Energie

400-Kilovolt-Leitung mit Trostpflaster

400-Kilovolt-Leitung mit Trostpflaster

400-Kilovolt-Leitung mit Trostpflaster

Kopenhagen/Tondern
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Foto: Volker Heesch

Energieminister: Nur ein kleiner Anteil der Westküstenleitung von der Grenze nach Holstebro wird unterirdisch verkabelt. Dafür verschwinden zahlreiche kleinere Oberleitungen.

Energieminister Lars Christian Lilleholt hat am Montag bekanntgegeben, dass an den Plänen festgehalten wird, eine 400-Kilovoltleitung von der deutsch-dänischen Grenze südlich von Tondern  bis in die Nähe  von Holstebro  zum größten Teil als Freileitung zu bauen. Er stützt sich dabei auf ein Gutachten unabhängiger Fachleute des Beratungsunternehmens WSP, die nach erheblichen Bürgerprotesten gegen das Vorhaben untersuchen sollten, in welchem Umfang Erdkabel verlegt werden können. Die Fachleute  unterstützen die Pläne des staatlichen Netzbetreibers Energinet,  von den 170 Kilometern Hochspannungsleitung entlang der Westküste nur bis zu 15 Prozent zu verkabeln.

Lilleholt präsentierte allerdings ein Trostpflaster für die Bürger. Parallel zum Bau der neuen Hochspannungsleitung, die als Ergänzung zur dänisch-britischen Nordseekabelverbindung  Viking Link erforderlich sei, werden zahlreiche bestehende Hochspannungsleitungen mit 150 Kilovolt Spannung verkabelt, also unter die Erde verlegt Davon werden auch Anwohner solcher Leitungen in der Kommune Tondern profitieren. Das Netzunternehmen Energinet kündigt als eine Maßnahme den Rückbau der Luftleitung zwischen Esbjerg,  Bredebro und Kassö an.  

Forderungen der Bürger

Zu Forderungen der Bürger unter anderem im Raum Tondern, die Hochspannungstrasse  zwischen dem Umspannwerk Klixbüll und Westjütland berührt, größere Abschnitte als die geplanten 26 Kilometer zu verkabeln,  erklärt der Projektleiter von Energinet, Cristian Jensen, gegenüber dem Nordschleswiger: „Mehr ist bei einer Wechselstromleitung derzeit technisch nicht möglich.“  „Auch in Deutschland gibt es für Leitungen mit 400-Kilovolt Spannung  bisher nur Pilotprojekte“, so der Leiter des Vorhabens.   Er kündigt an, dass die Planungen ab Januar 2019 wieder anlaufen. „Es werden Umweltverträglichkeitsprüfungen   vorgenommen unter Beteiligung der Bürger.“

Er betont, dass man derzeit nicht sagen könne, wo eine Verkabelung erfolgen wird. Zu Befürchtungen, das Tonderner Stadtbild könnte durch die vorgesehenen  Riesenmasten leiden, meinte er:  „Die Trasse der Hochspannungsleitung wird nicht nah  an Tondern verlaufen.“ 

Neue Einladungen zu Stellungnahmen

Die Grundbesitzer, die  im Planungsbereich der Hochspannungsleitung liegen, werden bald neue Einladungen zu Stellungnahmen bekommen. Jensen erklärte, dass aufgrund der Verspätung des Viking-Link-Projektes mit einer Fertigstellung der neuen Hochspannungsverbindung erst Ende 2023 gerechnet werde.

Neben den großen Naturschutzverbänden lehnen auch zahlreiche Folketingspolitiker, auch aus dem Regierungslager,  die  Hochspannungsverbindung als Freileitung ab. Tonderns Bürgermeister Henrik Frandsen (Venstre) ist nicht gerade froh über die Aussagen des Ministers. „Südlich von Bredebro gibt es keine Kompensation für die neue Leitung“, sagt er.  Er meint, dass das letzte Wort in der Sache noch nicht gefallen ist.  „Viele werden nicht zufrieden sein“, so seine Einschätzung. 

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