Deutsche Minderheit

Kopenhagener Rückenwind für zweisprachige Ortsschilder

Kopenhagener Rückenwind für zweisprachige Ortsschilder

Kopenhagener Rückenwind für zweisprachige Ortsschilder

Kopenhagen
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Mette Bock
Mette Bock (Archivbild) Foto: Karin Riggelsen

Dänemarks Kulturministerin sprach das Thema in Kopenhagen an – und angesichts der 2020-Feierlichkeiten könnte es wieder auf die Tagesordnung kommen. In einem anderen Licht als zuvor, hofft die Minderheitenspitze.

Das Thema zweisprachige Ortsschilder – es ist kein leichtes Thema in Nordschleswig. Obwohl es in anderen Regionen Europas mit Minderheiten dazugehört, auch in der Minderheitensprache auszuschildern, stellen sich die Verwaltungen in Nordschleswig bisher quer. Und das, obwohl Politiker in Sonntagsreden immer wieder die herausragende Bedeutung der Minderheiten für die kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung – und für die grenzüberschreitende Verständigung unterstreichen.

Bisherige Versuche aus der deutschen Minderheit, die für die Beschilderung von Orten zuständige Kommunalpolitik dazu zu bewegen, in kleinerer Schrift zum Beispiel das Wort Apenrade unter die dänische Bezeichnung Aabenraa auf Schildern am Ortseingang von Orten mit einem hohen Anteil deutscher Nordschleswiger anzubringen, sind an der öffentlichen Debatte gescheitert, der sich die Entscheidungsträger letztlich ergaben. Deutsch, so der Tenor, habe auf dänischen Ortsschildern ebenso wenig zu suchen wie Arabisch.

Bock sieht viele Vorteile – gerade jetzt

Nun könnte ein weiterer Anlauf ins Haus stehen. Im Jahre 2020 werden 100 Jahre friedliche Grenzziehung zwischen Dänemark und Deutschland gemeinsam gefeiert. Und im Rahmen eines Besuches schleswig-holsteinischer Abgeordneter und der Minderheitenspitze in Kopenhagen nahm Dänemarks Kulturministerin Mette Bock (Liberale Allianz) den inzwischen ziemlich zerrupften Faden der Bemühungen um zweisprachige Ortsschilder wieder auf.

Und zwar, so betont es der Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), Hinrich Jürgensen, „ohne, dass das überhaupt angesprochen worden ist“. Überall, wo sie die Möglichkeit habe, so Bock laut Jürgensen, spreche sie das positiv an. Die Ministerin, so Jürgensen, könne überhaupt nicht verstehen, weshalb das in Nordschleswig nicht umgesetzt wird „weil sie da so viele Vorteile sieht, gerade jetzt in Verbindung mit 2020 und dem Unesco-Antrag wäre ja wirklich Zeit dafür“.

Utz Schliesky, Andreas Meitzner, Klaus Schlie, Mette Bock und Hinrich Jürgensen am Mittwoch in Kopenhagen. Foto: Harro Hallmann

Die dänische Regierung will das Zusammenleben im deutsch-dänischen Grenzland samt Minderheiten als Unesco-Weltkulturerbe anerkennen lassen. Dazu hat, wie berichtet, auch der Landtag Schleswig-Holsteins seine volle Unterstützung ausgesprochen. Die Weigerung der Kommunalregierungen in Nordschleswig, zweisprachige Ortsschilder aufzustellen, passt da kaum ins Konzept.

Ein Hoffnungsschimmer also für Jürgensen, der sich auch über Aussagen des Vorsitzenden des Außenpolitischen Rates im Folketing, Søren Espersen (Dänische Volkspartei) freut, die er vor kurzem im Magazin „Grænsen“ machte, als er für die Ortsschilder argumentierte, auch wenn dies möglicherweise in seiner Partei nicht alle so sähen.

 

Auch in Polen gibt es zweisprachige Ortsschilder. Foto: dpa

Die Entscheidung wird zwar auf kommunaler Ebene getroffen, aber „es war doch bemerkenswert, dass Mette Bock das ganz unaufgefordert angesprochen hat“, so Jürgensen. „Und das wäre doch auch schön, denn es würde auch visuell unseren Modellcharakter nördlich und südlich der Grenze zeigen und auch, dass man weitergekommen ist.“

Landtagspräsident Klaus Schlie (CDU) jedenfalls würde sich freuen, denn „machen mit diesen gemeinsamen Bezeichnungen in deutscher und dänischer Sprache ungemein positive Erfahrungen. Das geht ja auch über die Beschilderung hinaus. Auch in der Bahn gibt es solche Durchsagen mit Friesischen. Das sind ja Dinge, die einen kulturellen Wert an sich haben.“

„Es ist natürlich sehr sehr fördernd, wenn Politiker wie Mette Bock, wie Søren Espersen das von sich aus auf die Bahn bringen. Das ist wesentlich einfacher, als wenn wir das immer machen. Dann heißt es nur 'die schon wieder'“, so Hinrich Jürgensen: „Das ist jetzt eine neue Qualität.“

Bereits 2017 hatte die Ministerin sich in einem Leserbrief in Flensborg Avis öffentlich für zweisprachige Ortsschilder eingesetzt.

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Kommentar

Jens Kragh Iversen
Jens Kragh Iversen Sportredakteur
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