Arbeitskampf

Pflegestreik nähert sich Rekordlänge

Pflegestreik nähert sich Rekordlänge

Pflegestreik nähert sich Rekordlänge

Ritzau/hm
Kopenhagen/Apenrade
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Krankenschwestern demonstrieren für mehr Lohn am 30. Juli in Aalborg. Foto: Henning Bagger/Ritzau Scanpix

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Die Gewerkschaft für Krankenpflegerinnen und -pfleger kämpft seit gut sieben Wochen für mehr Lohn und hat angekündigt, den Streik auszuweiten. Mittwoch soll es Gespräche mit dem Verband der dänischen Regionen geben. Der Streik hat Auswirkungen – auch auf Nordschleswig.

Die dänische Gewerkschaft der Krankenpfleger, Dansk Sygeplejeråd (DSR), hat angekündigt, den laufenden Streik auszuweiten. Es ist die fünfte Erweiterung. Vom 7. September an wollen weitere 281 Pflegerinnen und Pfleger ihre Arbeit niederlegen. Die letzte, vor vier Wochen angekündigte Ausweitung mit 700 Arbeitnehmern, trat Dienstagnacht in Kraft. Die Zahl der Streikenden liegt nun nach Angabe der Nachrichtenagentur „Ritzau“ bei rund 6.500.

Bislang mussten die Krankenhäuser landesweit rund 50.000 geplante Operationen und Untersuchungen absagen. Das Gesundheitspersonal fordert mehr Lohn. Einen bestimmten Prozentsatz wollte die Gewerkschaft auf Anfrage des „Nordschleswigers“ nicht nennen.

Sieben Wochen Arbeitskampf

Der Streik läuft seit dem 19. Juni, damals streikten rund 5.000. Mit derzeit gut sieben Wochen läuft der jetzige Arbeitskampf auf einen rekordlangen Streik zu. Rekordhalter ist bislang der Krankenpflegestreik von 2008 mit acht Wochen. Der jetzige Konflikt begann, als eine Mehrheit einem neuen Tarifvertrag eine Absage erteilte.

Der Verband der Regionen, Danske Regioner, hat als Vertreter der Arbeitgeber die Gewerkschaft am Montagabend zu einem Treffen eingeladen. Es soll, so teilt die Gewerkschaft auf ihrer Homepage mit, am Mittwoch dieser Woche stattfinden. Beide Seiten geben sich im Vorfeld stark und beäugen sich.

Chefunterhändler auf der Arbeitgeberseite ist Anders Kühnau (Soz.). Er hofft, ein „realistisches Angebot“ von der Gewerkschaft zu hören, unterstreicht aber, das Treffen sei keine Verhandlung. Seinen Worten nach dient es dazu, die Lage zu sondieren.

Grete Christensen, Vorsitzende der Gewerkschaft Dansk Sygeplejeråd, fasst die Einladung zum Gespräch positiv auf. Sie baut darauf, dass die andere Seite erläutert, wie sie die Gewerkschaft wieder an den Verhandlungstisch bekommen will. Dass es um höhere Löhne gehe, sei der Gegenseite klar, so Christensen.

Bezahlt werden die Streikenden aus der Streikkasse der Gewerkschaft, da der Anspruch auf Arbeitslohn ruht. Laust Høgedahl, Arbeitsmarktforscher an der Universität Aalborg, sagte der Nachrichtenagentur „Ritzau“, der lang anhaltende Streik belaste die Streikkasse der Gewerkschaft sehr, ihr stünden nur begrenzte Mittel zur Verfügung. Høgedahl ist mit Blick auf das anstehende Treffen am Mittwoch verhalten optimistisch. Eine Verhandlungslösung zu erreichen sei schwer, unmöglich sei sie aber auch nicht.

Situation in Nordschleswig

In der Region Süddänemark wurden, Stand 4. August, 18.542 Behandlungen – ambulante und stationäre – abgesagt, 436 Behandlungen wurden auf private Einrichtungen übertragen.

In Nordschleswig, im Sygehus Sønderjylland mit Kliniken in Tondern (Tønder), Sonderburg (Sønderborg) und Apenrade (Aabenraa), sind laut Jesper Møller-Iversen, Abteilungsleiter am Sygehus Sønderjylland, folgende Abteilungen zurzeit vom Streik betroffen:

  • Ambulante Chirurgie in Sonderburg (Sønderborg Dagkirurgi)
  • Abteilung Augenkrankheiten in Sonderburg

Akute Fälle würden behandelt, so Jesper Møller-Iversen. Behandlungen, die aufgeschoben werden könnten, würden aufgeschoben.

Ab dem 25. August wird die Abteilung für Frauenheilkunde in Apenrade vom Streik betroffen sein. Geplante Behandlungen würden generell bis drei Tage vor dem Termin durchgeführt, dann würden Termine abgesagt, erläutert Jesper Møller-Iversen.

In der Kommune Tondern trifft der Streik Patienten, bei denen vorgesehen war, nach dem Aufenthalt im Krankenhaus die Behandlung zu Hause mithilfe von Pflegepersonal fortzuführen. Diese Patienten würden nun im Krankenhaus bleiben, so der Abteilungsleiter des Sygehus Sønderjylland.

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