Klimawandel

TV-Serie warnt vor Überschwemmungen in Dänemark: Wie realistisch ist das?

TV-Serie warnt vor Überschwemmungen in Dänemark: Wie realistisch ist das?

Dänemark unter Wasser: Wie realistisch ist das?

Anders Haubart Madsen/videnskab.dk und Gerrit Hencke
Kopenhagen
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Familien som vores
In der „TV2“-Serie „Familien wie unsere“ ist Fanny (gespielt von Paprika Steen) eine der vielen Bürgerinnen, die wegen des steigenden Wasserspiegels in Dänemark evakuiert werden müssen. Foto: Per Arnesen/Zentropa/TV2, videnskab.dk

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Eine neue „TV2“-Serie zeichnet ein düsteres Szenario für Dänemark. Darin sorgen ein steigender Meeresspiegel und Sturmfluten dafür, dass ein Großteil des Landes überflutet wird und Menschen aus ihrer Heimat evakuiert werden müssen. Doch wie realistisch ist dieses Szenario?

Dänemark steht unter Wasser. In jedem Fall gibt es eine reale Gefahr für einen Meeresspiegelanstieg, der die Hauspreise einbrechen lässt und Bürgerinnen und Bürger dazu bewegt, in Länder wie Finnland oder Rumänien auszuwandern. Darum geht es in der neuen „TV2“-Dramaserie „Familier som vores“ (Familien wie unsere). Aber wie realistisch ist ein solches Szenario eigentlich? Dem ist das Wissensportal „Videnskab.dk“ nachgegangen.

„Selbst bei großen Abschmelzungen in der Arktis und einem Anstieg des Meeresspiegels um fünf Meter wird Dänemark nur recht begrenzt überschwemmt“, unterstreicht Kirsten Halsnæs von der Technischen Universität Dänemark (DTU) gegenüber dem Portal. Mit Blick auf die neue Serie ergänzt sie: „Selbst kleinere Überschwemmungen können jedoch große Probleme schaffen und vergleichbar mit dem sein, was wir in der ,TV2'-Serie sehen.“ 

Kirsten Halsnæs ist Mitherausgeberin eines Berichts zu potenziellen Schadensauswirkungen von Sturmfluten in dänischen Städten. Sie verfolgt außerdem die Debatte um den Einfluss des Klimas auf den Wohnungsmarkt. 

Riskiert Dänemark, überschwemmt zu werden?

„Familier som vores“ spielt in Nordseeland, aber die Gefahr von Abriegelungen und Evakuierungen trifft das ganze Land. Überall steht das Wasser, man hört, dass die Kanalisation überlastet ist – ein überschwemmtes Dänemark steht unmittelbar bevor, heißt es. Kann das aber wirklich passieren?

„Das ist überhaupt kein realistisches Szenario, denn das Wasser wird in naher Zukunft nicht so hoch steigen“, antwortet Kirsten Halsnæs von der DTU. Bis zum Jahr 2100 wird das Meer um Dänemark voraussichtlich um 30 bis 60 Zentimeter ansteigen, je nach CO2-Emissionen vielleicht sogar um mehr als einen Meter. Dies geht aus Berechnungen des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC) hervor. 

Es gibt keine konkreten Analysen darüber, wann ganz Dänemark überflutet werden könnte, aber einer der Meteorologen von „TV2“ schätzt, dass ein Anstieg von mindestens sechs Metern erforderlich ist, damit ganze Teile des Landes unter Wasser stehen, wie es in „Familier som vores“ passiert. Selbst bei den düstersten Vorhersagen könnte dies erst irgendwann nach 2300 geschehen. Doch auch dann werden nur Teile des Landes unter Wasser stehen und unbewohnbar sein.

Sturmfluten können für dänische Klimaflüchtlinge sorgen

„Kleinere Überschwemmungen können auch große Schäden verursachen“, betont Kirsten Halsnæs und bezieht sich erneut auf den Bericht „Wenn die Sturmfluten kommen“ (Når stomfloderne rammer). Darin geht es um Risiken und mögliche Konsequenzen in den drei Städten Nakskov, Kerteminde und Kalundborg bis zum Jahr 2100.  

Im schlimmsten Szenario wird eine Sturmflut für einen Wasserstand von mehr als drei Metern über dem jetzigen Meeresniveau liegen und mehr als 14.000 Menschen – allein in den drei untersuchten Städten – laut Bericht zu temporären Klimaflüchtlingen werden. 

Darüber hinaus könnten mehr als 1.000 gewerblich genutzte Gebäude von Wasserschäden betroffen sein. In den drei Gemeinden dürften die Flutschäden rund 8,6 Millionen Kronen ausmachen.  

Klimaveränderungen können generell großen Einfluss auf die dänische Wirtschaft und den Wohnungsmarkt nehmen, ziehen die Forschenden ein Fazit in dem Bericht. Tatsächlich kommen sie die Gesellschaft und die Hausbesitzenden bereits teuer zu stehen, wie Kirsten Halsnæs betont.

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