Thema der Woche: Prüfungszeit in Nordschleswig
Der Wert der Noten
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In der Schule werden Noten verteilt. Für Tests, mündliche Aufgaben oder als Ergebnis der großen Klausuren im Schuljahr. An diesen Zahlen wird aber auch seit langer Zeit Kritik ausgeübt. „Der Nordschleswiger“ hat sich gefragt, wie viel die Noten wert sind und mit Prof. Dr. Marion Pollmanns von der Universität Flensburg darüber gesprochen.
Impressionen aus dem Schulalltag: Der Ärger über eine 6 ist groß, die Freude über eine 1 riesig. Mit zu schlechten Noten kann auch die Versetzung in die nächste Klasse kritisch werden. Bei der Zeugnisverleihung bekommen die Schülerinnen und Schüler mit dem besten Schnitt eine Auszeichnung. Im Test kommt genau das Thema dran, für das nicht intensiv gelernt wurde.
Kritik an den Zahlen
Es wird oft kritisiert, dass diese Bewertung ungerecht den Schülerinnen und Schülern gegenüber ist. Dazu können Noten demotivierend und ungenau wirken. Auch geraten die Zahlen 1 bis 6 in die Kritik. Marion Pollmanns sieht die Form der Note als wenig aussagekräftig. Sie arbeitet an der Europa-Universität Flensburg und ist Professorin für Schulpädagogik.
„Schulische Noten, zumal Zeugnisnoten, beziehen sich auf so viele Aspekte dessen, was ein Schüler, eine Schülerin über einen längeren Zeitraum geleistet hat. All diese Aspekte gehen in dem Zahlenwert der Note bzw. dem Prädikat „gut“, „ausreichend“ usw. aber unter. Ich meine, es liegt an der Note als Form, dass sie sich kaum als aussagekräftiges Urteil über die Leistungen von Schülerinnen und Schüler deuten lässt“, beschreibt sie.
Was sagt dieses Bewertungssystem aus?
Für Schülerinnen und Schüler sagen Noten anscheinend alles aus. Marion Pollmanns hat mit Klassen der 8. Stufe des Gymnasiums einer deutschen Schule gesprochen. Die Interviewten „hielten die Idee einer Schule ohne Noten für abwegig: So, als wäre dann der Zweck, zu dem sie lernen, weg“, erklärt Marion Pollmanns dem „Nordschleswiger“. Aus ihrer schulpädagogischen Sicht erklärt sie diesen Standpunkt so: Die Schülerinnen und Schüler sind sich bewusst, wie wichtig Noten für den Abschluss der Schule und die Zukunft danach sind. „Und sie haben erfahren, dass Noten ihnen keine brauchbare Rückmeldung für ihr Lernen und Verstehen der fachlichen Gegenstände geben“, fügt sie dem hinzu.
Motivation oder Demotivation?
Diese Wichtigkeit der Noten löst dann auch positive oder negative Emotionen aus. Marion Pollmanns betont, dass neben diesen Zahlen auch genaues Feedback zu den Leistungen kommen sollte. „Ihnen müsste erläutert werden, was sie bereits beherrschen, und sie müssten verstehen, in welchen Hinsichten ihr Wissen und Können noch nicht ausreicht“, informiert die Schulpädagogin. Eine simple Note tue dies nicht.
Zusammenfassend ist es also wichtig, den Schülerinnen und Schülern neben den klassischen Noten noch weiteres Feedback für ihre Leistungen zu geben. So könne die Schule zu einem fairen Ort werden, an dem sich alle gleichwertig bilden können. In der Praxis sind für Marion Pollmanns die Noten „leider“ zu viel wert. „Aber so lange Noten den zentralen Wert schulischer Bildung darstellen, sind sie – pädagogisch betrachtet – nichts wert“, schließt sie ab.