Deutsche Minderheit

Haderslebener Frauenverein: 150 Jahre Geselligkeit

Haderslebener Frauenverein: 150 Jahre Geselligkeit

Haderslebener Frauenverein: 150 Jahre Geselligkeit

Hadersleben/Haderslev
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Der Frauenverein bei der Feier zum 100-jährigen Bestehen im Bürgerverein Foto: Privatfoto

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Der Haderslebener Frauenverein feiert in diesem Jahr sein 150-jähriges Bestehen und blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. In Berlin nahm mit Kaiserin Augusta alles seinen Anfang. Auch wenn sich seither vieles geändert hat, eines hat Bestand – und das ist die Geselligkeit, die bis heute im Bürgerverein an der Schlossstraße großgeschrieben wird.

Lange ist es her: Am 30. Dezember 1872 wurde der Haderslebener Frauenverein, damals unter der Bezeichnung „Haderslebener Zweigverein des Vaterländischen Frauenvereins zu Berlin“, aus der Taufe gehoben. Kaiserin Augusta war die erste Schirmherrin des Muttervereins.

Ein Verein für unbescholtene Frauen und Jungfrauen

In Hadersleben fand kurz nach der Gründung das erste Treffen in der alten Kathedralschule an der Goskierstraße statt. 48 Frauen aus dem gut situierten Bürgertum der Domstadt nahmen daran teil. Sie hatten der Bekämpfung der Armut den Kampf angesagt. Acht Frauen und zwei Männer zählte der erste Vorstand des neu gegründeten Zweigvereins, in dem jede „unbescholtene Frau und Jungfrau, ganz gleich, welchen Standes oder Glaubens“ Mitglied werden konnte.
 

Eine Jubiläumsschrift mit einem Vorwort von Archivarin Sidsel Maria von Qualen, Historie Haderslev, erzählt von der Geschichte des Vereins. Foto: Jubiläumsschrift

Hilfe für Bedürftige

Der Verein machte sich gleich ans Werk: Hilfe für bedürftige Menschen in mannigfaltiger Form war ein zentraler Teil seiner Arbeit. Das Geld dafür kam durch Sammelaktionen, aber auch durch Wohltätigkeitsbasare zusammen. In Zusammenarbeit mit der Diakonissenstiftung in Flensburg organisierte der Frauenverein auch die Gemeindepflege. Die Hausbesuche der Schwestern bei Familien, arm wie wohlhabend, machte einen wichtigen Teil der Vereinsarbeit aus.

Bis zu Beginn des Ersten Weltkriegs dehnte der Frauenverein sein Hilfsangebot auf Wöchnerinnen und Arbeitslose aus. Kindern ermöglichte er Kuraufenthalte. 183 Mitglieder zählte er bereits im Jahre 1913.

Während des Ersten Weltkriegs leistete der Frauenverein Kriegshilfe. Bis heute erinnert das Denkmal der deutsch gesinnten Gefallenen auf dem Klosterfriedhof (um 1930) an diese Zeit. Foto: Ute Levisen

Krieg und Veränderung

Der Krieg brachte auch für den Frauenverein der Domstadt gravierende Veränderungen mit sich. Seine Hauptaufgabe war nunmehr die Kriegshilfe. 1917 wurden die Frauenvereine im damaligen Kreis Hadersleben zu einem Verband zusammengeschlossen, um diese Hilfeleistungen besser koordinieren zu können.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und mit der Volksabstimmung 1920 brach auch für den Frauenverein eine neue Ära an, wenngleich er sich aus der großen Politik heraushielt. 1919 bekam der Haderslebener Frauenverein seinen heutigen Namen, da der Mutterverein ein Teil des Roten Kreuzes wurde.

Eine Satzungsänderung steckte den künftigen Kurs ab: Fortan sollte der Verein lediglich in Hadersleben die Armut bekämpfen und sich in der Gemeindepflege engagieren. Das zentrale Anliegen des Vereins änderte sich somit auch nach der Volksabstimmung nicht.

Bis heute bildet der Bürgerverein, Haderslevhus, den Rahmen um die Veranstaltungen des Haderslebener Frauenvereins. Foto: Ute Levisen

Wachsender Druck durch die Nazis

Mit der Machtübernahme 1933 durch Hitler in Deutschland wuchs zugleich der politische Druck auf den Verein. In einer Stellungnahme 1934 unterstrichen seine Mitglieder, dass ihre Hilfeleistungen allen Menschen zukommen sollten, ungeachtet der politischen oder nationalen Gesinnung. Sie wehrten sich zudem gegen eine Gleichschaltung mit der NS-Frauenschaft.

 

Keine politische Stellungnahme

Über die Zeit während des Zweiten Weltkriegs im Frauenverein ist wenig bekannt. Nach der Befreiung erwies es sich für dessen Mitglieder als Vorteil, dass sie sich in den „dunklen Jahren“ unpolitisch verhalten hatten: So konnte der Verein in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung seine Arbeit schnell wieder aufnehmen.

In den Nachkriegsjahren trat das wohltätige Engagement des Haderslebener Frauenvereins angesichts des Ausbaus des dänischen Sozialstaates zunehmend in den Hintergrund. Nunmehr stand das gesellige Beisammensein im Mittelpunkt der Vereinsarbeit, unter anderem mit den monatlich stattfindenden Nachmittagen ab 1967. Ende der 50er-Jahre erlebte der Verein mit einer Mitgliederzahl von 382 einen regelrechten Boom – nicht zuletzt, weil das Deutschtum in Nordschleswig unter Druck geraten war und der Frauenverein mit seinen vielen Veranstaltungen die deutsche Sprache und Kultur pflegte.
 

Seit elf Jahren ist Monika Knutzen Vorsitzende des Haderslebener Frauenvereins. Foto: Karin Riggelsen

Jubiläumsfest im Bürgerverein

Das soziale Beisammensein ist bis in die Gegenwart das wichtigste Anliegen des Haderslebener Frauenvereins geblieben. Heute zählt er etwa 90 Mitglieder. Seit elf Jahren ist Monika Knutzen seine Vorsitzende – und in dieser Funktion lädt sie am 8. März von 13 bis 15 Uhr zu einem festlichen Empfang in den Bürgerverein an der Schlossstraße ein, wo es 150 Gründe zum Feiern geben wird.

 

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Kommentar

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