Fischerei

Plan: Invasive Pazifische Austern an der Westküste wegfischen

Plan: Invasive Pazifische Austern an der Westküste wegfischen

Plan: Invasive Pazifische Austern an der Westküste wegfischen

cvt/Ritzau
Kopenhagen/Röm
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Austern
Essen gegen die Invasion: Die Pazifischen Austern sollen weg, meinen Fischer und Regierung. Foto: Evieanna Santiago/Unsplash

Austern und Muscheln sind eine Spezialität an der Westküste auch Nordschleswigs. Doch die robuste Pazifik-Auster verdrängt derzeit heimische Arten. Die Fischereiministerin hofft auf eine Win-win-Situation.

Die Pazifische Auster hat sich endgültig im Wattenmeer angesiedelt. Ein aktueller Bericht der Technischen Universität Dänemarks (DTU) zeigt, dass sich der Bestand auf 72.000 Tonnen im dänischen Teil der Westküste erhöht hat.

Eingewandert ist die Pazifische Auster in den Ballasttanks von Frachtschiffen und weil sie in mehreren europäischen Küstenstaaten gezüchtet wird. Ursprünglich stammt sie von der asiatischen Ostküste rund um Sachalin, Japan und China, ist inzwischen durch Zucht aber weltweit verbreitet. Von den Niederlanden aus verbreitete sie sich in den 1980er Jahren bereits bis nach Ostfriesland. Inzwischen wird in Deutschland befürchtet, die Auster könne, auch aufgrund milderer Winter, die Miesmuscheln verdrängen.

Auch in Dänemark wird diese Befürchtung lauter, zumal, weil auch die bisher am weitesten verbreitete Muschel in der Nordsee, die essbare Gemeine Herzmuschel, bedroht ist. Die ohnehin äußerst seltene und 1930 in der Nordsee bereits durch Überfischung einmal ausgerottete Europäische Auster ist nicht direkt von der asiatischen Verwandten bedroht, da sich ihre Lebensräume nicht direkt überschneiden.

Pazifische Austern, hier im Limfjord. Foto: Henning Bagger/Ritzau Scanpix

 

Fischer versprechen sich neue Arbeitsplätze

Die dänischen Fischer schlagen deshalb nun, nicht ganz uneigennützig, vor, zu helfen, das Gleichgewicht wieder herzustellen. „Da draußen liegt eine große Ressource, die niemand nutzt. Das ist super ärgerlich“, sagt der Vorsitzende des Südwestjütischen Fischereiverbandes, Jesper Juul Larsen.

Der Haken an der Sache: Seit 2008 ist es verboten, maschinell im Wattenmeer zu fischen, weil die Zahl der Miesmuscheln auf ein kritisches Niveau gefallen war. Doch dem DTU-Bericht zufolge gibt es wieder mehr Miesmuscheln, 78.000 Tonnen in der dänischen Nordsee.

Eines der Unternehmen, das große Möglichkeiten sieht, ist die Firma Rømø Oysters, benannt nach der nordschleswigschen Insel Röm, mit Sitz allerdings in Vejle. „Wir können Pazifische Austern für zwei, drei Euro das Kilo unter anderem an Restaurants verkaufen. Wenn wir sie zugleich aus dem Wattenmeer schaffen können und Einnahmen und Arbeitsplätze auf Röm schaffen, halte ich das für eine gute Idee“, sagt Johan Wedel Nielsen, Miteigner der Firma. Er will 25 neue Mitarbeiter beschäftigen, sobald die Erlaubnis vorliegt, sagt er.

Eva Kjer Hansen Foto: Nils Meilvang/Ritzau Scanpix

 

Naturschützer fürchten um Welterbe Wattenmeer

Doch dazu soll es am besten nicht kommen, warnt der Dänische Naturschutzverband DN. „Wir denken nicht, dass das Wattenmeer wieder für Grundschleppnetzfischerei geöffnet werden sollte. Das Wattenmeer ist das Kronjuwel in unseren geschützten Seegebieten. Man sollte es in Ruhe lassen“, sagt DN-Meeresbiologe Henning Mørk Jørgensen.

„Wenn man den Meeresgrund Jahr für Jahr abkratzt, hinterlässt man ihn in stark verstörtem Zustand. Und dass ist nicht der Sinn des Wattenmeeres als sowohl Habitatgebiet, UNESCO-Welterbe und Nationalpark“, sagt er.

Fischereiministerin Eva Kjer Hansen (Venstre) aus Apenrade will dennoch untersuchen lassen, was möglich ist. „Ich habe eine Versuchsordnung in Gang gesetzt, wo man Handgeräte einsetzt, die Frage ist aber, ob das effizient genug ist“, sagt sie. „Zugleich untersuchen wir Möglichkeiten,  Werkzeuge weiterzuentwickeln,  die dem Meeresboden keinen Schaden zufügen. Wir wollen gerne Lösungen finden, um die Möglichkeit zu schaffen, richtige Fischerei zu ermöglichen“, sagt sie.

„Wenn wir nichts tun, wird die Pazifische Auster nicht nur die Miesmuscheln verdrängen, sondern vielleicht auch das Gleichgewicht im Wattenmeer stören, weil sie Betonartige Riffe ausbildet“, sagt Hansen. „Wir müssen also herausfinden, wie man sie entfernen kann, aber auf eine schonende und umweltfreundliche Weise, damit wir nichts im Wattenmeer zerstören“, sagt sie.
 

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