Jubiläum

Mehr als ein Zimmer in Kopenhagen

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Mehr als ein Zimmer in Kopenhagen

Siegfried Matlok
Siegfried Matlok Senior-Korrespondent
Apenrade/Kopenhagen
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Ein gut gelaunter Staatsminister Poul Schlüter bei der Einweihung des Kopenhagener Sekretariats auf Christiansborg; links von ihm BdN-Hauptvorsitzender Gerhard Schmidt, rechts von ihm Siegfried Matlok. Foto: Karin Riggelsen

Die Schleswigsche Partei feierte im August ihren 100. Geburtstag. „Der Nordschleswiger“ bringt eine Reihe von Artikeln über die Partei der deutschen Minderheit. Nachdem die SP nicht mehr im Folketing vertreten war, erhielt die Minderheit eine Repräsentation in Kopenhagen. Der erste Sekretariatsleiter Siegfried Matlok beschreibt, wie es dazu kam.

Der 6. September 1983 bleibt ein historischer Tag für die deutsche Minderheit: Auf Christiansborg wurde das „Sekretariat der deutschen Volksgruppe in Kopenhagen“  in der Peder Skrams Gade 11 feierlich eröffnet.  Ein jahrzehntelanger Kampf, ein Ringen und Tauziehen um eine neue Vertretung bei Regierung und Folketing in der Hauptstadt hatte ein (vorläufiges) Ende gefunden – ein glückliches nach einer dramatischen Vorgeschichte mit vielen harten Rückschlägen.

„Det tyske mindretals sekretariat i København“ stand zunächst unter einem dunklen Schatten – unter dem braunen Schatten der Vergangenheit der Minderheit während der deutschen Besatzungszeit 1940-1945: 1943 wurde ein „deutsches Kontor“ beim Staatsministerium errichtet, das zu einer schweren Belastungsprobe zwischen dem dänischen Staat und der deutschen Volksgruppe führte. Die deutsche Volksgruppe war von September 1920 bis März 1943 direkt im Folketing vertreten; erst durch Pastor Schmidt-Wodder und seit 1939 durch den Parteiführer der NSDAP-N, Jens Möller. Als die Besatzungsmacht unter dem Reichsbevollmächtigen Werner Best im März 1943 überraschend „freie“ Neuwahlen zuließ, geriet das Minderheiten-Mandat angesichts der hohen Abwesenheit durch deutsche Kriegsfreiwillige in Gefahr. Vor diesem Hintergrund tauchte die Idee eines „deutschen Kontors“ auf, die vor allem bei den dänischen Folketingsabgeordneten aus Nordschleswig auf heftigsten Widerstand stieß, doch Reichsbevollmächtigter Werner Best zwang Regierung und Folketing zur Errichtung des Kontors beim Staatsministerium. Möller beauftragte seinen engen Vertrauten, Rudolf Stehr, mit dieser neuen Kopenhagener Aufgabe.  

Stehr und „Stærekassen“ 

Er war im März 1938 auf Parteibefehl zum Leiter des „Amtes für Presse und Propaganda“ ernannt worden – „mit dem Ziel der weiteren Aktivierung  der nationalsozialistischen Arbeit der deutschen Volksgruppe im Rahmen des gesamtdeutschen Lebenskampfes“. Stehr hatte sich seit den ersten Tagen des Nationalsozialismus in dänischen Kreisen durch scharfe Reden gegen die dänische Demokratie bemerkbar und – vorsichtig ausgedrückt – dadurch sehr unbeliebt gemacht. Um ihre Abneigung gegen Stehr deutlich zu machen, bot die dänische Regierung – nicht humorvoll, sondern demonstrativ – Stehr als Kontor ein Gebäude in der Nähe des alten Königlichen Theaters an – mit dem Namen „Stærekassen“. Die Volksgruppe wollte sich natürlich so nicht zum Gespött der Dänen machen lassen und zog deshalb einen anderen Amtssitz vor: Rosenvængets Hovedvej 31, Kopenhagen Ø, Fernsprecher „Tria 1123“ vor, offiziell ab 5. April 1943 „Kontor der Deutschen Volksgruppe beim Staatsministerium“. Dass auch noch auf Drängen der deutschen Volksgruppe die für 1943 angesetzten Kommunalwahlen abgesagt wurden, war den Dänen ein weiterer Dorn im Auge.  Das deutsche Kontor Kopenhagen arbeitete eng zusammen mit Werner Best, der mit Jens Möller sogar privat befreundet war. Nach 1945 wurde Rudolf Stehr wegen seiner Nazi-Tätigkeit zu einer längeren Gefängnisstrafe verurteilt. Die sozialdemokratische Zeitung „Sønderjyden“ kommentierte am 12. Mai 1945, das deutsche Kontor habe eine rote Linie überschritten, die deutsche Minderheit habe sich dadurch 1943 endgültig über die dänische Gesetzgebung hinweggesetzt, und der „Fanatiker Stehr“ habe mithilfe der Besatzungsmacht die dänische Administration bei Anliegen der Minderheit unter Druck gesetzt. Die dänische Seite betrachtete nach 1945 das „tyske kontor“ als schweren Verrat und lehnte vor diesem Hintergrund auch jahrelang jedes Entgegenkommen im parlamentarischen Bereich strikt ab, z. B. in der Frage der Befreiung von Unterschriften bei Folketingswahlen.

