Lkws und Kinder

„Kritische Zone“ im Visier der Jüngsten

„Kritische Zone“ im Visier der Jüngsten

„Kritische Zone“ im Visier der Jüngsten

Karin Friedrichsen
Karin Friedrichsen Journalistin
Hadersleben/Haderslev
Zuletzt aktualisiert um:
Lastwagenfahrer Peter Frederik Vozny hatte viele Gäste in seinem Führerhaus, als die Verkehrskampagne in der Domstadt war. Foto: Karin Riggelsen

Praxisorientierte Verkehrserziehung mit Lkw-Karawane: Der Branchenverband ITD besuchte erstmals die Domstadt und zeigte dem Nachwuchs, worauf es bei der Sicherheit besonders ankommt.

Der Branchenverband ITD (Brancheorganisation for den danske vejgodstransport) hat erstmals mit seiner landesweiten Lkw-Karawane zur praxisorientierter Verkehrserziehung Hadersleben besucht.

Am Mittwoch steuerte die Karawane mit zehn Lkws und einer Polizeistreife das Bereitschaftszentrum  an: Mit Reimen und Liedern  wurde  der Fokus der  etwa 550  Unterstufenschüler, insbesondere auf Unfälle beim Rechtsabbiegen gerichtet. Die Kinder strömten aus Schulen der Domstadtkommune  an den Wilstruper Weg, um  etwas über Verkehrssicherheit zu lernen.

„Du musst hinter dem Lkw bleiben, wenn deine Knochen nicht Knacks sagen sollen“ (Du skal blive bag ved lastbilen, hvis dine knogler ikke skal sige knæk), war einer der eingängigen Songs, mit denen Entertainerin  Marianne Lewandowski   als „Magda“ ihr Publikum in den Bann zog. Die Schauspielerin ist auch  Sängerin und so begleitet sie bekannte Künstler wie Jacob Dinesen und Dicte.

Bei der Lkw-Karawane, die mit Informationsmaterial unterstützt wird, freundet sie sich mit dem Jungen „Kalle“ an. Es  entwickelt sich ein reger Dialog   über Lastwagen  und   Gefahrenmomente, denen man als  Fußgänger und Radfahrer im Straßenverkehr ausgesetzt sein kann.  Mit  ihrer Band und  den Showeinlagen weckte „Magda“ schnell  die Sympathie der jungen Zuhörer und konnte wichtige  Botschaften  vermitteln.

 

Der Fokus war lag auf dem roten Punkt am Vorderrad des Lkws. Foto: Karin Riggelsen

Der „tote Winkel“ war das zentrale Thema

Es gibt, so ITD-Projektleiterin  Malene Vitus,  wichtige Regeln,   die u. a. beim Kampf gegen schwere  Unfälle durch abbiegende Lkw zu beachten sind. Die „kritische Zone“, in Deutschland  als  „toter Winkel“ bekannt, war das zentrale Thema.

„Es ist das sechste Mal, dass  wir diese Kampagne durchführen. Unsere Branche transportiert über 90 Prozent der Waren, die in Dänemark   unterwegs   sind. Deswegen ist es uns  wichtig soziale Verantwortung zu übernehmen, und zu erzählen, wie man sich verhält, wenn man auf einen Lkw   trifft“, erklärte Projektleiterin Malene Vitus.

Jens Hørlyck
Die Polizisten Jens Hørlyck und Jacob Scherrebeck (v.l.) machten den Helm-Ei-Test mit den Schülern. Foto: Karin Riggelsen

Extra Zeit vor dem Abbiegen

Der Branchenverband habe „ein großes Budget“ in die Durchführung der Kampagne, die vom „FDE Fonden“ unterstützt wird,  investiert, um tragischen Unfällen vorzubeugen. Im Vorjahr kamen in Dänemark fünf Menschen bei  Rechtsabbiegeunfällen ums Leben, bedauerte Malene  Vitus.

Im Führerhaus  von Sattelanhänger-Fahrer  Peter Frederik Vozny   ging es Mittwoch zu wie im Taubenschlag. Der ausgebildete Lagerarbeiter und  Lastwagenfahrer aus Gjenner arbeitet bei „Fair-Trans“. „Ich arbeite seit acht Jahren in der Branche. Ich war   noch   nie in einen  Rechtsabbiegeunfällen verwickelt. Ich möchte um alles in der Welt  einen Unfall verhindern. Deswegen nehme ich auch an der Kampagne teil“, so der Lkw-Fahrer. Der 27-Jährige  ist oft im  Städteverkehr unterwegs: „An der Ampelkreuzung    lasse ich mir   fünf Sekunden   extra Zeit, um mich nochmal zu orientieren, bevor ich    abbiege“.  

Markus Witt, Elisabeth Pier und Nicole Treike (v.l.) kamen als Beobachter aus Flensburg und Kiel. Foto: Karin Riggelsen

Nachbarn auf dem „Beobachterposten“

Ein Trio von südlich der Grenze ist bei der, in Hadersleben  durchgeführten, Verkehrskampagne  eingeladen gewesen. Markus Witt, Elisabeth Pier und Nicole Treike gehören dem gemeinnützigen Verein   „Landesverkehrswacht Schleswig-Holstein“ in Kiel an. Die Einladung  vom Branchenverband ITD habe man, so Markus  Witt, gerne angenommen.

Die  Verkehrswacht plane, laut  Witt, ein   ähnlich gelagertes Projekt: „Wir wollen das dann anpassen auf Schleswig-Holstein. Wir sind mitten in den Planungen“, sagte Markus Witt.  Das Projekt zielt  darauf ab, dass eine Auftaktveranstaltung in Flensburg durchgeführt wird. In Schleswig-Holstein kamen 2017 acht Schüler als Fußgänger und als Fahrradfahrer bei Unfällen mit Lkws ums Leben.

„Die Unfallzahlen bei uns steigen leider“, bedauerte Witt, der hauptberuflich als Kreisfachberater für Verkehrserziehung beim Schulamt der Stadt Flensburger arbeitet. „In Hadersleben bin ich quasi in einer Doppelfunktion“, erzählte Witt. Er und seine Helfer hoffen, ihre Kampagne bis zum Sommer 2019 umsetzen zu können.  „Wir sind optimistisch“, sagte Markus  Witt. Die Gäste aus Flensburg und Kiel waren  angetan von der Show.

„Die Kinder werden altersgerecht an das ernste Thema herangeführt. Sie haben die Showeinlage sehr aufmerksam verfolgt“, stellte  Markus Witt fest.

Mehr lesen

Leserbrief

Meinung
Kristian Pihl Lorentzen
„Hærvejsmotorvejen som grøn energi- og transportkorridor“