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Sexuelle Belästigung im Job nimmt zu: SF fordert Eingreifen

Sexuelle Belästigung im Job nimmt zu: SF fordert Eingreifen

Sexuelle Belästigung im Job nimmt zu: SF fordert Eingreifen

Hadersleben/Kopenhagen
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Frauen sind in allen Bereichen der dänischen Streitkräfte repräsentiert (Symbolfoto). Foto: Ute Levisen

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Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist in den Reihen der dänischen Streitkräfte ein zunehmendes Problem – ein Problem, das die Leitung nach Aussagen von Opfern oftmals ignoriert. Vor diesem Hintergrund fordert die Parlamentsabgeordnete Karina Lorentzen Dehnhardt Eingreifen auf höchster Ebene.

In den Reihen der dänischen Streitkräfte, zu denen auch die Bereitschaftsbehörde zählt, ist das Ausmaß sexueller Belästigung am Arbeitsplatz in den vergangenen drei Jahren gestiegen.

Harsche Kritik eines Opfers an Behörde

Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung, die das dänische Verteidigungsministerium im Vorjahr in Auftrag gegeben hatte. Ein Vergleich mit den Ergebnissen einer ähnlichen Untersuchung aus dem Jahre 2019 offenbart, dass die dänische Verteidigung diesbezüglich ein Problem hat. Tendenz steigend.

Den Untersuchungen der vergangenen Jahre zufolge ist die Bereitschaftsbehörde der Teil der Streitkräfte, in dem die meisten Übergriffe gemeldet wurden. Foto: Ute Levisen

In den vergangenen fünf Jahren hat es allein in der Bereitschaftsbehörde Südjütland mit Sitz in Hadersleben mindestens zwei Opfer gegeben, die ihren Vorgesetzten sexuelle Übergriffe gemeldet hatten – ergebnisoffen, wie das Internetmedium „Frihedsbrevet.dk“ in dieser Woche berichtete.

Eine der betroffenen Frauen richtet harsche Kritik daran, wie die Behördenleitung die Vorfälle gehandhabt hatte – und daran, dass man ihr seinerzeit keinen psychologischen Beistand angeboten hatte.

Aus Mangel an Beweisen: Keine Verurteilung

Hinzu kommt: Keiner der mutmaßlichen Täter sei wegen der sexuellen Übergriffe verurteilt worden: Angeblich habe die Beweislast nicht ausgereicht, wie es weiter heißt.

Nachdem „Frihedsbrevet.dk“ über das Versagen der Behördenleitung berichtet hatte, änderte diese ihre Richtlinien: So soll Betroffenen künftig psychologischer Beistand angeboten werden.

Im Juli hatten sich Betroffene in einer Fernsehdokumention zu Übergriffen in der Verteidigung geäußert (Symbolfoto). Foto: Ute Levisen

Karina Lorentzen Dehnhardt, Vorsitzende der Fraktion der Volkssozialisten (SF) auf Christiansborg, reicht das nicht: Sie fordert ein Einschreiten auf höchster Ebene: „Es ist unzumutbar, dass Opfer nicht ernst genommen werden, wenn sie in den Streitkräften Sexualdelikte anzeigen. Sexueller Missbrauch ist zutiefst traumatisierend. Wir wissen, dass es eine Weile dauern kann, bis das Opfer das Geschehene verarbeitet hat.“

SF-Fraktionschef fordert Aktionsplan

In den vergangenen Jahren habe es zahlreiche Beispiele dafür gegeben, in denen Mitarbeiterinnen der Streitkräfte von Verstößen berichteten, die ignoriert wurden – oder gegen die nur wenig unternommen worden sei, so die Abgeordnete.

Ihre Partei fordert daher einen Aktionsplan für Verstöße in den Reihen der Streitkräfte – und dieser müsse in die bevorstehende Verteidigungsvereinbarung eingearbeitet werden. Der Handlungsplan soll, so SF, die Bekämpfung sexuellen Missbrauchs und sexueller Nötigung umfassen und in eine zunehmende Gleichstellung der Geschlechter in der Verteidigung münden.

Verteidigungschef gelobt Besserung

Im Juli hatten elf Frauen in einer Fernsehdokumentation von „TV2“ von Übergriffen in den Streitkräften berichtet. Der Verteidigungschef, General Flemming Lentfer, hatte daraufhin Besserung gelobt: „Die Kultur in der Verteidigung muss sich grundlegend ändern.“

Die Streitkräfte sind der zweitgrößte Arbeitgeber in der Kommune Hadersleben. Foto: Ute Levisen

Die Kommune Hadersleben bezeichnet sich als Verteidigungskommune: Nach der Kommune sind die Streitkräfte der größte Arbeitgeber der Region. In der Domstadt ist der Hauptsitz der südjütischen Bereitschaftsbehörde angesiedelt. Die Kaserne in Hadersleben bildet Rekruten und Rekrutinnen aus – und in Skrydstrup liegt Dänemarks einziger Luftwaffenstützpunkt für Kampfjets.

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