Schleswigsche Sammlung

Aus fürs Kulturerbe: Kein Geld für historische Kutschen

Aus fürs Kulturerbe: Kein Geld für historische Kutschen

Aus fürs Kulturerbe: Kein Geld für historische Kutschen

Hadersleben/Haderslev
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Zu Beginn des neuen Jahres schließt die Schleswigsche Kutschensammlung. Foto: Ute Levisen

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Die Tage der Schleswigschen Kutschensammlung in Hadersleben sind gezählt. Der kommunale Kulturausschuss kündigt eine Vereinbarung mit dem nordschleswigschen Museumsverband „Museum Sønderjylland“ wegen Geldmangels im Kulturbudget. Was mit den 50 historisch wertvollen Kutschen geschieht, ist ungewiss. Doch es gibt auch eine gute Nachricht.

Fünf Jahre ist es gut gegangen, doch für den kommunalen Kulturausschuss der Kommune Hadersleben ist jetzt finanziell das Ende der Fahnenstange erreicht: Zum 1. Januar 2023 kündigt er eine entsprechende Vereinbarung mit dem nordschleswigschen Museumsverband „Museum Sønderjylland“ von 2017 und schließt die Schleswigsche Kutschensammlung unter dem Dach von Schaumanns Kleiderfabrik.

Das Museum Sønderjylland übernimmt 50 Kutschen, die als historisch wertvoll gelten. Foto: Ute Levisen

Entscheidung mit „blutendem Herzen“

„Diese Entscheidung ist gerade erst gefallen. Jetzt muss die Leitung von Museum Sønderjylland verkraften, dass sie auf einmal über 50 historisch wertvolle Kutschen verfügt“, sagt der Ausschussvorsitzende Kjeld Thrane (Konservative Volkspartei).

Sein Ausschuss habe diese Entscheidung mit „blutendem Herzen“ getroffen: „Die Sammlung ist einzigartig, und ich bedaure, dass sie geschlossen werden muss. Doch müssten wir einiges investieren, wollten wir das Museum in die von uns gewünschte Richtung entwickeln – und dafür ist jetzt einfach nicht der richtige Zeitpunkt.“

Ungewisse Zukunft

Somit ist noch ungewiss, wie es mit den 50 Kutschen weitergeht, die fast die Hälfte der Wagensammlung in Schaumanns Kleiderfabrik ausmachen. Ungewiss ist auch, ob sie in Zukunft – gezogen von prächtigen Pferdegespannen – über das Kopfsteinpflaster rollen werden, beispielsweise während des Besuchs von Königin Margrethe: „Vielleicht ist Schloss Gramm daran interessiert, einige zu übernehmen oder die Törninger Mühle“, hofft der Kulturpolitiker.

 

Kjeld Thrane, hier zu sehen in Von Oberbergs Haus, sieht keinen anderen Ausweg als eine Schließung des Museums. Foto: Ute Levisen

Werkstätten nicht betroffen

Die gute Botschaft nach der jüngsten Sitzung des Ausschusses ist: Die Holz- und die Metallwerkstätten, die für die Instandhaltung der alten Gefährte Sorge tragen, sind von den Einsparmaßnahmen nicht betroffen und bleiben bestehen. Sie werden sich künftig um die übrigen 60 Gefährte kümmern, die nicht als historisch wertvoll gelten und der Kommune gehören.

Die beiden Werkstätten unter dem Dach von Schaumanns Kleiderfabrik bleiben erhalten. Foto: Ute Levisen

Um den Werkstattbetrieb finanziell abzusichern, der eine Flexjob-Stelle umfasst, stellt die Kommune einen Fachmann oder -frau ein. Ansonsten sorgen Ehrenamtliche für die Instandhaltung.

Ersparnis von 1,6 Millionen Kronen

Mit der Schließung der Schleswigschen Kutschensammlung in Regie der Kulturorganisation „Historie Haderslev“ erzielt der Ausschuss eine Ersparnis von 1,6 Millionen Kronen. Zugleich erhalten die beiden Werkstätten 100.000 Kronen, um ihren Betrieb aufrechterhalten zu können.

Künftig werden die Werkstätten der Kutschensammlung auch Restaurierungsaufträge von außerhalb annehmen. Foto: Ute Levisen

Zur Kulturorganisation „Historie Haderslev“ gehören neben dem historischen Archiv der Domstadtkommune die beiden Stadtmuseum Von Oberbergs Haus und die Ehlerssammlung an der Schlossstraße in der Haderslebener Altstadt. Die Sammlung gilt als eine der größten ihrer Art in Nordeuropa.

Die Ehlerssammlung war vor vier Jahren ebenfalls von einer Schließung bedroht. Eine Klausel im Nachlassvertrag verhinderte das Aus. Foto: Ute Levisen

Weniger „Nischen-Museen“

Auch über dieser Sammlung in einem der ältesten Häuser der Stadt schwebte vor vier Jahren im Rahmen von Kürzungsvorschlägen das Damoklesschwert einer Schließung. Doch eine Klausel im Nachlassvertrag mit dem Begründer der Sammlung, Louis Ehlers, sieht vor, dass die Sammlung in dessen Wohnhaus verbleiben muss: „Daher können wir die Keramiksammlung nicht einfach woanders ansiedeln“, sagt Kjeld Thrane. Er bedauert, dass es in der künftigen Museumslandschaft keinen Platz mehr für „Nischen-Museen“ geben werde: „Wir werden zwar weniger Museen haben, dafür aber publikumswirksame.“

 

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