Gesellschaft
Zirkushochzeit: Prinz heiratet Elefantenprinzessin
Zirkushochzeit: Prinz heiratet Elefantenprinzessin
Zirkushochzeit: Prinz heiratet Elefantenprinzessin
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Mölby stand kopf: Vor der Kirche im ansonsten beschaulichen Oxenwatt herrschte babylonisches Stimmengewirr. Das altehrwürdige Gotteshaus war am Montag Schauplatz einer „Elefantenhochzeit“ zwischen einer dänischen und einer deutschen Zirkusdynastie. Wenngleich die Zeit großer Zirkusse passé ist: Die Liebe hat sie überdauert.
Es war einmal vor nunmehr 20 Jahren an einem 20. März, als Zirkusprinz Jimmy Enoch an seinem 19. Geburtstag zum allerersten Mal seine Elefantenprinzessin küsste ...
Zirkushochzeit im Kirchspiel Oxenwatt
Die Geschichte der beiden Zirkuskinder Jimmy Enoch und Melanie Kaselowsky mutet märchenhaft an. Am 20. März 2023, 20 Jahre nach dem ersten Kuss, schloss das Paar in der Kirche zu Oxenwatt im Kirchspiel Mölby und Sommerstedt den Bund fürs Leben und festigte damit zugleich die Bande zwischen einer dänischen und einer deutschen Zirkusdynastie.
Zirkusmenschen aus aller Welt, vor allem aus Dänemark und Deutschland, bevölkerten am Montag die kleine, festlich geschmückte Kirche, auf deren Platz bereits ein stattlicher Vierspänner von der Reitschule Revsø auf die Frischvermählten wartete.
Eine tierische Überraschung
„Die Hochzeitskutsche ist eine Überraschung“, hatte Agnete Louise Enoch im Vorfeld verraten. Vielen mag die langjährige Sprechstallmeisterin von „Cirkus Dannebrog“ noch in bester Erinnerung sein.
Das Zirkus-Aus nach fast 140 Jahren
2016 fiel für den traditionsreichen Zirkus nach fast 140 Jahren der letzte Vorhang. Doch nach wie vor sind Mölby und Sommerstedt der Hauptsitz der deutsch-dänischen Zirkusfamilie, die sich nach dem Konkurs von „Cirkus Dannebrog“ vor nunmehr sieben Jahren neu aufstellen musste.
Ein Leben in der Unterhaltungsbranche
Bräutigam Jimmy Enoch ist heute Produktionsmanager der dänischen Akrobatengruppe „Flying Superkids“ und hat zudem seine eigene Produktionsfirma, in der auch seine Frau Melanie tätig ist. Von seinem Großvater hat der Artist seine halsbrecherischen Kunststücke auf dem Rad erlernt, die ihm im In- und Ausland Ruhm einbrachten.
Mit dem Niedergang der großen Zirkusse ist es ruhiger um ihn geworden – zumindest im Hinblick auf das Rampenlicht.
Eigene Wege – ohne Elefant
Gleiches gilt für den Vater der Braut, Bernhard Kaselowsky. Er hatte sich vor vier Jahren nach 38 Jahren durch dick und dünn von seiner Elefantenkuh Ramboline verabschieden müssen. Damals hatte das dänische Parlament ein Verbot wilder Tiere im Zirkus erlassen. Seit vier Jahren lebt Ramboline im „Knuthenborg Safaripark“, in einem großen Elefantengehege unter ihresgleichen.
Abschied von Ramboline und Ali
Für Ramboline war es damals nicht nur ein Abschied von Bernhard Kaselowsky, sondern auch von Kamel Ali, das ebenfalls zum Familienzirkus gehörte.
Beide galten als unzertrennlich. Ali lebt heute auf Seeland, in Dronningmølle, und gehört zu einem Unternehmen, das unter anderem Kamelritte anbietet.
Die Freundschaft zwischen Ali und Ramboline hatte seinerzeit auch in internationalen Medien für Schlagzeilen gesorgt.
„Es geht ihr gut“, sagt Bernhard Kaselowsky. Im vergangenen Sommer hat er den Elefanten dort – wieder einmal – besucht.
Neue Zirkuswelt ohne wilde Tiere
Auch Bernhard Kaselowsky, der vor 22 Jahren von Deutschland nach Dänemark kam, hat sich beruflich auf neue Beine stellen müssen: Gemeinsam mit seiner „Zirkusprinzessin“, der früheren Akrobatin Isabella Enoch, betreibt der heute 62-Jährige den Familienzirkus „Cirkus Trapez“, dessen Attraktionen neben Akrobatik Haus- und Nutztiere sind. Mit seinem Ensemble tritt das Paar vor großem und kleinerem Publikum im ganzen Land auf, gibt aber auch Vorstellungen in Schulen und Pflegeheimen. Mitte April gastiert der Zirkus in Hadersleben.
Auf gepackten Koffern
Die Heimat beider Zirkusdynastien, Enoch und Kaselowsky, ist nach wie vor Nordschleswig. In Sommerstedt und Mölby hat der Familienbetrieb sein Winterquartier. Dort, am Slotsvej 1, feierten die beiden Familien und ihre vielen Gäste aus dem In- und Ausland die Hochzeit der jüngsten Generation – mit Pomp und Pracht, wie es sich für Zirkusleute geziemt.
In wenigen Wochen packen sie ihre Koffer für eine neue Saison: „The show must go on“. Die Show muss schließlich weitergehen.