Agrarwirtschaft

Stickstoffregulierung durch gezielten Zwischenfruchtanbau

Stickstoffregulierung durch gezielten Zwischenfruchtanbau

Stickstoffregulierung durch gezielten Zwischenfruchtanbau

Paul Sehstedt
Kopenhagen
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Der Einsatzbedarf von Zwischenfrucht ist landesweit verschieden, und die Landwirtschaftsbehörde hat sechs unterschiedliche Einstufungen vorgenommen. Foto: Landbrugstyrelsen

3.518 Tonnen weniger Nitrat soll im kommenden Jahr in die maritime Umwelt fließen. Im größten Teil Nordschleswigs müssen die Bauern bis zu 30,9 Prozent ihrer umfassten Agrarfläche mit Zwischenfrucht einsäen. Den Landwirten wird ein Zuschuss von 500 Kronen an Hektarhilfe angeboten.

Die Landwirtschaftsbehörde (Landbrugsstyrelsen) will auch im kommenden Jahr gezielt gegen die Stickstoffausleitung der Agrarwirtschaft vorgehen und peilt eine Reduzierung um 3.518 Tonnen an, um damit die Auswaschung in die maritime Umwelt zu verringern.

Nach Berechnungen des Instituts für Lebensmittel und Bodenschätze IFRO an der Universität Kopenhagen eignen sich Zwischenfrüchte hervorragend für die Stickstoffregulierung. Laut der Behörde sollen rund 375.600 Hektar Agrarfläche eingesät werden, um das Jahresziel 2021 zu erreichen.

Konventionelle Landwirte meinen hingegen, dass der Anbau von z. B. Winterweizen für die Umwelt und Wirtschaft besser geeignet ist als unter anderem Raps, der als Zwischenfrucht nicht geerntet werden darf (wir berichteten).

Interview mit Per Ahle, Gruppenleiter in der Landwirtschaftsbehörde

„Weshalb sollen Landwirte Zwischenfrüchte anbauen, wenn Winterweizen angeblich wirtschaftlicher ist?“ fragte „Der Nordschleswiger“ Per Ahle, Gruppenleiter in der Landwirtschaftsbehörde.

„Unserer Auffassung nach sind Zwischenfrüchte besser geeignet, Stickstoff abzubauen als Weizen“, erläutert Ahle. „Wir lehnen uns an die Forschung von IFRO an, aber wir können nicht ausschließen, dass im Laufe der kommenden Jahre neue Forschungsergebnisse etwas anderes aussagen. Da Winterweizen eine geringe Menge Stickstoff aufnimmt, wird der Zuschuss um 50 Prozent gekürzt. Die Landwirte müssen nicht Zwischenfrüchte anbauen, sie können auch Alternativen wie den Winterweizen wählen.“

„Landwirte haben ausgerechnet, dass eine Vergütung von 3.500 Kronen pro Hektar und nach Lage realistisch ist. Seges hat diese Zahlen bestätigt. Wie kommt die Landwirtschaftsbehörde auf nur 500 Kronen pro Hektar?“ (Seges ist eine Entwicklungsgesellschaft der Landwirtschaftsorganisation „Landburg & Fødevarer“, Anm. d. Red.)

„Die 500 Kronen sind eine Durchschnittsleistung, denn je nach den Bodenverhältnissen variiert der gezielte Anbau von Zwischenfruchtpflanzen“, erklärt Ahle.

Standardtermin 20. August

„Bis wann muss die Zwischenfrucht ausgebracht sein?“

„Als Standardtermin geben wir den 20. August vor“, sagt Ahle.

„Das ist doch mitten in der Ernte!“

„Die Landwirte können auch später die Zwischenfrucht ausbringen, dann wird jedoch der Zuschuss gekürzt, weil die Wachstumsperiode nicht so lang ist und die Pflanzen weniger Stickstoff aufnehmen“, erläutert der Gruppenleiter. „Erfahrungsgemäß sind viele Felder schon vor dem 20. August abgeerntet.“

„Außer von der Landwirtschaft wird auch Stickstoff durch den Überlauf von Kläranlagen in die maritime Umwelt eingeleitet. Werden diese Einleitungen bei den Vorgaben der Landwirtschaftsbehörde berücksichtigt?“

„Die Überläufe machen lediglich unter zwei Prozent der gesamten Stickstoffeinleitung aus und sind in den Berechnungen berücksichtigt worden“, sagt Ahle.

Der Einsatzbedarf für die angezielte Regulierung für 2021 wurde auf Basis der Gewässereinzugspläne (vandområdeplanerne) 2015-2021 erstellt und der Belastungsunterschied zu Küstengewässern oder Seen, der einen guten Umweltzustand erfüllt, wurde einbezogen. Berücksichtigt wurden bei den Berechnungen die Belastung, die zum Zeitpunkt der Verabschiedung des Planes bekannt war sowie der Effekt von geplanten und erwarteten Änderungen bis 2021, z. B. eine Verringerung der Agrarfläche, verminderte Stickstoffdisposition u. ä. Geplante Änderungen im Verhältnis zu Klärwasser und Überläufen von Kläranlagen gehen ein.

Übersichtskarte bei Landbrugsstyrelsen

Die Landwirtschaftsbehörde hat den Einsatzbedarf in sechs unterschiedliche Ebenen eingeteilt.
Im größten Teil Nordschleswigs müssen die Bauern bis zu 30,9 Prozent ihrer umfassten Agrarfläche mit Zwischenfrucht einsäen. An der Ostküste von Alsen sowie dem Gebiet zwischen Apenrade/Aabenraa und Hadersleben/Haderslev wird ein geringfügig höherer Bedarf gefordert. 

Übersichtskarte zur Stickstoffregulierung (Landbrugsstyrelsen)

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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