Umwelt

Vogelschutz fordert PFAS-Untersuchung in Küstennatur

Vogelschutz fordert PFAS-Untersuchung in Küstennatur

Vogelschutz fordert PFAS-Untersuchung in Küstennatur

Apenrade/Aabenraa
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Das Foto zeigt Pfeifenten. Diese Wasservogelart frisst als Wintergast an der Küste Jütlands und Nordschleswigs Gras, das laut Untersuchungen ausgelöst durch Überschwemmungen mit Meerwasser mit Schadstoffen der Gruppe PFAS angereichert worden ist. Foto: DOF/Jan Skriver

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Verband sieht Gefahren für den Weidebetrieb in der Küstennatur, nachdem die Schadstoffe in Enten, Gras und Wasserproben nachgewiesen wurden. Dänemark, Deutschland und andere Staaten fordern ein EU-weites Verbot der zur Textilimprägnierung, in fettabweisendem Papier und in Feuerlöschern verwendeten Chemikalien.

Der dänische Vogelschutzverband „Dansk Ornitologisk Forening“ (DOF) schlägt nach immer mehr Nachweisen der giftigen PFAS-Chemikalien in Wasservögeln, Gras und Wasserproben aus Küstenbereichen Alarm. Der Biologe des Verbandes DOF, Kurt Flensted, sieht große Probleme auf den Naturschutz zukommen, wenn zahlreiche Küstenbereiche, die regelmäßig von Meerwasser überschwemmt werden, nicht mehr beweidet werden. Die Weidetiere lagern dort nämlich in so großem Umfang PFAS-Giftstoffe in ihren Körpern an, dass ihr Fleisch nicht mehr von Menschen verzehrt werden darf.

Untersuchung von Küstenvögeln verlangt

Der Verband ruft die zuständigen Behörden zu landesweiten Untersuchungen an den Küstenvögeln auf, um auch deren möglichen Belastungen aufzudecken. „Viele unserer Wiesenvögel sind ganz und gar davon abhängig, dass ihre Lebensräume beweidet werden. Wenn die Zahl der Weidetiere abnimmt, wird das für viele Vogelarten negative Folgen haben“, so Flensted.

Durch Einsatz von PFAS-Verbindungen wird Papier zum Einsatz in der Nahrungsmittelindustrie fettabweisend gemacht. PFAS gelangt in die Umwelt, wenn solche Verpackungen nicht in die Wiederverwertung gelangen. Foto: Umweltbundesamt

Bei den Per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) handelt es sich um industriell hergestellte Stoffe, die in vielen Gegenständen des Alltags verwendete werden, um diese zu imprägnieren, etwa Textilien oder Schuhe, oder um Papier und Pappe fett- und wasserabweisend zu machen. Auch in Feuerlöschern kamen PFAS-Vebindungen zum Einsatz, ebenso in Farben und Pestiziden.

Beim Einkauf auf PFAS-freie Waren achten

Oft sind die organischen Verbindungen, die sich in der Umwelt gar nicht abbauen, auch in Outdoor-Bekleidung zu finden. Das deutsche Umweltbundesamt fordert die Bevölkerung auf, beim Einkauf Ware mit Umweltsiegeln zu kaufen, die PFAS-frei sind. So kann der weitere PFAS-Eintrag in die Natur gestoppt werden.

Es ist erforderlich, dass die Arten untersucht werden, die in der Nahrungskette weit oben stehen und besonders viel PFAS in ihren Körpern anreichern.

Kurt Flensted, Biologe

Vor dem Hintergrund des Nachweises sehr hoher PFAS-Werte in Enten, die in den Bereichen Harboøre Tange und Agger Tange am Limfjord in Westjütland erlegt worden sind, schließt der DOF-Biologe nicht aus, dass in einigen Küstengebieten die Jagd eingestellt werden muss.

Beim Vogelschutzverband schließt man nicht aus, dass in PFAS-belasteten Bereichen die Entenjagd beendet werden muss. Foto: Jan Skriver / DOF

„Es ist erforderlich, dass die Arten untersucht werden, die in der Nahrungskette weit oben stehen und besonders viel PFAS in ihren Körpern anreichern“, so Kurt Flensted. PFAS wird von Land her beispielsweise mit Abwasser ins Meer geschwemmt und gelangt über Mikroplankton, etwas größere Tiere, die davon fressen, beispielsweise in Muscheln, die Nahrung aus dem Meerwasser filtern. Aus diesen reichert sich PFAS in den Tauchenten, die Muscheln fressen.

Grenzwerte deutlich überschritten

Laut DOF überstieg der PFAS-Gehalt in den an der Küste im westlichen Limfjord erlegten Enten den zulässigen Grenzwert um das 28-fache. Die Enten im Küstenbereich weisen aber nicht überall die hohen Schadstoffkonzentrationen auf. Bei den im Naturschutzgebiet Nyord auf der Insel Møn erlegten Enten wiesen nur zehn Prozent der Vögel zu hohe PFAS-Werte auf. 60 von 67 Gras-Stichproben aus Westküstenbereichen Jütland und Seelands wiesen erhöhte PFAS-Werte auf, was nichts Gutes ahnen lässt.

Auch in Nordschleswig PFAS-Sorgen 

Nicht auszuschließen ist, dass mit der Verschärfung der PFAS-Grenzwerte auch Nahrungsmittel wie Muscheln und Fische aus dem Bereich der nordschleswigschen Westküste als Gefahrenpotenzial geortet werden.  Laut dänischer Gesundheitsbehörde enthält das Blut der Menschen in aller Welt inzwischen PFAS in niedrigen Konzentrationen. Die PFAS-Verbindungen, bekannt sind rund 12.000, schädigen die Leber und führen zu verschiedenen gesundheitlichen Beeinträchtigungen.

Internationale Initiative gegen PFAS

Das ist seit Jahrzehnten bekannt, doch erst kürzlich haben Dänemark, Deutschland, die Niederlande, Schweden und Norwegen eine Aufforderung an die EU-Chemikalienagentur geschickt, für ein PFAS-Verbot zu sorgen. Am 7. Februar wird die Initiative in Brüssel vorgestellt. In Dänemark sorgten PFAS-Funde in Öko-Eiern für Schlagzeilen. Mit Fischmehl gefütterte Legehennen hatten PFAS aus dem Meer aufgenommen, deren Eier wiesen deutliche Überschreitungen der PFAS-Grenzwerte auf. Diese waren zum Jahresbeginn 2023 verschärft worden. Allerdings haben Öko-Eierproduzenten beispielsweise in Nordschleswig teilweise kein Fischmehl verfüttert, deren Eier sind auch nicht mit den Schadstoffen belastet. 

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