Kontaktausschuss und Suche nach Lösung

1953 gelang der Volksgruppe dennoch der Wiedereinzug ins Folketing durch den damals parteilos kandidierenden Hans Schmidt-Oxbüll, doch 1964 scheiterte die Schleswigsche Partei trotz gestiegener Stimmenzahlen an der Zwei-Prozent-Sperrklausel – und nun stand die deutsche Minderheit in Kopenhagen wieder da mit leeren Händen, ohne direkte  Einflussmöglichkeiten. Die dänische Regierung unter Staatsminister Jens Otto Krag billigte der Minderheit einen Kopenhagener Kontaktausschuss zu. Im Vorfeld bemühte sich der Bund deutscher Nordschleswiger, dessen Generalsekretär seit 1951 wieder Rudolf Stehr hieß, erneut um eine Kontor-Lösung. Sie wurde jedoch von dänischer Seite klar abgelehnt, und nun begann sozusagen eine außerparlamentarische Wüstenwanderung für die deutsche Minderheit. Ständige Proteste gegen die Sperrklausel – auch mit Hinweis darauf, dass der SSW südlich der Grenze „sperrklauselfrei“ sei, wie es der damalige Chefredakteur Jes Schmidt formulierte –  verhallten. Ausgerechnet Jes Schmidt war es jedoch, dem eine Ersatzlösung gelang, als er 1973 – mit einem Mandat der Delegiertenversammlung – im Huckepackverfahren auf der Liste der Zentrum-Demokraten ins Folketing gewählt wurde. Das „europäische Angebot“ von CD-Chef Erhard Jakobsen gab der deutschen Minderheit wieder eine Stimme im Parlament. Schmidt wurde bei den darauffolgenden Wahlen 1975 und 1977 mit stets höheren persönlichen Stimmenzahlen wiedergewählt, wobei er krankheitshalber vorübergehend glänzend durch Hans Chr. Jepsen, Almstrup, im Folketing vertreten wurde, der sogar am Sturz der Venstre-Regierung Hartling  „mitwirkte“, was einen Sturm der Entrüstung in manchen dänischen Kreisen hervorrief. Die bis dahin hervorragend und vertrauensvoll verlaufene Zusammenarbeit zwischen der CD und der Schleswigschen Partei zerbrach 1979 nach dem Tode von Jes Schmidt, weil der von der Minderheit vorgeschlagene neue Spitzenkandidat Peter Wilhelmsen  – ein Mann, der auch in der dänischen Bevölkerung hohes Ansehen genoss – wegen seiner vorübergehenden Zugehörigkeit zur Waffen-SS von einflussreichen CD-Politikern abgelehnt wurde.

Poul Schlüter (Konservative) empfängt im Staatsministerium den Sekretariatsleiter mit den Worten: „Schöner Anzug, ist der von Aldi?“ Foto: Harry Nielsen

