Stadtexperiment

Bunt, bunter, Citybikes: Kunsthallen-Projekt nimmt Form an

Bunt, bunter, Citybikes: Kunsthallen-Projekt nimmt Form an

Bunt, bunter, Citybikes: Kunsthallen-Projekt nimmt Form an

Hadersleben/Haderslev
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Helene Fig vom „Onsdagskollektivet“ hat Gefallen am Umgestalten der Fahrräder gefunden: Die 19-Jährige möchte auch ihrem eigenen Rad einen neuen Anstrich verpassen. Foto: Annika Zepke

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City-Bikes gibt es in vielen Städten auf der Welt. Doch die Fahrräder, die das Mittwochskollektiv derzeit in der Kunsthalle 6100 für die Haderslebenerinnen und Haderslebener zur freien Nutzung gestaltet, sind zweifelsohne einzigartig.

Es soll ein Geschenk an die Stadt und ihre Bürgerinnen und Bürger werden: das „Jernheste“-Projekt von der Haderslebener Kunsthalle 6100 in Zusammenarbeit mit dem Mittwochskollektiv.

Fahrräder als gesellschaftliches Experiment

„Wir betrachten es als großes Experiment“, erklärt Marie Durfresne, Leiterin der Kunsthalle 6100. „Wir wollen sehen, wie diese Art von Geschenk angenommen wird, und ob es von Bedeutung ist, dass viel Zeit und Arbeit in die Gestaltung der Räder geflossen sind.“

Foto: Annika Zepke

Bei dem Projekt gehe es darum, alte Gegenstände aufzuwerten und sie wieder in Umlauf zu bringen, meint Dufresne. Zusammen mit Oliver Maarup Jørgensen, Initiator und Leiter des jungen Künstlerkollektivs „Onsdagskollektivet“, dem Kopenhagener Künstler Christian Finne sowie vielen freiwilligen Helfern hat sie daher den ausrangierten Rädern, die ihnen nach einem Online-Aufruf von einigen Haderslebenerinnen und Haderslebenern überlassen wurden, in den vergangenen Tagen einen neuen Anstrich verpasst.

Einzigartige Designs

Dabei sind viele einzigartige Fahrrad-Designs entstanden. „Das war ein ganz natürlicher wildwachsender Prozess“, erzählt Christian Finne. Der ausgebildete Künstler, der sich hauptsächlich dem Zeichnen verschrieben hat, schlüpfte für den dreitägigen Workshop in der Kunsthalle in die Rolle des kreativen Prozessleiters. 

Der Kopenhagener Künstler Christian Finne half mit seiner Expertise bei der Gestaltung der neuen Citybikes. Foto: Annika Zepke

„Wir hatten erst überlegt, die Räder auf einem ganz professionellen Niveau zu gestalten, mit am Computer gefertigten Zeichnungen als Schablone und allem Drum und Dran. Aber letztendlich haben wir uns dann für das Freihandzeichnen entschieden“, so Finne.

Unerwartete Inspirationsquelle

Die Inspiration für das jeweilige Design der Fahrräder sei auf unterschiedliche und teils unerwartete Weise zustande gekommen, verrät Marie Dufresne. „Bei diesem Rad hier fanden wir zum Beispiel den Sattel unglaublich hässlich und wussten lange nicht, was für einen Look wir dem Rad verpassen sollen. Aber dann diente das Muster des Sattels quasi als Motor für das restliche Design“, sagt die Leiterin der Kunsthalle und verweist auf ein dunkelgrünes Fahrrad mit knallgrünem Muster.

Das Muster des Sattels hat diesem Fahrrad zu seinem neuen Look verholfen. Helene Fig verpasst dem Rad den letzten Feinschliff. Foto: Annika Zepke

Das Muster sei ein Produkt kollektiver Arbeit, erklärt Helene Fig vom „Onsdagskollektivet“. Wer gerade Lust und Zeit hat, komme in der Kunsthalle vorbei und greife zum Pinsel oder Farbstift, erklärt die 19-Jährige das Arbeitsprinzip. Sie selbst sei nach eigener Aussage ganz inspiriert von dem Projekt. „Ich habe richtig Lust anschließend mein eigenes Fahrrad umzugestalten“, verrät Fig.

Auftakt der Festwoche

Bis die Räder in ihrer neuen Schönheit der Öffentlichkeit präsentiert werden, müssen sich die Domstädterinnen und Domstädter noch ein wenig gedulden. Das „Jernheste“-Projekt ist Teil der Festwoche von „Trekantsområdet“ und wird als solches am Freitag, 27. August, ab 16 Uhr in der Haderslebener Innenstadt präsentiert.

„Bis dahin gibt es noch viel zu tun“, sagt Marie Dufresne. Ein Fahrradständer als Sammelstelle für die Räder, die den Domstädtern künftig jederzeit kostenlos zur Verfügung stehen sollen, müsse noch her. „Auch Reflektoren und Lichter müssen wir noch anbringen“, erklärt Dufresne. Zudem werde auf Sicherheit großen Wert gelegt, so die Kunsthallen-Leiterin, deshalb sollen neben den Fahrrädern auch Helme zur freien Nutzung bereitgestellt werden.

Daniel Fabricius Sommerkorn von der Sportcoachingfirma „Endufabrikken“ spendet dem Projekt nicht nur Helme im Wert von 1.000 Kronen, sondern packt auch selbst fleißig mit an. Foto: Annika Zepke

Helm-Spende

Da Helme im Vergleich zu den Zweirädern nur wenig gespendet wurden, hat Daniel Fabricius Sommerkorn, Inhaber der Sportcoachingfirma „Endufabrikken“, einen Satz Helme springen lassen. Für den Wahl-Haderslebener, der neben dem Coaching von Triathleten, Läufern und Radsportlern auch selbst ein großer Fan des Radfahrens ist, wie er dem „Nordschleswiger“ gegenüber erklärt, sei die Unterstützung des Projekts eine Herzenssache.

„Ich war schon immer der Meinung, dass Hadersleben Fahrräder für seine Gäste parat haben sollte. Die Kunsthalle und das Onsdagskollektivet leisten in dieser Hinsicht eine tolle Arbeit und sind eine Bereicherung für die Stadt. Das möchte ich gerne unterstützen.“

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