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Mobil durch Nordschleswig – auch ohne Auto

Mobil durch Nordschleswig – auch ohne Auto

Mobil durch Nordschleswig – auch ohne Auto

Hadersleben/Haderslev
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Piet Schwarzenberger hat sich bewusst für ein Leben ohne Auto entschieden. Stattdessen setzt er im Alltag auf Bus und Bahn. (Archivfoto) Foto: Karin Friedrichsen

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Ein Leben ohne eigenes Auto können sich viele Nordschleswiger wahrscheinlich nur schwer vorstellen. Piet Schwarzenberger, stellvertretender Schulleiter an der Deutschen Schule Hadersleben, hat sich jedoch bewusst für ein Leben ohne Auto entschieden – und es bislang nicht bereut.

In Nordschleswig ohne eigenes Auto – das geht doch gar nicht, würden viele Nordschleswiger wahrscheinlich spontan sagen. Dass man in Nordschleswig jedoch auch ohne Auto sehr gut zurechtkommen kann, weiß Piet Schwarzenberger, stellvertretender Schulleiter an der Deutschen Schule Hadersleben. Er und seine Frau Lotte haben sich bewusst für ein Leben ohne Auto entschieden.

„Ich wollte ursprünglich nicht einmal meinen Führerschein machen“, verrät Piet Schwarzenberger im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“. Ein einschneidendes Erlebnis während seines Zivildienstes habe ihn allerdings umgestimmt, meint der Fachlehrer für Physik und Geschichte. Den Führerschein hat er daher, ein eigenes Auto besitzen er und seine Frau dennoch nicht – der Umwelt zuliebe.

Zu Fuß statt mit dem Auto

Obwohl er und seine Frau nicht „missionarisch“ unterwegs seien, wie Schwarzenberger es nennt, habe er in Gesprächen häufiger das Gefühl, dass sich die Leute provoziert fühlen, wenn er von seinem Leben ohne Auto berichtet.

Den Weg zur Arbeit geht Piet Schwarzenberger zu Fuß. „Da ist es von Vorteil, dass ich nur zehn Minuten entfernt wohne“, so der stellvertretende Schulleiter der DSH. Foto: Annika Zepke

„Vielleicht liegt das daran, dass sie sich in ihrem eigenen Autokonsum hinterfragt fühlen. Ich glaube, viele merken gar nicht, wie viele Kleinstfahrten sie im Alltag mit dem Auto machen“, meint Schwarzenberger, der in Hadersleben die meisten seiner Wege zu Fuß zurücklegt, obwohl Freunde und Bekannte ihm nicht selten anbieten, ihn mit dem Auto mitzunehmen. „Wenn sie dafür allerdings einen Umweg fahren müssen, lehnen wir in der Regel ab“, erzählt der Wahl-Haderslebener, „denn das ist ja nicht Sinn und Zweck der Sache.“

Car-Sharing in Hadersleben keine Option

Grundsätzlich sei er jedoch ein Fan von Car-Sharing-Angeboten, so Schwarzenberger. „Leider gibt es diese Option nicht in Hadersleben, daher müssen wir, wenn wir für längere Strecken doch einmal ein Auto benötigen, auf die Autovermietung zurückgreifen.“

Eine direkte Busverbindung nach Flensburg würde ich sehr begrüßen.

Piet Schwarzenberger

Für gewöhnlich setzen er und seine Frau jedoch auf Bus und Bahn als Verkehrsmittel. „Das funktioniert eigentlich ganz gut. Natürlich kommen wir mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht überall hin, das ist klar, aber dafür müssen wir bei Ausflügen keine Rundtouren machen, weil wir nicht zu unserem geparkten Auto zurückkehren müssen, sondern an der nächsten Haltestelle einfach in den Bus steigen können.“ 

Mit dem Bus nach Flensburg

Auch die gelegentlichen Einkaufstouren nach Flensburg werden mit dem Bus gemacht, wie Schwarzenberger erklärt: „Das dauert zwar gut zwei Stunden, bis wir ankommen, aber wir machen dann meist eine Art Mini-Urlaub daraus. Wir fahren morgens mit dem Bus hin, frühstücken dort erst einmal schön, erledigen unseren Einkaufsbummel, gehen noch eine Runde spazieren, essen in Flensburg zu Mittag und fahren gegen Abend mit dem Bus wieder zurück.“

Als Kandidat der Schleswigschen Partei möchte Piet Schwarzenberger sich für eine direkte Busverbindung nach Flensburg sowie ein verlässliches und erkennbares Systen für den öffentlichen Nahverkehr starkmachen. (Archivfoto) Foto: Ute Levisen

Doch auch wenn die beiden ihre Ausflüge nach Flensburg genießen, einen Verbesserungswunsch hat Piet Schwarzenberger: „Eine direkte Busverbindung nach Flensburg würde ich sehr begrüßen.“ Als Mitglied der Schleswigschen Partei und Kandidat für die diesjährigen Kommunalwahlen in Hadersleben macht er sich daher für genau dieses Thema stark.

Busfahren will gelernt sein

Die Busverbindung nach Flensburg ist jedoch nicht sein einziger Vorschlag, wie sich der Nahverkehr in der Region verbessern lassen könnte: „Die größeren Orte, wie Tondern, Sonderburg und Apenrade sowie alles, was auf dem direkten Weg liegt, erreicht man mit den Bussen ganz gut.“ Viele Busverbindungen seien jedoch eine Mischung aus Linien- und Bedarfsverkehr, so Schwarzenberger: „Das heißt, man muss sich über die App immer ganz genau informieren, ob und wann der nächste Bus fährt.“

Auch wir mussten in Zeiten von Corona häufiger auf das Auto zurückgreifen. Ich hoffe aber, dass der öffentliche Verkehr nach der Pandemie noch einmal eine Renaissance erlebt.

Piet Schwarzenberger

Genau darin sieht der SP-Kandidat ein Problem: „Man muss sich auskennen, zumindest aber muss man sich vor der Abfahrt gut informieren.“ Ein verlässliches, erkennbares System für den öffentlichen Nahverkehr, eine bessere Anbindung an die Bahnhöfe und eine höhere Taktdichte könnten dagegen Abhilfe verschaffen und die öffentlichen Transportmittel wieder attraktiver machen, meint der Wahl-Haderslebener, der bedauert, dass der Nahverkehr in Zeiten von Corona in Verruf geraten ist.

„Auch wir mussten in Zeiten von Corona häufiger auf das Auto zurückgreifen. Ich hoffe aber, dass der öffentliche Verkehr nach der Pandemie noch einmal eine Renaissance erlebt.“

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