Theaterkritik

Arbeiterlieder vom Herzen

Arbeiterlieder vom Herzen

Arbeiterlieder vom Herzen

Hadersleben/Haderslev
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16 Lieder aus dem Liederbuch der Arbeiter hat Regisseur Nikolaj Mineka ausgewählt. Foto: Søren Hasselgaard Skaaning

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„Arbeiter – Lieder vom Herzen“ präsentiert das Møllen-Theater in Hadersleben gemeinsam mit seinen Kollegen vom Team Teatret in Herning. Protest- und Arbeiterlieder, stimmungsvolle, laute und leise, gar schrille Töne lösen einander ab. Selbst für Kampflied erprobte Zuschauer bietet das 80-minütige Theaterkonzert manche Überraschung.

„Arbejder – Sange fra Hjertet“ – nach diesem Motto hat sich Nikolaj Mineka vom Møllen-Theater das altehrwürdige, rote Arbeiterliederbuch vorgeknöpft – und gemeinsam mit seinen Kollegen vom Herninger Team Teatret ein Theaterkonzert auf die Bühne gebracht. Am Donnerstagabend feierte es im Theater am Haderslebener Mühlenstrom seine Premiere im Landesteil.

Neue Seiten alter Lieder

16 Lieder hat der Regisseur und Theaterdirektor aus dem Liederbuch der Arbeiterklasse ausgewählt. Dessen Geschichte reicht bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Bei einigen könnte ich fast mitsingen – auf Deutsch. Sie erinnern mich an meine Zeit in einer Agitprop-Singegruppe – ja, so hieß das damals –, als ich mich anschickte, mit dem Mikrofon vor der Nase und der Gitarre in der Hand die Welt zu verändern.

Na ja – mit Musik lässt sich die Welt zwar nicht bekehren, wohl aber gut daran arbeiten: für Toleranz, Gemeinschaft, Solidarität. Genau das vermittelt die Inszenierung der beiden Theaterensembles. Mehr noch. Die sieben Akteure, fünf Schauspielerinnen und Schauspieler sowie eine Musikerin und ein Musiker, bringen uns alte und neuere Arbeiterlieder dar, wie wir sie wohl noch nie vernommen haben.

Unglaublich vielseitig agieren die Darstellerinnen und Darsteller, auch in musikalischer Hinsicht. Foto: Søren Hasselgaard Skaaning

Spartanisch gestaltetes Bühnenbild mit hohem Wirkungsgrad

Ungewohnt verspielt die Internationale, zum Beispiel. Ernst und Spaß, Melancholie und Lebensfreude wechseln sich ab in diesem Konzert, das seine volle Wirkung dank der enormen Musikalität und schauspielerischen Professionalität seiner Agierenden voll entfaltet und das Publikum in den Bann zieht. Ergänzt wird die Darbietung durch das gewohnt spartanische, nichtsdestotrotz fantasiereich ersonnene Bühnenbild – diesmal in Form von Metallkleiderschränken, ergänzt durch eine stimmungsvolle Lichtshow.

Viele Male ist das Arbeiterliederbuch im Laufe der Zeit überarbeitet und um neues Liedgut bereichert worden. „Sommerfugl i Vinterland“ aus der Feder des Norwegers Halvdan Sivertsen ist meine ganz persönliche Neuentdeckung in diesem Liederschatz, eindrucksvoll interpretiert von Klaus Andersen. „Hallo Charmør“ eine weitere.

Wow – was für ein Theater!

 

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