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Schwarzes Jahr für die dänische Landwirtschaft

Schwarzes Jahr für die dänische Landwirtschaft

Schwarzes Jahr für die dänische Landwirtschaft

dodo
Kopenhagen
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Foto: Cornelius von Tiedemann

Mehr als 300 Landwirtschafts-Betriebe mussten in diesem Jahr schließen. Doch dies sei gar nicht so schlecht, sagen Experten.

Ein historisch trockener Sommer und niedrige Preise für ihre Waren haben den dänischen Landwirten in diesem Jahr besonders zugesetzt – und viele von ihnen über den wirtschaftlichen Abgrund gestoßen.

Eine Umfrage unter den acht größten Banken für Landwirtschaft hat ergeben, dass mehr als 300 Landwirte und deren Familien in diesem Jahr ihre Höfe aufgeben mussten – 159 Kunden mussten Konkurs anmelden und mindestens noch  einmal genauso viele waren zu einem Zwangsverkauf gezwungen.

„Es gab viele Landwirte, die Probleme hatten, die liquiden Mittel zu erwirtschaften, um im Jahr 2019 weitermachen zu können“, so Palle Høj, Berater beim Landwirtschaftscenter Sargo, zu DR.

Der dänische Bauernverband Landbrug & Fødevarer hat nach dem trockenen Sommer, der der dänischen Landwirtschaft rund 6,4 Milliarden Kronen gekostet hat, Bilanz gezogen und kommt zu dem Ergebnis, dass sich rund jeder fünfte Milch-, Pflanzen- und Schweinebauer derzeit in einer „wirtschaftlich unhaltbaren Lage befindet“.
Bei den Schweineproduzenten alleine hängt derzeit jeder vierte am Tropf der Banken.

Große Unterschiede

Laut Palle Høj gibt es große Unterschiede dabei, wie sehr die verschiedenen Banken bereit sind, den Landwirten unter die Arme zu greifen. Oft hänge dies ganz alleine davon ab, wie weit Investitionen in die Landwirtschaft in die derzeitige Strategie der Bank passen, so der Experte.

„Das bedeutet, dass es für zwei Nachbarn schwer zu verstehen sein kann, dass der eine von der Bank einen Kredit über 300.000 Kronen bekommt, während der andere eine Absage erhält, obwohl beide zusammen angefangen haben und wirtschaftlich vielleicht auf einem Niveau sind“, sagt Høj.

Lars Krull, Berater am Wirtschaftsinstitut der Universität Aalborg stimmt zu, dass die Banken teilweise sehr hart mit den Landwirten umgehen – doch seiner Meinung nach müssen sie dies auch: „Die Banken haben zwei Dinge, die sie beachten müssen, zum einen haben sie eine Sorgfaltspflicht gegenüber ihren Kunden, zum anderen, aber auch sich selbst gegenüber, das eigene Geschäft am Laufen zu halten“, so Krull.

Aus für die Schwächsten

Ebenso wie Nationalbankdirektor Lars Rohde im Oktober sagte, ist auch er der Meinung, dass es ein Gewinn für die Produktivität der Landwirtschaft sei, wenn die schwächsten Betriebe geschlossen werden.

„Die Landwirtschaft ist wichtig für Dänemark. Allerdings ist es auch wichtig, dass die Betriebe, die wir haben und die von der Gesellschaft und den Banken unterstützt werden, lebensfähig sind und eine vernünftige Ökonomie besitzen“, sagt Lars Krull.

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Cornelius von Tiedemann
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