F-35-Programm

Dänemark übernimmt ersten Jäger am 7. April

Dänemark übernimmt ersten Jäger am 7. April

Dänemark übernimmt ersten Jäger am 7. April

Skrydstrup
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Die „Viper“ und ihr designierter Nachfolger, der Tarnkappenkampfjet F-35, im „Gänsemarsch“ Foto: Ute Levisen

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Am 7. April ist es so weit: Dänemark übernimmt offiziell den ersten seiner 27 bestellten Kampfjets vom Typ F-35. Das Mehrzweckkampfflugzeug wird vorerst zu Übungszwecken im Herkunftsland USA bleiben. 2023 soll die erste dänische F-35 in Skrydstrup landen. Vorausgesetzt, es kommt nichts dazwischen.

Am 14. Januar flog erstmals ein dänischer Pilot die 5. Generation des US-amerikanischen Kampfjets F-35 in den USA. Am 7. April übergibt der Rüstungskonzern Lockheed Martin Dänemark den ersten der georderten 27 Kampfflieger.

Seit fast 20 Jahren dabei

Vorerst bleibt die Maschine auf der Luke Air Force Base in Arizona zur Schulung dänischer Piloten und Techniker. 2023 wird der erste High-End-Jäger auf dem dänischen Luftwaffenstützpunkt in Skrydstrup stationiert. Weitere sollen in den darauffolgenden Jahren folgen. 2027 wird die Implementierung des Tarnkappen-Jägers in der dänischen Flotte abgeschlossen sein.

Die F-35 fungiert bereits seit gut einem Jahr als Gate Guard, als Torwächter, auf der Airbase in Skrydstrup. Foto: Ute Levisen

Der Einkauf der Jagdbomber, ausgestattet mit innovativer Tarnkappentechnik, einer avancierten Ortungstechnologie, ist der teuerste Einkauf der dänischen Militärgeschichte. Dänemark ist als Partner des F-35-Programms, des kostspieligsten Rüstungsprogramms weltweit, seit fast 20 Jahren an dessen Entwicklung beteiligt.

„Garant für Sicherheit“

Die F-35, die die bisherige Flotte von Dänemarks F-16-Jagdfliegern ersetzen wird, sei entscheidend für die Sicherheit des Landes, wie Verteidigungsministerin Trine Bramsen (Sozialdemokratie) mit Blick auf die baldige Übernahme der Lockheed Martin F-35 Lightning II betonte.

Die altgediente F-16. Im Unterschied zur F-35 gilt sie als zuverlässig, wenngleich in die Jahre gekommen. Foto: Ute Levisen

Und: Die neuen Jagdflieger seien zweifellos „ein Garant für die künftige Sicherheit“ des Landes sowie ein entscheidender Faktor der Verteidigung in einem Bedrohungsszenario, das zusehends komplexer werde, so Bramsen und verweist unter anderem auf aggressive Drohgebärden Russlands.

Gefahr aus dem Reich der Mitte

Nicht nur Russland stellt eine Bedrohung dar. Die größte Gefahr lauert im Reich der Mitte. So soll China im Vorjahr Zugriff auf Software des Prestige-Jets gehabt haben, und nach wie vor kämpfen die Entwickler der F-35 mit zahllosen Problemen, unter anderem mit der Software. Ungeachtet dessen bezeichnet die dänische Militärführung laut der Nachrichtenagentur „Ritzau“ die Probleme nunmehr als gelöst.

 

Noch trainieren die Piloten der Fighter Wing Skrydstrup das Fliegen mit der F-35 am Flugsimulator. Foto: Ute Levisen

Angaben ohne Gewähr

Diese Angaben sind ohne Gewähr. Hochrangige Vertreter der US-Luftwaffe sehen die Kinderkrankheiten des Super-Jets, des teuersten in der US-Geschichte, mit wachsenden Sorgen.

Blitz-Jet mit Problemen bei Gewitter

Neben technischen Problemen hinkt der Hersteller schon jetzt dem Produktionszeitplan hinterher. Rüstungsexperten zufolge liegt dies vor allem an dem (allzu) hohen Ambitionsniveau. Erschwerend kommt hinzu, dass die F-35 in drei Varianten gebaut wird, um dem Anforderungsprofil der Partnernationen gerecht zu werden.  Ziel sollte ein vielseitig einsetzbarer Jäger sein, der sich auch unter schwierigen Bedingungen bewegt wie ein geölter Blitz. Ausgerechnet dieser „Blitz-Jet“, auch Lightning II genannt, kann nur bei Schönwetter fliegen. Gewitter bereiten der F-35 Probleme, wie Lokheed Martin im Vorjahr bekannt gab.
 

In wenigen Wochen landen die ersten Maschinen des teuersten Militäreinkaufs der dänischen Geschichte in Nordschleswig. Foto: Ute Levisen

China holt auf

Kopfzerbrechen bereitet den Entwicklern vor allem China. Das Land hat in den vergangenen Jahren Quantensprünge in der Entwicklung seines eigenen Kampfjets präsentiert und arbeitet bereits an der 6. Generation von Jagdbombern, die auch ohne Piloten fliegen können.
Laut dem Magazin „Stern“ äußerte der Befehlshaber des US-Luftkampfkommandos, General Mark D. Kelly, jüngst die Befürchtung, dass China die USA abhängen könnte.

Der Neubau einer Hangaranlage für die F-35 in Skrydstrup Foto: Forsvarsministeriet

F-35: Der Ferrari der Lüfte

Mehr noch: Während die USA einen bislang technisch unausgereiften Prototyp an ihre Partner in der EU verkaufen, setzt die US-Air-Force ihrerseits auf eine alternative Neuentwicklung, um ihre „Viper“-Flotte“, wie die F-16 liebevoll genannt wird, zu ersetzen. Die sündhaft teure F-35, die der Generalstabschef der US-Luftwaffe, Charles Q. Brown, laut Fachmagazin „FlugRevue“ mit einem Ferrari verglichen hatte, sei für den alltäglichen Einsatz schlicht zu teuer. Dafür reiche auch ein Volkswagen.

Der Fliegerhorst Skrydstrup

Die deutsche Besatzungsmacht errichtete die Flugstation während des Zweiten Weltkriegs in Nordschleswig. Vom 2. September 1944 bis 15. März 1945 waren dort unter anderem Ausbildungseinheiten der deutschen Luftwaffe stationiert.
Im Jahre 1951 entstand die dänische Luftwaffe als eigenständiger Teil der Militärstreitkräfte. Sie bezeichnete den Stützpunkt in den Jahren danach als „Fliegerhorst Hadersleben“.

Heute ist der Fliegerhorst unter der Bezeichnung „Fliegerhorst Skrydstrup“ Dänemarks einziger Stützpunkt von Kampfflugzeugen – bislang noch vom Typ F-16. Bis zu ihrer umfassenden Modernisierung im Jahre 2003 wurde die F-16 vorwiegend als Jagdbomber eingesetzt. Seither dient sie als Mehrzweckkampfflugzeug, vornehmlich im Rahmen internationaler Nato-Missionen, wie beispielsweise bei der Luftüberwachung im Baltikum.

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