel trat nach dem Studium für seine Branchenkenntnisse einen sehr lehrreichen Amerikaauffenthalt an. Er konnte an die guten Erfahrungen, die sein Vater in den Vereinigten Staaten gemacht hatte, anknüpfen. In Amerika lernte Carl D. Engel auch seine spätere Frau Ann kennen.
Eigentlich waren es die Eltern von Ann, mit denen sich Engel zunächst anfreundete und in Alabama besuchte. „Ich habe ein Foto von Ann gesehen und spontan den Wunsch gehabt mich mit ihr zu treffen“, erinnerte sich der erfolgreiche Unternehmer. Ann Engel arbeitete bereits in den Staaten als Lehrerin. Nach der Heirat ließ das junge Paar sich in Hadersleben nieder, damit Carl Damgaard Engel in die Firma, in der neben Carl Jacobsen Engel auch dessen Bruder Jacob Engel für Wachstum sorgten, einsteigen konnte. Gemeinsam mit seiner Schwester Inger, die der Firmenleitung fast gleichzeitig mit ihrem Bruder beitrat, ist Carl Damgaard Engel mehr als 50 Jahre für die Konfektionsfabrik tätig gewesen. Carl und Ann Engel und ihre Söhne haben etliche Jahre in Hoptrup gewohnt, bevor sie, nach dem Tod von Carl Engels Vater im Jahre 1986, sein Elternhaus an der Ripener Landstraße übernahmen. Ann Engel war kurzzeitig im Familienunternehmen tätig. Später arbeitete sie als Lehrerin und war unter anderem als Vikarin auf dem Ness beschäftigt.
Brüder bilden Triumvirat
Der gleitende Generationswechsel wurde vor einigen Jahren eingeleitet und nun wird das Unternehmen von Finanzdirektor Jørgen Lauritzen, Carl und Ann Engels drei Söhnen Carl Eric Engel, John Cockrell Engel und Lars Christian Harris Engel geleitet. Die Engel Brüder haben ein Triumvirat gebildet und arbeiten Seite an Seite, um das Unternehmen weiter zu führen und Wachstum zu sichern. Carl Engels Söhne schrecken auch nicht vor Neuerungen mit einem Branchenwechsel zurück.
Ein ehrgeiziges Bauprojekt soll, so die Zukunftspläne, das Deerhunter-Firmengelände der Familie Engel in der Weststadt, in ein Wohngebiet mit insgesamt 136 attraktiven Wohnungen verwandeln. „Wir bauen 44 Reihenhäuser. Das ist ein Projekt der jungen Generation“, sagt Carl Engel. Der 85-Jährige lässt keinen Zweifel darüber offen, dass er froh ist, dass es gelungen ist den Generationswechsel zu vollziehen, was ihn aber nicht daran hindert, fast täglich auf dem Firmensitz am Norgesvej „nach dem Rechten“ zu schauen. Mit Deutsch Drahthaar Chester kommt „Junior“, wie Carl Engel von alters her noch oft gerufen wird, in sein Büro im ersten Stock.
Profilierter Unternehmer
Mit seiner Meinung zu Themen, die die Firma bewegen, hält sich der erfahrene Stratege nicht zurück. Engel ist ein profilierter Unternehmer, der sich auch mit Vorstandsarbeit in anderen Unternehmen, wie beispielsweise der ehemaligen „Creditbank“ befasste. Für die Domstadtkommune wünscht sich der Fabrikant eine Stärkung des Gewerbes. Engel war 22 Jahre belgischer Honorarkonsul. „Das war eine interessante Zeit, in der ich viel erlebt habe“, erinnert sich Carl Engel, dem das Amt auch viele ehrenvolle Auszeichnungen einbrachte. Obwohl die Engels nun eines der größten Bauprojekte der jüngeren Stadtgeschichte angehen, sind Ann und Carl Engels nicht Willens ihren Wohnsitz in den „Engel-Park“ in der Weststadt zu verlegen: „Ich habe immer gesagt, dass ich ,Johannistal’ erst verlasse, wenn ich herausgetragen werde“, so der Senior-Fabrikant, der sein größtes Hobby, die Jagd, wegen Schulterproblemen aufgeben musste.
Seine Verbundenheit zur Natur kann Carl Engel vor der eigenen Haustür ausleben, wenn er durch den weitläufigen Park mit Chester an seiner Seite, zum Ufer des Damms schlendert. Die Villa ist übrigens nach dem ehemaligen Ausflugslokal benannt, das einst beliebter Treffpunkt der Domstadtbürger war und dort lag, wo die Engels nun ein Gästehaus für ihre Firma gebaut haben. „Mein Großvater stammte aus Mecklenburg, mein Onkel Jacob vertrat die deutsche Minderheit im Stadtrat und ich habe meine Ausbildung in Deutschland gemacht. Ich fühle mich als Schleswiger“, sagt der Haderslebener, der mit seiner Frau wechselweise Dänisch und Englisch spricht und dessen Söhne die Deutsche Schule Hadersleben (DSH) besucht haben, während seine Frau im kommunalen Schulsystem tätig war.