Volksabstimmung

Kritik beider Seiten in den Leitartikeln

Kritik beider Seiten in den Leitartikeln

Kritik beider Seiten in den Leitartikeln

Ritzau/wt
Dänemark
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Staatsministerin Mette Frederiksen (Soz.) und ihr Mann Bo Tengberg haben in Værløse ihre Stimmen abgegeben. Foto: Liselotte Sabroe/Ritzau Scanpix

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In den Leitartikel der dänischen Zeitungen wird am Mittwoch Kritik an sowohl den Ja-Parteien als auch den Nein-Parteien laut. Die Mehrheit der Zeitungen empfiehlt ein Ja.

Die Autoren der Leitartikel der dänischen Zeitungen zeigen sich am Mittwoch nicht sonderlich beeindruckt von den Kampagnen der Parteien zur Volksabstimmung über den Verteidigungsvorbehalt.

Der Chefredakteur von „JyskeVestkysten“, Peter Orry Jensen, nennt den Wahlkampf „todlangweilig“.

„Wir können aus gutem Grund enttäuscht über die fehlende Fähigkeit unserer Politiker sein, uns zu erklären, warum wir mit Ja, Nein oder überhaupt stimmen sollten“, schreibt er. Er fordert dennoch die Leserinnen und Leser dazu auf, zu denWahlurnen zu gehen.

Kritik der Nein-Kampagnen

„Politiken“ hat ihre gesamte Titelseite dem Leitartikel von Chefredakteur Christian Jensen gewidmet, der für ein Ja wirbt.

„Europa kann leicht ohne Dänemark auskommen. Aber Dänemark kann nicht ohne Europa auskommen. Deshalb: Stimme Ja“, schreibt er.

Jensen kritisiert die Nein-Parteien, die hätten eine Einschüchterungskampagne geführt.

Auch „Jyllands-Posten“ wirbt für ein Ja und wirft ebenfalls der Nein-Seite vor, eine unangemessene und oberflächliche Kampagne geführt zu haben.

„Unsere Zeit braucht Ernsthaftigkeit, nicht an den Haaren herbeigezogene Zukunftsszenarien, die die Bevölkerung unter allen Umständen neu abstimmen müsste. Dasselbe gilt für das Gespenst des EU-Heeres, das der Nein-Flügel nun 50 Jahre lang am Leben erhalten hat“, heißt es in dem Leitartikel.

„Verschleierungen und Unehrlichkeit“

Doch auch die Ja-Parteien stehen im Kreuzfeuer der Kritik. „BT“ kritisiert in seinem Leitartikel, die Ja-Seite und insbesondere die Regierung, habe Angst, „dass wir normalen, halb-blöden Dänen es nicht fertigbringen würden, die ‚richtige‘ Entscheidung zu fällen“.

„Ekstra Bladet“ hat als einzige Zeitung eine Kampagne für ein Nein geführt, und auch hier teilt Leitartiklerin Mette Jensen an die Ja-Parteien aus.

„Wir vermissen immer noch die guten Argumente dafür, die Nein-Haltung abzulegen. Wir haben kaum anderes als Verschleierungen und Unehrlichkeit bekommen“, meint sie.

EU als Prügelknabe

In „Berlingske“ schreibt Opinionsredakteur Pierre Collignon, dass Mette Frederiksen (Soz.) und der Rest der Regierung ihre „populistische“ Kritik an der EU fallen lassen sollten. Er hoffe, ein deutliches Ja am Mittwoch könne zu einem höheren Niveau in der EU-Debatte führen.

„Wir müssen von dem klischeegeprägten Missbrauch der EU als Prügelknabe wegkommen“, schreibt er.

Und das Grenzland?

Die linke Tageszeitung „Information“ konnte sich nach eigener Aussage nicht entscheiden, ob sie für ein Ja oder ein Nein eintritt. Daher hat sie zwei Leitartikel mit gegenteiligen Argumenten veröffentlicht.

 

Im „Nordschleswiger“ schreibt der stellvertretende Chefredakteur Cornelius von Tiedemann, es werde interessant zu sehen, wie gerade das Grenzland entscheiden wird: „Denn wer glaubt, dass die Mehrheit hier im Musterland der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit vorbehaltlos europäisch denkt, hat sich schon früher eines Besseren belehren lassen müssen.“

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