Gutachten als Ausweg

Die Hoffnung auf Huckepack-Angebote anderer dänischer Parteien war zu diesem Zeitpunkt chancenlos. Die Minderheit stand also vor der Frage, ob sie den früheren Protest-Weg wieder einschlagen sollte. Klarheit brachte ein Gutachten von Universitäts-Lektor Jørgen Elklit aus Aarhus, das der seit 1973 im Amt befindliche neue Generalsekretär Peter Iver Johannsen auf Wunsch des BdN-Hauptvorstandes 1980 beim anerkannten dänischen Wahlrechtsexperten in Auftrag gegeben hatte. Das Ergebnis entsprach den eigenen Erwartungen – jedenfalls bei jenen, die keine Fortsetzung der schon früher so aussichtslosen Protest-Politik wünschten. Elklit kam zu dem eindeutigen Ergebnis, dass ein Einlenken der dänischen Parteien in der Frage der Sperrklausel überhaupt nicht zu erwarten sei – und schlimmer noch: Selbst ein Wegfall der Sperrklausel würde nach seiner Ansicht für die Minderheit angesichts sinkender Stimmenzahlen nicht mehr ausreichen. Nachdem Elklit sein Gutachten auf der Januartagung 1981 in Sankelmark erläutert hatte, stellte der BdN-Hauptvorstand am 18. Februar 1981 ernüchternd fest: „Auf eine Diskussion über die von vornherein  als nicht realistisch anzusehenden Möglichkeiten, darunter auch die Aufhebung der Sperrklausel,  sollte keine weitere Kraft und Zeit aufgewendet werden.“ 

Es galt, eine andere Lösung zu finden, um die Arbeit der deutschen Minderheit in Kopenhagen abzusichern – laut BdN u. a. „zu prüfen, ob auf Christiansborg ein Zimmer für die Volksgruppe zur Verfügung gestellt werden kann“. Vor diesem Hintergrund reifte langsam der Gedanke eines Kopenhagener Sekretariats, wobei der Wunsch auch immer wieder durch Interviews und Artikel in unserer Zeitung mit dänischen Politikern untermauert wurde, u.a. mit führenden Sozialdemokraten, aber auch mit dem konservativen Parteichef Poul Schlüter.

Zwei Punkte waren zu beachten: 

1) Die deutsche Volksgruppe hatte zwar ihren Kopenhagener Kontaktausschuss, doch der tagte nur unregelmäßig, die Ergebnisse waren mäßig, und es fehlte vor allem der tägliche Kontakt zu Regierung und Folketing, sozusagen die Möglichkeit zum ständigen Bohren harter Bretter. 

2) Das Folketingsmandat von Jes Schmidt hatte der deutschen Minderheit nicht nur in Kopenhagen neues Vertrauen verschaffen. Der Bund deutscher Nordschleswiger hatte jedoch von Anfang an stets unterstrichen, dass die Folketingsvertretung per Huckepack nur als Ersatzlösung anerkannt worden sei und dass die deutsche Minderheit grundsätzlich an ihrem Wunsch nach einem eigenen Minderheiten-Mandat festhalte; wie auch immer! 
Auch auf bundesdeutscher Seite wurde auf eine Kopenhagener Lösung gedrängt. Verdienstvoll ist zu erwähnen, dass sich der SSW-Landtagsabgeordnete K. O. Meyer in Kopenhagen fair für eine solche Konstruktion eingesetzt hat – auch hinter den Kulissen. Und von den deutschen Politikern muss vor allem der CDU-Politiker Kai-Uwe von Hassel hervorgehoben werden, der als Ministerpräsident von Schleswig-Holstein in enger Zusammenarbeit mit Bundeskanzler Konrad Adenauer zu den Bonn-Kopenhagener Minderheitenerklärungen 1955 beigetragen hatte und der auch angesichts familiärer Bindungen nach Nordschleswig zur Familie Jebsen als ein Freund der Minderheit bezeichnet werden konnte. Von Hassel sprach bei einem Grußwort auf dem Parteitag der dänischen Konservativen sogar direkt die Erwartung aus, man möge doch der deutschen Volksgruppe in dieser Frage endlich entgegenkommen.

Rummelpot-Karrikatur von Staatsminister Poul Schlüter (Konservative) im Kopenhagener Sekretariat mit Siegfried Matlok. Foto: æ Rummelpot

Hilfe durch K.O. Meyer und Uwe Barschel

Das oft gespannte Verhältnis Kopenhagen-Kiel hatte sich inzwischen nachdrücklich verbessert, denn der neue CDU-Ministerpräsident Uwe Barschel hatte – im Gegensatz zu seinem Vorgänger Gerhard Stoltenberg – Dänemark und die dänische Minderheit strategisch für sich und seine Partei entdeckt. Gemeinsam mit K. O. Meyer räumte er eine wichtige Hürde beiseite: Die lange Zeit heftig umstrittenen Zuschüsse des Landes für die dänischen Minderheiten-Schulen wurden auf 100 Prozent erhöht. Besonders diese Entscheidung hatte in Kopenhagen Signalwirkung – auch zugunsten eines  deutschen Sekretariats.

