Geschichte

Kanada entschuldigt sich für Abweisung der Irrfahrt Gustav Schröders

Kanada entschuldigt sich für Abweisung der Irrfahrt Gustav Schröders

Kanada entschuldigt sich für Abweisung der Irrfahrt Gustav Schröders

dm-ch
Ottawa/Hadersleben
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Kanadas Premierminister Justin Trudeau im Gespräch mit Ana Maria Gordon Foto: Chris Wattie/Reuters/Ritzau Scanpix

Premier Trudeau sprach in Ottawa mit der letzten lebenden Passagierin der St. Louis, auf der zahlreiche Juden mit Hilfe des Haderslebener Kapitäns entkommen wollten.

Kürzlich ehrte die Stadt Hadersleben den in der  Domstadt geborenen Kapitän Gustav Schröder für seine Rettungstat 1939 für Hunderte von jüdischen Passagieren mit dem Überseedampfer „St. Louis“. Nun hat sich Kanada offiziell dafür entschuldigt, weil das Land damals das Schiff mit den jüdischen Flüchtlingen abgewiesen hatte.  Mit 907 jüdischen Passagieren  aus Deutschland an Bord hatte das Schiff unter der Leitung von Kapitän Gustav Schröder im Mai 1939 zunächst Kuba angelaufen, jedoch ebenso vergeblich wie später die USA und Kanada. Kanadas Antwort lautete damals: „None is too many“ – keiner ist schon zu viel.

Kanadas Premier Justin Trudeau hat nach einem Gespräch mit der einzigen noch lebenden Passagierin der St. Louis, Ana Maria Gordon, im kanadischen Unterhaus eine Entschuldigung für sein Land ausgesprochen: „Wir entschuldigen uns auch bei all jenen, die den Preis  für unser Nichtstun bezahlt haben. Die wir zu dem Horror der Todeslager verdammt haben.“ Die Entschuldigung kommt kurz vor dem 80. Jahrestag der Pogromnacht in Deutschland.

Wie die ARD berichtet, hat auch der konservative Oppositionsführer Andrew Scheer eine Entschuldigung ausgesprochen. „Es ist keine Schande für ein Land, schändliche Taten der Vergangenheit einzuräumen. Eine echte Schande wäre es, sie zu vergessen und nicht von ihnen zu lernen“, sagte er.

Nachdem Kapitän Schröder vergeblich um Aufnahme seiner jüdischen Passagiere  gebeten hatte, kehrte die St. Louis nach Europa zurück, ging in Antwerpen vor Anker, wo sich viele Flüchtlinge auf Frankreich, Belgien und die Niederlande verteilten und wo 254 von ihnen später von den Nazis ermordet wurden.

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