Natur und Umwelt

Giftdeponien: Experten informierten Menschen in Grindsted

Giftdeponien: Experten informierten Menschen in Grindsted

Giftdeponien: Experten informierten Menschen in Grindsted

Grindsted/Vejle
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Der Wissenschaftler Jesper Bo Nielsen von der Süddänischen Universität stand bei einem Infotreffen in Grindsted rund 50 Interressierten Rede und Antwort, wie es in Sachen Gesundheitsgefahren durch industrielle Altlasten weitergeht. Foto: JydskeVestkysten/Tue Sørensen

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Der Leiter der neuen Forschungsgruppe, Professor Jesper Bo Nielsen, berichtete in der seit Jahrzehnten durch chemische Altlasten verunsicherten Stadt über die neue Gesundheitsuntersuchung im Auftrag der Region Süddänemark.

Die Stadt Grindsted in Südjütland ist seit Jahrzehnten bekannt als Standort eines seit den 1930er Jahren dort ansässigen Industriebetriebs, der Schlagzeilen als Verursacher massiver Umweltbelastungen macht. Dort fand am Donnerstag ein Informationstreffen für die Einwohnerschaft über neue Maßnahmen gegen Gefahren durch Chemiealtlasten statt.

Giftaltlasten sorgen für Unsicherheit

Das einstige Grindstedværk hat nicht nur tonnenweise hochgiftige Abfälle in eine Deponie in den Küstendünen südlich von Henne Strand befördert, sondern auch viele Schadstoffe aus der früheren Arzneimittel- und Chemikalienproduktion auf dem Unternehmensgelände in Grindsted versenkt. Nachdem im vergangenen Jahr ein Gutachten im Auftrag der für Altlasten zuständigen Region Süddänemark keine auffälligen Erkrankungen in der Einwohnerschaft Grindsteds aufgewiesen hatte, hat die Region eine weitere Gesundheitsuntersuchung in Auftrag gegeben.

Das einstige Unternehmen Grindstedværket wurde bereits vor Jahren Teil des Unternehmens Danisco, das schon vor Jahren der Konzern Dupont übernommen hat. Das „Erbe“ an Altlasten des einst umweltbelastenden Unternehmens trägt entsprechend den Umweltgesetzen die öffentliche Hand. Heute werden in Grindsted längst andere Substanzen hergestellt als in den früheren „Giftküchen". Foto: Billund Kommune

Selbst aus dem Kreis der Wissenschaftler, die am Gutachten beteiligt waren, gab es nämlich Zweifel, ob es nicht doch einen Zusammenhang zwischen Umweltbelastungen und auffälligen Häufungen bestimmter Erkrankungen wie dem Nervenleiden ALS in der Stadt geben könnte.

 

Seen und Wasserläufe verunreinigt

Dort waren  schon vor Jahrzehnten Seen und die örtliche Grindsted Å wegen hoher Schadstoffwerte als Bade- und Angelgewässer gesperrt worden. Die Region Süddänemark, die erst im Januar mit dem Bau neuer Überwachungsbrunnen zum Aufspüren von gefährlichen Chemikalien im Grundwasser im Stadtgebiet begonnen hat, gab Ende Januar bei einer erweiterten Forschergruppe unter der Leitung des Professors für Gesundheitsdienstleistungen an der Süddänischen Universität, Jesper Bo Nielsen, drei zusätzliche Untersuchungsreihen in Auftrag.

In der früheren Untersuchung wurde das Vorkommen von Erkrankungen erfasst. Nun präsentieren wir drei Untersuchungen, die ein breiteres Bild der Erkrankungshäufigkeiten in Grindsted ergeben. 

Jesper Bo Nielsen, Professor
In Grindsted werden unter anderem entlang der örtlichen Au Überwachungsbrunnen angelegt. Aus ihnen werden Proben gezogen, die anzeigen, welche Schadstoffe aus den Altdeponien und Werksbereichen entweichen. Aus der Grindsted Å gelangen Schadstoffe bis ins Wattenmeer. Foto: Kommune Billund

 

„In der früheren Untersuchung wurde das Vorkommen von Erkrankungen erfasst. Nun präsentieren wir drei Untersuchungen, die ein breiteres Bild der Erkrankungshäufigkeiten in Grindsted ergeben“, so Jesper Bo Nielsen. Er ergänzte, dass die zusätzlichen Forschungen hoffentlich bei den Bürgerinnen und Bürgern in der Stadt Sorgen vermindern können.

Risiken werden erkundet

Es soll herausgefunden werden, ob es Risiken gibt, in der Stadt zu wohnen. Es werden auch Gewässer und Innenklima von Gebäuden untersucht. Vor allem sollen Menschen, die von Sorgen und Symptomen geplagt werden, Gelegenheit bekommen, in einem Ambulatorium in Grindsted Spezialisten des Universitätshospitals Odense zu berichten.

Bei dem Treffen für Einwohner Grindsteds am Donnerstag im Gymnasium des Ortes berichtete Professor Jesper Bo Jensen, dass die ins Auge gefassten Unterschungsprogramme noch vom Regionsrat gebilligt werden müssen. Er erläuterte laut Mitteilung der Kommune Billund, zu der Grindsted zählt, dass ein breites Spektrum von Erkrankungen beobachtet werde, die ihre Ursache in den Schadstoffen haben könnten, die mit dem Grundwasser aus dem Bereich der Deponien und des Werksgeländes in die Grindsted Å wandern.

 

 

Im Bereich von Grindsted wurden als Altlasten gefährliche Schwermetalle wie Quecksilber ebenso gefunden wie chlorierte Kohlenwasserstoffe, die kaum aus Böden und Gewässern verschwinden. Hinzu kommt eine Verdampfung von Schadstoffen aus den Altdeponien, die einst bepflanzt wurden, damit sie nicht mehr im Ortsbild auffielen.

Verfahren können auch in Nordschleswig genutzt werden

Der  Umweltchef der Kommune Billund, Karl Grundahl, berichtete den rund 50 Anwesenden beim Infotreffen, dass die Öffentlichkeit bald über die Maßnahmen zum Entfernen der Schadstoffe aus dem Grundwasser und dem vergifteten Engsø informiert werden.

Bei dem Einsatz der Umweltschutzexperten werden teilweise neue Verfahren entwickelt, die bei der Beseitigung von Altlasten wie in Himmark auf Nordalsen oder auch an Fundorten von PFOS-Schadstoffen an Feuerlöschübungsplätzen in Nordschleswig nützlich sein könnten. In einem Jahr sollen in Grindsted erste Ergebnisse der neuen Untersuchungen vorliegen. 

 

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