Energiewende

Sozialdemokrat: Wo sind all die Visionen hin?

Sozialdemokrat: Wo sind all die Visionen hin?

Sozialdemokrat: Wo sind all die Visionen hin?

Hadersleben/Haderslev
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Stellt im Vorfeld kritische Fragen – auch an die eigenen Leute: Rune Robert Friis (links), hier zu sehen beim Wahlkampf mit seinem Parteikollegen Bo Morthorst Rasmussen. Foto: Ute Levisen

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Für Rune Robert Friis war heute ein besonderer Tag. Der junge Sozialdemokrat debütierte als Suppleant in der Kommunalvorstandssitzung. Er nutzt die Gunst der Stunde, um den lokalen Volksvertretern nach 115 Tagen im Amt auf den Zahn zu fühlen: „Was ist aus den grünen Versprechungen des Wahlkampfes geworden?“

Im Wahlkampf übertrafen sich die Kandidatinnen und Kandidaten im „Grün-Sein“, geizten nicht mit Versprechungen, um Dänemarks ambitiöse Klimaziele im Rahmen von „DK2020“ vornehmlich auf kommunaler Ebene schnellstmöglich umzusetzen.

Nach der Wahl ist es still geworden um die grüne Agenda der Lokalpolitik. Das ist Rune Robert Friis aufgefallen. Am Dienstagabend hat er sein Debüt als politischer Stellvertreter seiner Partei im neuen Kommunalparlament – und er nutzte die Gelegenheit, im Vorfeld der Sitzung kritisch nachzuhaken: „Das neue Kommunalparlament ist nun 115 Tage im Amt. Bislang habe ich allerdings nur vernommen, was man in der Kommune Hadersleben alles nicht möchte“, sagt der junge Sozialdemokrat: „Man möchte keine Windkrafträder – und auch keinen Naturnationalpark. Wo sind sie geblieben, die grünen Visionen aus dem Wahlkampf?“

 

Die Kommune Hadersleben ist eine von 46 Kommunen, die sich der Klimakooperation DK2020 angeschlossen haben. Foto: Ute Levisen

Kampf gegen „Windmühlen"

Einige Antworten aus dem eigenen politischen Lager habe er bereits erhalten, verrät Friis: Diese offenbarten vollem eines: Die Genossinnen und Genossen sind sich in Klimafragen keineswegs immer einig. Das haben sie mit anderen Parteien gemein – und gemeinsam mit Venstre und dem übrigen bürgerlichen Flügel begruben sie die Debatte über einen Windpark in Kastrup-Thiset Enge, nachdem Carsten Leth Schmidt von der Schleswigschen Partei im vergangenen November dort mit seinem Vorstoß für grüne Energiegewinnung für „Wirbel“ gesorgt hatte.

SP-Wirbel in Gramm

Die Aktion des Politikers eine Woche vor der Kommunalwahl lief just darauf hinaus, das Augenmerk auf eine grüne Tagesordnung zu lenken. Weder bei den Sozialdemokraten noch bei Venstre erfuhr der SP-Politiker und neue Vorsitzende des Ausschusses für Technik und Klima angesichts dessen Rückenwind. Im Gegenteil.

Rune Robert Friis macht keinen Hehl daraus, dass er Fürsprecher eines Naturnationalparks in Hadersleben ist. Die Pläne scheiterten am Widerstand aus der Bevölkerung – und der eigenen Partei. Foto: Ute Levisen

„Ein Generationsproblem“

„Ich glaube, die unterschiedlichen Auffassungen zur Energiewende sind nicht zuletzt ein Generationsproblem“, stellt Friis fest. Die Abstimmungsergebnisse mit Blick auf die grüne Politik in der Vergangenheit scheinen dem Politiker recht zu geben: Auch andere Parteien sind sich in grünen Fragen längst nicht immer einig.

Unfassbar ärgerlich

„Das ist unfassbar ärgerlich – erst recht mit Blick auf die Klimavereinbarung DK2020. Ich glaube, die meisten wissen gar nicht, wie verpflichtend diese Zusammenarbeit für die Kommune ist“, findet Rune Robert Friis.

Mit seinen Fragen hofft er herauszufinden, was aus den grünen Visionen des Haderslebener Kommunalvorstands geworden ist, denn immerhin ist Hadersleben eine von 46 Kommunen, die sich der Klimazusammenarbeit DK2020 angeschlossen haben.

DK2020 – Klimapläne für ganz Dänemark

Im Rahmen der DK2020-Klimapartnerschaft zwischen dem Kommunalen Landesverband KL, den Regionen und Realdania können sich die Kommunen des Landes beraten und unterstützen lassen, um lokale Klimaaktionspläne entsprechend dem Pariser Abkommen zu entwickeln. Die 46 teilnehmenden Kommunen, darunter Hadersleben, haben sich das Klimaziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu werden. Der Weg dorthin soll – das ist das hehre Ziel – über lokale Klimaaktionspläne erreicht werden.

 

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