Gesundheitswesen

Behörde untersucht Tod eines Kindes in Arztpraxis

Behörde untersucht Tod eines Kindes in Arztpraxis

Behörde untersucht Tod eines Kindes in Arztpraxis

Hadersleben/Haderslev
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Für ein achtjähriges Mädchen soll im Vorjahr die Hilfe zu spät gekommen sein. Es erlitt in einer Arztpraxis einen Herzstillstand (Modellfoto). Foto: Ute Levisen

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Die Patienten-Beschwerdebehörde untersucht den tragischen Tod eines achtjährigen Mädchens in einer Arztpraxis in der Kommune Hadersleben. Nach Einschätzung verschiedener Fachleute hätte das Mädchen noch am Leben sein können, wäre es schneller behandelt worden.

Für die Eltern der achtjährigen Aryam ist seit dem 10. August 2022 die Welt aus den Fugen: Ihre kleine Tochter erlitt in einer Arztpraxis in der Kommune Hadersleben einen Herzstillstand. Das schreibt der Radiosender „Radio4“.

Zuvor habe der Vater des Mädchens wiederholt erfolglos versucht, schnelle ärztliche Hilfe zu erhalten.

Konsultation ohne Dolmetscher

Laut „Radio4“ hatte der Hausarzt des Kindes, das aus einer syrischen Flüchtlingsfamilie stammt, anderthalb Wochen zuvor Asthma diagnostiziert und eine Behandlung eingeleitet. Das Problem: Der Vater der Kleinen war sich offenbar über den Ernst der Lage nicht im Klaren, da die Arztpraxis es versäumt haben soll, einen Dolmetscher hinzuzuziehen.

Vater bat wiederholt um Hilfe für todkrankes Kind

In der Nacht zum 10. August soll das Mädchen akute Atembeschwerden gehabt haben, woraufhin der Vater die Kleine um 8 Uhr zum Hausarzt brachte.
Doch in der Praxis soll man laut „Radio4“ die Angaben des Vaters offenbar nicht ernst genommen haben. Zumindest musste die Kleine bis 11.30 Uhr in der Praxis ausharren – trotz ernster Beschwerden, auf die der Vater die Arzthelferin auch mehrmals aufmerksam gemacht haben soll.

Der Hausarzt soll in der Polizeiakte, die dem Radiosender vorliegt, bestätigt haben, dass das Personal von den Atemproblemen des Mädchens im Laufe der Nacht gewusst hatte.

Hilfe kam zu spät

Als Aryam endlich „an der Reihe war“, soll jegliche Hilfe zu spät gekommen sein. Die Kleine erlitt in der Praxis einen Herzstillstand, konnte wiederbelebt und ins Universitätskrankenhaus nach Odense gebracht werden. Dort erklärten die Ärzte das Mädchen nach drei Tagen für tot.

Experte: Arztpraxis nahm Vater nicht ernst

Nach Einschätzung von Fachleuten hätte das Kind noch am Leben sein können: In den Leitlinien der „Dänischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin“ für Notfalleinweisungen bei Kurzatmigkeit heißt es, dass ein Kind, dessen Asthma sich nach der Verabreichung von Medikamenten nicht bessert, zumindest innerhalb einer Stunde von einem Arzt untersucht oder ein Krankenwagen angefordert werden sollte.

„Die Angst des Vaters um ein todkrankes Kind wurde hier nicht ernst genommen“, kritisiert Christian Wejse, Professor für interkulturelle Medizin an der Universität Aarhus.

Kein Kommentar von Praxis und Ärztekammer

Die Direktorin des Patientenvereins für Atemwegserkrankungen „Astma-Allergi Danmark“ ist erschüttert: „Das Ganze ist wirklich tragisch – und es ist höchst ungewöhnlich, dass so etwas heutzutage in Dänemark passiert“, sagt Anne Holm Hansen.

Der Tod von Aryam ist inzwischen ein Fall für die Patienten-Beschwerdebehörde „Styrelsen for Patientklager“ schreibt „Radio4“.

Weder die betreffende Arztpraxis noch die dänische Ärztekammer und die Ärzteorganisation (PLO) wollten sich laut „Radio4“ zu diesem Fall äußern.

Der Radiosender Radio4 hat einen Podcast zum Thema gemacht.

 

 

 

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