Der damalige sozialdemokratische Innenminister Henning Rasmussen brachte den Gedanken eines Kopenhagener Sekretariats ins Spiel. Nachdem dann der sozialdemokratische Folketingspräsident K. B. Andersen dem BdN offizielle Gespräche über ein Sekretariat auf Christiansborg (!) angeboten hatte,  gab es eine Vorentscheidung bei einer Unterredung der deutschen Minderheit mit dem damaligen sozialdemokratischen Staatsminister Anker Jørgensen. Bei stürmischem Wetter im Versammlungshaus von Haberslund/Hovslund legten der BdN-Hauptvorsitzende Gerhard Schmidt, Generalsekretär Peter Iver Johannsen und ich dem Regierungschef die Wünsche der Minderheit für ein Kopenhagener Sekretariat nahe.

Angst vor Präzedenzfall

Nach dem Gespräch schien zunächst die Sonne. Die Regierung Anker Jørgensen und nicht zuletzt Fraktionschef J. K. Hansen aus Sonderburg hatten den Weg für ein Kopenhagener Sekretariat freigegeben, doch ihr Parteifreund, Folketingspräsident Svend Jakobsen, zog unerwartet die Notbremse. In einem Brief an Gerhard Schmidt teilte er mit, dass das Folketing aus „Prozedur-und Kompetenzgründen“ kein deutsches Sekretariat  im Parlament zulassen könne. Was mit „Prozedur- und Kompetenzgründen“ gemeint war, blieb unklar, doch später war zu erfahren, dass das Folketing durch ein deutsches Sekretariat auf Christiansborg einen Präzedenzfall unbedingt vermeiden wollte, man befürchtete „Folkebevægelsen mod EF“ könnte dann eine gleiche Regelung für sich beanspruchen. Immerhin, Svend Jakobsen leitete den Ball (und damit auch den Schwarzen Peter) zurück an die Regierung, die sich ja durch Anker Jørgensen grundsätzlich positiv festgelegt hatte. Nur, Anker Jørgensen trat plötzlich freiwillig zurück und wurde am 10. September 1982 vom nordschleswigschen Poul Schlüter als Regierungschef abgelöst.

Die neue Regierung lud jedoch Gerhard Schmidt und Peter Iver Johannsen zu Verhandlungen nach Kopenhagen ein, um mit Staatsminister Poul Schlüter und Innenministerin Britta Schall Holberg (Venstre) einen  neuen Anlauf in der Sekretariatsfrage zu unternehmen. Peter Iver Johannsen protokollierte: „Die Innenministerin war aus grundsätzlichen  Erwägungen eigentlich dagegen, aber Schlüter, der die Lösung durchsetzen wollte, sagte sinngemäß: Ich bin Regierungschef, und ich bestimme.“ 

Ein wichtiges Ergebnis der Kopenhagener Arbeit: Die deutsche Volksgruppe durfte nun auch neben der dänischen Minderheit an der jährlichen Kulturnacht des Folketings teilnehmen. Foto: Karin Riggelsen

Schlüter: „Hier kann Matlok schlafen“

So wurde es, und nun ging es um praktische Fragen, z. B. wo das Kopenhagener Sekretariat endgültig platziert werden sollte. Nachdem ich vom Hauptvorstand – trotz mehrerer guter Mitbewerber – gleich im ersten Wahlgang nominiert worden war, begannen die konkreten Vorbereitungen, und kein Geringerer als Staatsminister Schlüter nahm dann höchstpersönlich an einer Besichtigungstour mit Gerhard Schmidt und Peter Iver Johannsen in der Kopenhagener Innenstadt teil. Als ein Büro in der Peder Skrams Gade 11 von beiden Seiten als geeignet befunden worden war, sagte Schlüter: „Hier kann Matlok schlafen!“

Vor der offiziellen Einweihung war ich – nachdem der Vorstand des Pressevereins einer Doppelfunktion als Chefredakteur und Sekretariatsleiter zugestimmt hatte – zur Vorbereitung auf meine neue Arbeit mehrfach in Kopenhagen zu Gesprächen mit dem federführenden Staatsministerium.  Dabei war von Anfang an klar, dass das neue Ding nicht „tysk kontor“ heißen durfte, ja, ganz gewiss auch in unserem Sinne. Bei der Erstellung der Gästeliste wurde vom Staatsministerium deutlich gemacht, dass nur einer nicht eingeladen werden durfte: Rudolf Stehr war für Kopenhagen noch immer „persona non grata“. 

