Tierschutz

Meisterlehre mit Stacheln: Zu Gast in Monas Igelkrankenhaus

Meisterlehre mit Stacheln: Zu Gast in Monas Igelkrankenhaus

Meisterlehre mit Stacheln: Zu Gast in Monas Igelkrankenhaus

Woyens/Vojens
Zuletzt aktualisiert um:
Mona Haarseim betreut ehrenamtlich die Igelauffangstation in Woyens. Foto: Ute Levisen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Mona Haarseim hat sich der Igelpflege verschrieben. Zurzeit betreut die Woyenserin in ihrer Auffangstation 35 Igel: Jungtiere, die, allein auf weiter Flur, auf Wohlwollen angewiesen sind, um zu überleben. Ihr Betreuerteam wächst: Fünf Menschen sind bei Mona in der Meisterlehre.

Vor einigen Jahren war Mona Haarseim die einzige Igelpflegerin im Landesteil. Inzwischen gibt es in Nordschleswig mehrere Auffangstationen für Igel in Not – und die sind dringend nötig, denn die nachtaktiven Tiere leben gefährlich.

In Mona Haarseims idyllischem Garten gibt es Seidenhühner, viele Vogelhäuser – und das Igelkrankenhaus „Pindebo“, das Marke Eigenbau ist.
„Mein Mann Thomas hat das Holzhaus gebaut. Er ist mein Handyman“, erzählt Mona Haarseim, während sie durch ihr kleines Tierreich führt.
 

Die possierlichen Tiere erkennen ihre Pflegemutter an der Stimme – und lassen sich von ihr gern aus dem Schlaf reißen. Foto: Ute Levisen

Igelpflegerin wider Willen

Zur Igelmutter wurde sie eher zufällig, denn ursprünglich sollte es die perfekte Freizeitbeschäftigung für ihren Mann Thomas sein. Doch letztlich war es Mona, die sich der Igel als Ersatzmutter annahm.

„Seitdem stecke ich in der Igelfalle“, sagt sie lachend. Bereut hat sie keinen Tag. Auf ihren Mann kann sie dennoch zählen: Der gebürtige Thüringer ist nicht nur der Baumeister, sondern auch der Hausmeister der Igelpflegestation.

Igel führen ein gefährliches Leben. Darum sind sie auf menschliche Hilfe angewiesen. Foto: Ute Levisen

Für ihre nachtaktiven Patienten ist Monas Stimme das Signal, am helllichten Tag aus ihren Höhlen zu trappeln und ihre Ersatzmutter zu begrüßen.

„Sie kommen sofort, wenn sie mich hören“, lächelt sie, während eines der possierlichen Tiere verspielt an ihrer Hand knabbert.

Zurzeit hat die Igelbetreuerin 35 Tiere auf ihrer Station. Foto: Ute Levisen

35 tierische Patienten

Zurzeit betreut sie 35 Igel. Es sind Hitzewellen, der Straßenverkehr – und nicht zuletzt aufgeräumte Gärten, die den Tieren das Leben schwer machen, ihnen keine Verstecke mehr bieten. Parasiten und Darmerkrankungen wie Kokzidiose setzen den Igeln zusätzlich zu und machen ein Überleben ohne menschliche Hilfe nahezu unmöglich.

Nicht nur eitel Sonnenschein

Mona Haarseim macht keinen Hehl daraus, dass die Zeit mit ihren tierischen Patienten auch Leid mit sich bringt: „Nicht alle Tiere überleben“, sagt sie. Der kleine Igelfriedhof in ihrem Garten zeugt davon. 

Die Pflege der Igel erfordert überdies Überwindung: „Mein Mann und ich zupfen regelmäßig Maden aus ihren Stacheln, da sich die Parasiten sonst an den Igeln gütlich tun.“

Auch im Garten des Ehepaares Haarseim ist alles auf Igel eingestellt. Diese Futterstation hat Thomas Haarseim gebaut. Foto: Ute Levisen

Tierliebe und Know-how

Doch Tierliebe allein reicht nicht: Fachwissen ist für die Igelpflege unerlässlich. „Unsere Organisation „Pindsvinevennerne i Danmark“ kümmert sich um unsere Aus- und Weiterbildung. Auch unsere Betreuungszertifikate müssen wir jährlich erneuern.“

Fünf Azubis sind derzeit bei Mona Haarseim in der „Meisterlehre“. Auch bei ihnen überwiegt die Freude an diesem besonderen Ehrenamt, obwohl die Rolle als Igelmutter durchaus eine stachelige Angelegenheit sein kann.
 

Hilfe für Igel in Not

Ein naturbelassener Garten mit Laub- und Asthaufen bietet Igeln Unterschlupf und Schutz. Flache Wasserschalen und der Verzicht auf Pestizide erleichtern den stacheligen Tieren das Überleben. Im Herbst ist besondere Vorsicht geboten, um Nester beim Laubfegen oder Mähen nicht zu zerstören. Bei kranken oder verletzten Tieren empfiehlt sich die Kontaktaufnahme mit einer Auffangstation. Wichtig: Igel dürfen niemals mit Milch gefüttert werden, sondern nur mit speziellem Igel- oder Katzenfutter. Die Organisation „Pindsvinevennerne i Danmark“, die auf Spenden angewiesen sind, hilft mit Rat und Tat. Dort können sich Interessierte auch als Pflegekräfte registrieren und anlernen lassen. 

Mehr lesen

Leitartikel

Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
„Die Minderheit lebt – und liegt nicht auf dem Sterbebett“