Flemming Hansen in memoriam

Der „dänische Vater“ der Fehmarn-Verbindung

Der „dänische Vater“ der Fehmarn-Verbindung

Der „dänische Vater“ der Fehmarn-Verbindung

Siegfried Matlok
Siegfried Matlok Senior-Korrespondent
Apenrade/Aabenraa
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Flemming Hansen ist vor wenigen Tagen im Alter von 81 Jahren verstorben. Foto: Henning Bagger/Ritzau Scanpix

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Siegfried Matlok erinnert an Flemming Hansen, der es vermochte, Deutschland von einer festen Fehmarnbelt-Querung zu überzeugen.

Mit den Namen Kaj Ikast und J. K. Hansen bleiben große historische Brücken- und Infrastrukturprojekte des Landes stets eng verbunden, für die kommende Fehmarn-Verbindung gilt dies für den Namen eines anderen dänischen Politikers: Flemming Hansen, der vor wenigen Tagen im Alter von 81 Jahren verstorben ist.

Er hatte eine lange, 23-jährige parlamentarische Karriere hinter sich: Der erfolgreiche Geschäftsmann aus Vejle mit Schuhläden in mehreren Städten trug auf Christiansborg den stolzen Beinamen „Sko-Flemming“.

Vor einigen Monaten war er in Gramm unter den Trauergästen bei der Beisetzung seines im Alter von 84 Jahren verstorbenen politischen Weggefährten Kaj Ikast, mit dem ihm nicht nur politisch eine enge Freundschaft verband. Hansen kam 1984 ins Folketing, fast gleichzeitig mit dem in Nordschleswig gewählten Abgeordneten, und er machte sich vor allem als wirtschafts- und steuerpolitischer Sprecher der Konservativen im Folketing einen Namen.

Verkehrsminister Flemming Hansen

Ikast wurde 1990-1993 Verkehrsminister im Kabinett von Staatsminister Poul Schlüter, ein Amt, das Flemming Hansen 2001 unter Venstre-Staatsminister Anders Fogh Rasmussen übernahm, wobei er sich gern und oft der Ratschläge und Netzwerke seines in diesem Ressort besonders erfahrenen Freundes Kaj bediente.

Bis 2005 war er Verkehrsminister, ab 2005-2007 sowohl Transport- als auch Energieminister in der VK-Regierung.

Der konservative Parteivorsitzende Søren Pape würdigte in einem Nachruf die Verdienste von Flemming Hansen um die Fehmarn-Verbindung und unterstrich, dessen „Mannesmut“ sei bei diesen schwierigen Verhandlungen mit Deutschland erforderlich gewesen.

Das kann man wohl behaupten.

Hansen in Berlin

Staatsminister Anders Fogh hatte zwar 2007 bei einem Treffen in Berlin die sich zunächst abwartend verhaltene Bundeskanzlerin Angela Merkel von diesem besonders auf dänischer Seite stark betriebenen Projekt überzeugt, doch damit war noch längst nicht alles in trockenen Tüchern.

Der deutsche Bundesverkehrsminister, Wolfgang Tiefensee (SPD), lehnte die Fehmarn-Verbindung mehr oder weniger kategorisch ab und zeigte seinem dänischen Kollegen Hansen nicht nur die kalte Schulter, nein, bei manchen Gesprächen wurde der dänische Minister sogar gedemütigt. Hansen war darüber sehr enttäuscht, gab jedoch nicht auf, sondern suchte den deutschen Kollegen dennoch in Berlin zu einem klärenden Gespräch auf.

Was Tiefensee jedoch nicht wusste, das hatte Hansen vor Beginn der Verhandlungen streng vertraulich von seinem ebenfalls anwesenden schleswig-holsteinischen Kollegen Dietrich Austermann (CDU) erfahren. Austermann zeigte Hansen eine SMS von „AM“, von Angela Merkel mit dem Ja der Bundeskanzlerin für Fehmarn. Nun musste auch der Bundesverkehrsminister seinen Widerstand gegen diese deutsch-dänische Verbindung endgültig aufgeben.

„Politik til tiden“ 

Flemming Hansen hat nach seinem Ausscheiden aus der Politik in seinem 2008 erschienen Buch mit dem Titel „Politik til tiden“ an die dramatischen Fehmarn-Verhandlungen erinnert und übrigens darin auch dem „Nordschleswiger“ für seinen nicht unwichtigen politisch-journalistischen Beistand gedankt.

Flemming Hansen hinterlässt seine Frau und zwei Söhne, und Sohn Niels Flemming Hansen ist sogar nicht nur politisch in die Fußtapfen seines Vaters getreten und zurzeit transportpolitischer Sprecher der Konservativen.

Auch mit der (schönen) Aufgabe betraut, das Fehmarn-Werk seines Vaters parlamentarisch zu begleiten und zu vollenden.

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Cornelius von Tiedemann
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