Der BdN-Hauptvorsitzende Gerhard Schmidt sprach am 6. September 1983 bei der Einweihung auf Christiansborg „von einem Tag der Freude“. Staatsminister Poul Schlüter, der sich zuvor als Erster in das von Tingleffer Freunden geschenkte Gästebuch im Sekretariat eingetragen hatte, bezeichnete zwei Jahre später beim gemeinsamen Grenzland-Besuch mit Bundeskanzler Helmut Kohl in Tondern das deutsche Sekretariat als „Landgewinnung“ und stellte sich und anderen sogar die Frage: „Wie konnten wir es früher entbehren?“  Königin Margrethe II. erklärte 1986 beim Besuch des Königspaares bei der deutschen Minderheit in ihrer Tingleffer Ansprache, das Kopenhagener Sekretariat sei „eine besondere Erneuerung und Ermunterung“ für die  Zusammenarbeit. 

Stasi und das Badezimmer

An dieser Stelle geht es nicht um eine Bilanz meiner 24-jährigen Tätigkeit in Kopenhagen. Wie der Durchbruch am Hofe beim historischen Besuch der Königin bei der deutschen Minderheit zustande kam, wie die aus unserer Sicht seit Jahrzehnten peinliche Bücherei-Frage durch die Hilfe des Sozialdemokraten Svend Taanquist eine Lösung fand, wie der diskriminierende Kindergartenstreit in Broacker beigelegt werden konnte, warum Staatsminister Poul Schlüter mich beim Schnaps als „Schlappschwanz“ bezeichnete, wie in der Peder Skrams Gade 11 mit Folketingsabgeordneten um 75.000 Kronen beim Kartenspielen gepokert wurde, wie Anders Fogh Rasmussen beim Fußball verärgert gegen den Sekretariatsleiter eine Niederlage hinnehmen musste, wie Bonn Alarm schlug wegen der DDR, weil die Stasi im Sekretariat auftauchte,  wie es gelang, Bundespräsident von Weizsäcker im Rahmen eines Staatsbesuchs in Dänemark auch zur deutschen Minderheit nach Nordschleswig  zu holen, wie nachts im Kopenhagener Sekretariat geheim um Milliarden verhandelt wurde, um den Sturz der Regierung zu verhindern, wie der Brief eines bekannten Alt-Nazis plötzlich die deutsche Minderheit in böse Verlegenheit brachte, wie das Sekretariat von dänischer und deutscher Seite vertraulich und aktiv in die Verhandlungen zur Fehmarn-Verbindung eingeschaltet  wurde, wie ich bei internationalen Verhandlungen offiziell für Dänemark sprechen durfte und wie ich dabei im Genfer Hotel „Beau Rivage“ im Badezimmer von Uwe Barschel den Hilfeschrei einer Frau auslöste, wie die Kommunalreform 2007 in wichtigen Punkten zugunsten der deutschen Minderheit entschieden wurde und warum Søren Krarups Liebe zum deutschen Fußball-Wunder von Bern 1954 dabei eine Rolle spielte: Dies sind nur einige jener Hintergrund-Geschichten, die ich gerne erzählen und auch so manches entlarven möchte in meinem Buch „Im Dienste Der/der Nordschleswiger“, das 2021 erscheinen soll.

Ein Ergebnis, einen Erfolg möchte ich aber für meine Mitarbeiter und mich, aber auch für alle anderen, die direkt oder indirekt in Kopenhagen bzw. Apenrade mitgewirkt haben, für die Jahre 1983-2007 doch verbuchen: Wir haben durch das Kopenhagener Sekretariat atmosphärisch Pionierarbeit geleistet und eine Grundlage geschaffen, die der deutschen Minderheit eine bessere Zukunft ermöglicht hat: Zum Wohle des deutsch-dänischen Grenzlandes und damit auch der Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern.  

Staatsminister Anders Fogh Rasmussen (Venstre) bei der Verabschiedung mit Familie Matlok. Foto: Karin Riggelsen
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