Umwelt- und Naturschutz

Aus einförmigen Forsten werden Urwälder

Aus einförmigen Forsten werden Urwälder

Aus einförmigen Forsten werden Urwälder

Kopenhagen
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Die Sprengung von Bäumen ist bei der staatlichen Naturbehörde bereits seit einigen Jahren ein bewährtes Verfahren, um in Wäldern für Totholz und damit Unterschlupf für Larven seltener Insekten zu sorgen. Foto: Naturstyrelsen

Die staatliche Naturbehörde hilft auch in nordschleswigschen Wäldern nach, um für mehr Artenvielfalt zu sorgen: Durch Sprengung von Stämmen und künstliche Alterung wird neuer Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen geschaffen.

Mehr Einsatz gegen das Aussterben seltener Tier- und Pflanzenarten steht in der dänischen Naturschutzpolitik ganz oben auf der Tagesordnung. Vor diesem Hintergrund ist politisch entschieden worden, dass ein größerer Anteil der staatlichen Wälder den Status Urwald bekommt. Anstelle forstwirtschaftlicher Nutzung mit angepflanzten Bäumen „in Reih und Glied“, die möglichst ertragreich fkommerziell aufgezogen werden, sollen Urwälder entstehen, in denen abgestorbene Bäume stehen bleiben und Totholz erwünscht ist.

Vielfalt in abgestorbenen Stämmen

 Untersuchungen haben gezeigt, dass Larven vielfach selten gewordener Käfer, Falter oder Wespen, aber auch oft fast ausgestorbene Pflanzen am besten in alten Bäumen oder bereits abgestorbenen Stämmen und Ästen oder in deren Nähe gedeihen. Eine reiche Insekten- und Pflanzenwelt bildet wiederum die Grundlage für viele seltene Vogelarten vom Schwarzspecht, über den Waldlaubsänger bis zum Pirol. Am Montag hat Umweltministerin Lea Wermelin (Sozialdemokraten) zusammen mit den umweltpolitischen Sprecherinnen und Sprechern der Unterstützerparteien der sozialdemokratischen Regierung ein Programm der „Veteranisierung“ von Eichen- und Buchenwäldern vorgestellt, für das Mittel im Staatshaushalt 2021 reserviert worden sind.

Aus totem Holz wachsen oft Pilze hervor. Im Innern der Biomasse gedeihen Larven vieler seltener Insekten. Foto: Volker Heesch

 

Dabei wird der Urwaldbildung künstlich nachgeholfen, wobei sogar Bäume gesprengt oder gezielt geschädigt oder gar zum Absterben gebracht werden, um potenzielle Urwaldbewohnern zu fördern.

Mittel im Haushalt 2021

„Die Natur steckt in einer Krise. Es fehlt an Lebensräumen für eine lange Reihe von Pflanzen, Tieren und Pilzen in unseren Wäldern. Deshalb haben wir die kommerzielle Motorsäge in landesweit 32 Wäldern gestoppt. Mit dem Haushalt 2021 geben wir der Natur einen als historisch zu bezeichnenden Anschub“, so Wermelin. Das Programm der Naturbehörde umfasst auch mehrere staatliche Wälder in Nordschleswig: den Wald bei Seegaard (Søgård), die Wälder um Gravenstein (Gråsten) und den Pamhuler Wald bei Hadersleben (Haderslev). In den als Urwald auserkorenen Baumbeständen sollen auch gezielt nicht heimische oder invasive Baumarten beseitigt werden. In vielen dänischen Wäldern, auch staatlichen Wäldern, waren seit Jahrzehnten gezielt standortfremde Nadelhölzer angepflanzt worden, um hohe wirtschaftliche Erträge erzielen zu können.

Von diesen oft in Monokultur angelegten Forsten rückt man schon länger ab, da diese bei Orkanen während der vergangenen Jahre oder auch bei Trockenperioden schwere Schäden erlitten hatten. „Wir stoppen jetzt den Einsatz der Motorsäge und fördern die Biodiversität durch Alterung der Bäume“, lobt SF-Umweltsprecher Rasmus Nordqvist das Konzept. Zenia Stampe, Umweltwortführerin der Radikalen Venstre freut sich über „wildere Wälder“ ebenso wie die Umweltsprecherin der Einheitsliste, Mai Villadsen, und Torsten Gejl von den Alternativen. Zum Auftakt des Projektes wurden mehrere Buchen im Wald „Jægersborg Hegn“ gesprengt, um einer 180 Jahre alten Eiche Licht zu geben. 

 

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