Gesundheit

Neue Projekte: Gefahren durch Grindsted-Altlasten im Blick

Neue Projekte: Gefahren durch Grindsted-Altlasten im Blick

Neue Projekte: Gefahren durch Grindsted-Altlasten im Blick

Grindsted/Vejle
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Das Unternehmen Dupont hat im Bereich des einstigen Grindstedværket moderne Industrieanlagen errichtet, die Vorgängerbetriebe hatten seit den 1930er Jahren viele Schadstoffe hinterlassen. Grindsted ist heute ein Teil der Kommune Billund. Foto: Billund Kommune

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Eine Forschergruppe hat der zuständigen Region Süddänemark weitere Schritte zur Gefahrenabwehr im Bereich der Schadstoffdeponien und Grundwasserbelastungen in der westjütischen Stadt vorgeschlagen. Der Regionsrat entscheidet über das Vorgehen.

In den vergangenen Jahren hat die Region Süddänemark nicht nur Millionenbeträge zur Beseitigung der giftigen Hinterlassenschaften der seit den 1930er Jahren in Grindsted ansässigen Chemie- und Pharmaindustrie bewilligt. Über Jahre ziehen sich auch die Bemühungen hin, die gesundheitlichen Belastungen der früheren Beschäftigten des einst unter dem Namen Grindstedværk firmierenden Industrieunternehmens und der Menschen in der Stadt nordöstlich von Esbjerg zu klären.

Bereits 2021 weitere Untersuchungen beschlossen

2021 hatte der Regionsrat von Süddänemark bereits weitere Untersuchungen in Grindsted beschlossen, nachdem 2020 eine erste Gesundheitsuntersuchung zum Ergebnis gekommen war, dass es in der mit Schadstoffdeponien „gespickten“ Ortschaft keine erhöhten Krankheitsraten gebe. Anschließend hieß es, es gebe beispielsweise viele Fälle sonst seltener Nervenkrankheiten in Grindsted. Vor einigen Tagen hat nun eine Forschergruppe, die von der Region engagiert worden war, vorgeschlagen, dass zusätzliche Untersuchungen durchgeführt werden, um klarzulegen, ob auffällige Häufungen von Krankheiten unter Einwohnerinnen und Einwohnern zu finden sind, die durch Schadstoffe im Umfeld der Industrie verursacht worden sein können.

Zweites Projekt zu generellen Risiken

Daneben empfehlen sie, in einem zweiten Projekt zu erkunden, ob die Verunreinigungen von Luft, Böden und Gewässern in Grindsted ein Risiko für die menschliche Gesundheit darstellen. Ein drittes Projekt wird empfohlen, das sich an die vielen besorgten Menschen wendet, die vielfach seit Jahrzehnten mit der Angst leben, Gesundheitsgefahren durch die Altlasten ausgesetzt zu sein.

Beratung wird angeboten

Betroffene Personen sollen sich beraten lassen können. Ein viertes Projekt ist weiter im Gespräch, dabei geht es um experimentelle Modelle zu den Altlasten, die im Bereich Grindsted das Grundwasser und Fließgewässer am Ort vergiften. Seit Jahren werden Techniken entwickelt, um die Schadstoffe, unter anderem Schwermetalle und chlorierte Kohlenwasserstoffe, aus der Umwelt zu beseitigen, die teilweise bis ins Wattenmeer bei Esbjerg geschwemmt werden. „Ich bin sehr froh, dass wir mit unseren Empfehlungen ins Ziel gekommen sind, die von der gesamten Forschergruppe unterstützt werden. Es ist meine klare Einschätzung, dass die von uns empfohlenen Projekte in breiteres Bild über Besorgnisse und Risiken beim Leben in Grindsted liefert“, erklärt der Vorsitzende der Expertengruppe, Professor Jesper Bo Nielsen von der Süddänischen Universität.

Professor Steen Bo Nielsen von der Süddänischen Universität leitet den Kreis der Expertinnen und Experten zum Thema Grindsted-Altlasten. Foto: JydskeVestkysten/Tue Sørensen

 

In der erweiterten Forschergruppe bestehe die Hoffnung, dass die angepeilten neuen Untersuchungen unter der Einwohnerschaft Grindsteds das Gefühl der Sicherheit stärken.

Politiker sind jetzt gefragt

Der Gesundheits- und Umweltausschuss des Regionsrates wird sich mit den neuen wissenschaftlichen Empfehlungen befassen, bevor der Geschäftsausschuss sich des Themas annimmt und der Regionsrat bei seiner Sitzung am 22. Juni 2022 entscheidet, ob die Vorschläge in die Tat umgesetzt werden. Zu den Kosten der möglichen neuen Runde zum Thema Giftaltlasten in Grindsted macht die Region keine Angaben.

Im Zentrum eines Umweltskandals

Das Grindstedværk ist  Mittelpunkt eines der größten Umweltskandale Dänemarks. Von dort waren bis in die 1970er Jahre auch riesige Mengen Gifte in eine Deponie in den Dünen südlich von Henne Strand befördert worden. Deren Entsorgung auf Kosten der öffentlichen Hand hat bereits Hunderte Millionen Kronen verschlungen. Auch bei der Gefahrenbeseitigung in Grindsted geht es um Millionenbeträge. In Grindsted produziert ein Nachfolgeunternehmen des Grindstedværk als Teil des Dupont-Konzerns heute vor allem Produkte für die Nahrungsmittelindustrie. Die Nachfolgeunternehmen können für die Altlastenentsorgung nicht zur Kasse gebeten werden.

 

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