Leitartikel

„Einbrechern das Leben schwerer machen“

Einbrechern das Leben schwerer machen

Einbrechern das Leben schwerer machen

Apenrade/Aabenraa
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„Nordschleswiger“-Redakteur Volker Heesch nimmt neue, erfreuliche Angaben der Polizei unter die Lupe, die auf sinkende Einbruchszahlen in Nordschleswig hinweisen. Der Trend ist seiner Meinung nach kein Anlass, beim vorbeugenden Einsatz gegen diese Form der Kriminalität die Hände in den Schoß zu legen.

Jahrelang gehörten Meldungen über zahlreiche Einbrüche in Privathäuser während der weihnachtlichen Festtage zur Berichterstattung der Medien nach Neujahr. In diesem und im vergangenen Jahr gab es erfreuliche Mitteilungen der für Nordschleswig zuständigen Polizei, dass die Zahl der Einbrüche in den Kommunen nördlich der deutsch-dänischen Grenze zurückgegangen sei.

Laut Einschätzung der Polizei liegt das daran, dass wegen der Anti-Corona-Maßnahmen deutlich mehr Menschen zu Hause in ihren Wohnungen geblieben waren, was vielen Langfingern das kriminelle Treiben vermiest haben dürfte. In Verbindung mit ihren Mitteilungen über einen schon seit Jahren zu beobachtenden Rückgang der Einbruchszahlen in ganz Dänemark – und zum Glück auch in der Grenzregion Nordschleswig – mahnt die Polizei die Bürgerinnen und Bürger, sich an Maßnahmen zur Vorbeugung von Einbrüchen wie der Aktion Nachbarschaftshilfe (Nabohjælp) zu beteiligen.

Untersuchungen zur Einbruchskriminalität, die vielen Menschen ein Gefühl der Unsicherheit im Alltag beschert, weisen darauf hin, dass in Dänemark umgerechnet auf die Zahl der Einwohnerschaft Wohnungseinbrüche häufiger geschehen als in den Nachbarländern Deutschland und Schweden. Laut einer Untersuchung der Universität Kopenhagen aus dem Jahre 2019 hat sich innerhalb der Bevölkerung das Gefühl der Furcht vor Einbrüchen seit Beginn des Jahrtausends verdoppelt. Jede zehnte Person gibt inzwischen an, sich vor Einbrechern zu fürchten.

Die Untersuchung weist darauf hin, dass offenbar mehr ausländische Einbrecher in den Jahren 2012 bis 2014 während einer Phase zunehmender Einbruchsaktivität tätig waren. Es gibt jedoch keine Erkenntnisse, dass der anschließend einsetzende Rückgang bei der Zahl der Einbrüche in Zusammenhang mit der Anwesenheit von Ausländern steht. Erwähnenswert ist allerdings auch, dass die Aufklärungsrate bei Einbrüchen sehr niedrig ist, nur jeder 14. Einbruch wurde laut Danmarks Statistik aufgeklärt.

Verständlich ist, dass alle, die einem Einbruch ausgesetzt gewesen sind, kaum Trost in statistischen Daten finden. Sicher ist, dass solche Erlebnisse auf viele traumatisierend wirken, weshalb weiter Einsatz geboten ist, die Zahl dieser Delikte zu senken.

Dazu können auch Erkenntnisse der Ermittlungsbehörden beitragen – darunter die Beobachtung, dass Hochsaison der Einbrecher die dunkle Jahreszeit ist, aber auch die Urlaubszeit. Tageshöhepunkte sind die Morgenstunden, wenn Hausbewohner zur Arbeit aufgebrochen sind, sowie die frühen Abendstunden. Einfamilienhäuser werden meist am Nachmittagen und an Wochenenden „ausgeräumt“, während Wohnungen vormittags oder an Freitagen ungebetenen Besuch bekommen. Interessant ist auch die Erkenntnis, dass vermehrt  Wohnraum von eher wohlhabenden Personen Einbrüchen ausgesetzt ist. Auch sei festzustellen, dass die Einbruchsintensität am stärksten in Ballungsräumen ist. Insel-Kommunen werden weniger geplagt als „Speckgürtel“ auf Nordseeland.

Es gebe laut Forschungsteam Hinweise, dass organisierte Kriminalität hinter einem Teil der Einbrüche steht. Allerdings heißt es auch, dass viele Einbrecher, laut Polizei sind in erster Linie Männer für diese Tätigkeit zuständig, per Auto ihrem illegalen Treiben nachgehen. Im Durchschnitt beträgt der Abstand zwischen Tatort und Wohnsitz der Täter 41 Kilometer. Die Anti-Einbruchsexpertinnen und -experten von Polizei, Versicherungen und Sicherheitsbranchen haben neben dem Rat, sich an der Aktion Nachbarschaftshilfe zu beteiligen, auch Tipps, dass sich die Leute in der Nachbarschaft in Eigeninitiative absprechen, bei Abwesenheit ein Auge auf Häuser und deren Umfeld zu halten.

Wichtig sei es auch, der Polizei rasch Hinweise zu geben, wenn Verdächtiges beobachtet wird. Auch sollten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kommunen sensibilisiert werden, die bei der Wege- oder Grünflächenpflege oder bei der Seniorenbetreuung Dinge feststellen, die auf Einbruchskriminalität hinweisen.

Und es sollte auch darauf hingewiesen werden, dass zwar laut Umfrage 60 Prozent der Bürgerinnen und Bürger meinen, die Polizei leiste zu wenig Einsatz gegen Einbruchskriminalität. Zugleich ist aber auch bekannt, dass nicht einmal die Hälfte der Häuser in Dänemark Türen und Fenster besitzen, die Einbrechern einigermaßen die Arbeit vermasseln. Von anderer Sicherheitstechnik ganz zu schweigen. Laut Polizei waren auch viele Türen gar nicht abgeschlossen, als Langfinger zu Besuch waren. Festzustellen ist, dass es noch viel Spielraum gibt, um Einbrüchen vorzubeugen.

Dazu zählt übrigens auch mehr Problembewusstsein, das Geschäft der Kriminellen durch ein klares Nein gegenüber „preisgünstigen“ Waren zu unterbinden, bei denen es sich gerade auch in Zeiten des Internethandels um Diebesgut, also Hehlerware handelt, deren Erwerb strafbar ist.      

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