Schülerstreiks

Streitpunkt Streik

Streitpunkt Streik

Streitpunkt Streik

Malick Volkmann
Nordschleswig
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In Sonderburg gingen die Schüler für den Klimaschutz auf die Straße. Foto: Karin Riggelsen

Schülerstreiks für mehr Klimaschutz finden mittlerweile weltweit statt. Viele Schüler bleiben freitags dem Unterricht fern, um stattdessen zum Protestieren auf die Straße zu gehen. Einfach nicht zur Schule zu kommen, kann dennoch böse Konsequenzen haben – auch in Nordschleswig.

Am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig (DGN) gehen die Ansichten bezüglich der internationalen Schülerstreiks auseinander. Viele befürworten die Idee: „Ich persönlich finde diesen Klimastreik ganz, ganz toll. Aber über den Köpfen von uns Schülern hängt der Druck der Fehlzeiten. Daher machen wir Schüler am DGN bislang nicht mit“, sagt Schülerin Sofie Knauer von der 3g am DGN. 

Sie könne natürlich nicht für andere sprechen, aber ihre persönliche Einschätzung ist: „Wir können es uns schlichtweg nicht leisten, dem Unterricht fernzubleiben. Weil einige dann wirklich ernste Probleme mit ihren Fehlzeiten bekommen würden. Und dass uns Fehlzeiten eingetragen werden, wenn wir für das Klima protestieren, davon ist auszugehen.“ Obwohl sie sich gerne engagieren würde und weiß, wie wichtig es ist, sich für das Klima starkzumachen, könne sie nicht mitmachen. „Ich bin mir sicher: Viele von uns würden es sonst tun!“

In Kopenhagen protestierte ein Schüler im Eisbärenkostüm. Foto: Thomas Sjørup/Ritzau Scanpix

Mira Petersen, ebenfalls Schülerin am DGN, ist der gleichen Ansicht: „Wenn man solche Proteste in der Schule organisiert und möglichst viele mitmachen, dann setzt man damit ein gutes Zeichen. Die Politiker sollten die Jugend ernst nehmen“, sagt die 16-Jährige. Trotz der am DGN oft vertretenen Meinung, dass es sich bei den Streiks um eine sinnvolle Aktion handele, sei nichts in der Richtung geplant. Das liege vor allem an den erwähnten Fehlzeiten.

Im Dezember rief die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg Schüler in aller Welt dazu auf, für den Klimaschutz auf die Straße zu gehen. Sie bleibt der Schule seitdem jeden Freitag fern und protestiert. Die Aktion brachte ihr europaweit Aufmerksamkeit ein. Greta reiste sogar zur Klimakonferenz der Vereinten Nationen, um dort eine Rede zu halten. Allein in Deutschland gingen am vergangenen Freitag rund 30.000 Schüler auf die Straße, statt in die Schule.

Allerdings finden nicht alle Schüler des Gymnasiums die Proteste während der Schulzeit sinnvoll. Daniel Schröder beispielsweise. Er hält nicht viel davon, die Schulzeit für solche Proteste zu opfern: „Wenn man unbedingt protestieren möchte, dann kann man das auch nach der Schule oder am Wochenende machen. Ich verstehe nicht, warum das während der Schulzeit passiert“, erzählt er.

Schulleiter zieht Unterricht den Streiks vor

Und was sagt der DGN-Schulleiter Jens Mittag zu den Schülerstreiks? Er erklärt die Situation so: „Ich kann den Schülern als Schulleiter nicht erlauben, der Schule während der Unterrichtszeiten fernzubleiben. Natürlich ist Klimaschutz wichtig, aber es benötigt Bildung, um in der Zukunft etwas gegen die Erderwärmung oder die Verschmutzung der Ozeane unternehmen zu können“, so Mittag. Die Zukunft liege in den Händen der heutigen Schüler. Um jene Zukunft gut zu gestalten, sei Bildung unerlässlich, so Mittag.

Dennoch lobt der Schulleiter das Bewusstsein der Schüler in Sachen Klimawandel: „Natürlich ist es gut, wenn die Schüler ein Auge für die Probleme und Missstände in der Welt haben. Ich finde es auch richtig, wenn sie sich für die Bekämpfung der Probleme starkmachen. Nur soll das bitte außerhalb der Schulzeiten passieren“, sagt Mittag.

Auch versteht Mittag den Respekt vor den Fehlzeiten: „Die Schüler wiegen natürlich ab. Setze ich mich während der Unterrichtszeit für eine größere Sache ein und muss mit den Konsequenzen leben, oder komme ich der Schulpflicht nach und protestiere in meiner Freizeit“, so der Schulleiter des DGN.

In Sonderburg protestierten Schüler von mehreren Schulen. Foto: Karin Riggelsen

Anders als in Apenrade gingen in Sonderburg am Freitag Schüler von verschiedenen Schulen für das Klima auf die Straße. Die Idee hatte Marc Petersen Wanderin von der Deutschen Schule Sonderburg. „Ich habe von Greta Thunberg gehört und den Vorschlag dann letzte Woche Freitag in der Schule gemacht“, sagt er.

Die Lehrerin sei offen gewesen – und habe angeboten, am Freitag für zwei Stunden zu protestieren. „Es war abgesprochen, aber es gibt Schüler unter uns, die auch gestreikt hätten, um zu protestieren“, berichtet der 15-jährige Marc. Dennoch habe die Absprache mit der Lehrerin einen entscheidenden Vorteil: Marc und seine Mitstreiter fürchten keine Strafe wegen verpasster Unterrichtszeit.

Grünen-Politiker unterstützt Schüler

Verpasste Unterrichtszeit findet Rasmus Andresen, Flensburger Landtagsabgeordneter der Grünen, nicht schlimm: „Ich freue mich über das Engagement zahlreicher Schüler für den Klimaschutz. Dafür kann man mal zwei, drei Schulstunden versäumen“, so Andresen. „In Regierungen und Parlamenten muss mehr für Klimaschutz getan werden“, sagt der Grünen-Politiker. 

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