Natur und Umwelt

Einst ausgerottet: Der Seeadler breitet sich in Dänemark aus

Einst ausgerottet: Der Seeadler breitet sich in Dänemark aus

Einst ausgerottet: Der Seeadler breitet sich in Dänemark aus

cvt/wt/Ritzau
Kopenhagen/Apenrade
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Seeadler waren in Dänemark ausgerottet – jetzt hat sich ihre Population stabilisiert (Archivfoto) Foto: Stian Lysberg Solum/NTB/Ritzau Scanpix

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Es ist auch ein deutsch-dänischer Erfolg: Die Zahl der Brutpaare des größten Raubvogels Nordeuropas hat einen Rekordstand erreicht. Experten erklären, weshalb es noch mehr werden könnten – und was Deutschland damit zu tun hat.

Vogelfreunde erleben derzeit einen großen ornithologischen Erfolg. Der dänische Bestand des Seeadlers, des größten Raubvogels Nordeuropas, bricht Rekorde. Im Jahr 2021 wurden 152 Brutpaare gezählt, 153 Küken wurden flügge.

Erst 1996 waren nach hundert Jahren Abwesenheit im Land die ersten beiden Paare in Nordschleswig geschlüpft. Die Dänische Ornithologenvereinigung (DOF) hatte bereits drei Jahre zuvor das Projekt „Adler“ eingeleitet. Damals betrachtete der Verband das Ziel von 75 Paaren bis 2040 noch als ambitioniert.

Heute herrscht Grund zu jubeln bei DOF.

„Der Seeadler ist nicht mehr so bedroht wie in der Vergangenheit. Ich glaube auch nicht, dass es dazu wieder kommen wird“, sagt Kim Skelmose, Leiter des Adlerprojektes von DOF. „Die Dänen haben erkannt, wie wertvoll unsere Natur und die Tierwelt sind“, sagt er.

100 Jahre Schutzmaßnahmen

1922, als die Seeadler ausgerottet waren, wurden in Dänemark die ersten Schritte zum Schutz von Adlern unternommen. Doch erst im Jahr 1967 wurden in Dänemark alle Greifvögel vollständig geschützt.

Besser spät als nie: Kim Skelmose zufolge ist der Schutz einer von vielen Gründen, warum die Zahl der Seeadler zunimmt.

Seeadler
Zeichnung eines Seeadlers in „Coloured figures of the birds of the British Islands“, erschienen zwischen 1885 und 1897. Foto: gemeinfrei

Ein majestätisches Tier

Der Vogel kann bis zu einem Meter lang werden, doch seine Flügelspannweite ist es, die wirklich beeindruckt. Sie kann bis zu 2,5 Meter betragen.

Der Seeadler hat einen großen Schnabel, ist typischerweise grau-braun gefärbt und die Weibchen sind oft größer als die Männchen.

Alles in allem ist er ein majestätisches Tier, und die Zunahme seiner Population in Dänemark ist eine Erfolgsgeschichte, meint auch Carsten Rahbek, Professor für Biodiversität an der Universität Kopenhagen.

Carsten Rahbek
Der Leiter des Zentrums für Makroökologie, Evolution und Klima an der Universität Kopenhagen, Carsten Rahbek (Archivfoto) Foto: Philip Davali/Ritzau Scanpix

Seeadler erleben

Wer die Vögel mit einer Flügelspanne von bis zu fast zwei Metern selbst erleben möchte, hat am 27. Februar die Möglichkeit dazu. DOF veranstaltet an dem Tag den Tag des Adlers („Ørnens Dag“).

Führungen gibt es in Nordschleswig bei den Schleusen in Hoyer (Højer) und Ballum sowie am Siltoftvej in Hoyer.

Details (auf Dänisch) gibt es unter dem Punkt „Sønderjylland“ hier:
Ørnens Dag

Ideale Lebensbedingungen in Dänemark

Der Seeadler findet in Dänemark günstige Lebensbedingungen vor. Hier gibt es eine Küstenlinie von über 7.000 Kilometern und viele Förden und Seen.

Und Dänemark sei „ein großer Kühlschrank“ für einen Seeadler. Das gebe ihm gute Chancen, sich zu verbreiten, sagt Carsten Rahbek.

„Die Lebensbedingungen in Dänemark sind fantastisch, und unsere Küstengebiete mit Enten und Wildhühnern bieten eine Menge Nahrung“, sagt er.

Deutschland spielt wichtige Rolle

Der Wissenschaftler berichtet, dass der Seeadler in Dänemark vor nicht allzu vielen Jahren eigentlich völlig ausgestorben war. Erst 1995 wurde er nach 100-jähriger Abwesenheit wieder als Brutvogel in Dänemark entdeckt.

Auch Deutschland spielt eine Rolle bei der hohen Bevölkerungszahl.

Der Seeadler ist Wappentier der Bundesrepublik – und die hat über Jahrzehnte gute Bedingungen für den Adler geschaffen. Mitte der 60er-Jahre nisteten gerade noch sieben Paare in der Bundesrepublik, bis 1993 galt die Art als „gefährdet“.

970 Paare leben laut WWF heute in Deutschland – und von dort aus hat sich die Population nach und nach – über Nordschleswig – nach Dänemark ausgebreitet.

Denn sind die Tiere alt genug, beziehen Seeadler, die mit ihren Partnern dauerhaft zusammenleben, vorzugsweise ein Brutrevier ganz in der Nähe ihres eigenen Geburtsorts.

Seeadler
Seeadler wurden einst von den Menschen in Dänemark gejagt und ausgerottet. Foto: gfr

Umdenken hat für Erfolg gesorgt

Die Menschen in Dänemark hätten ihren Teil zu der Erfolgsgeschichte beigetragen, sagt Carsten Rahbek.

„In Dänemark hat sich ein Umdenken vollzogen. Früher haben wir Raubvögel geschossen und vergiftet. Die Kombination aus dem Verzicht auf Gift und das Töten der Tiere gibt ihnen bessere Lebensbedingungen“, sagt er.

Kim Skelmose erzählt die gleiche Geschichte:

„Sie wurden als Konkurrenten und Schädlinge angesehen. Also haben wir sie einfach ausgerottet“, sagt er.

Carsten Rahbek sieht weiteres Potenzial für die Seeadlerpopulation: „Ich glaube sogar, dass die Population weiter wachsen wird. In Dänemark kann es keine drei Millionen Paare geben. Aber mehr als 200 Paare kann es geben“.

„Wenn wir aufhören, sie zu töten, sie zu jagen und Umweltgifte zu versprühen, werden wir mehr von ihnen sehen“, sagt er und fügt hinzu, dass der Vogel für den Menschen nicht gefährlich ist.

Der Steinadler ist noch deutlich seltener

Der Seeadler ist nicht die einzige Art, die nach ihrer Vertreibung zurückgekehrt ist. Auch Steinadler und Fischadler leben heute in Dänemark. Doch der Steinadler hat es schwer.

Er „kämpft immer noch darum, in unserer Tierwelt Fuß zu fassen. Das hängt noch am seidenen Faden“, sagt Kim Skelmose.

Er schätzt, dass es in Dänemark etwa vier bis fünf Steinadlerpaare gibt.

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