Dänemark

Wirtschaftsexperte: Täglich wird an der Grenze Geld verbrannt

Wirtschaftsexperte: Täglich wird an der Grenze Geld verbrannt

Experte: Täglich wird an der Grenze Geld verbrannt

Der Nordschleswiger
Der Nordschleswiger
Aarhus
Zuletzt aktualisiert um:
Um die Mittagszeit war der Stau auf der A7 über vier Kilometer lang (Archivfoto). Foto: Karsten Sørensen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Bei einer Deutschland-Diskussion in Aarhus hat der dänische Wirtschaftsexperte Professor Philipp Schröder sein Unverständnis über die Kontrollen und Staus an der deutsch-dänischen Grenze geäußert. Seiner Meinung nach werden die wirtschaftlichen Folgen zu wenig berücksichtigt.

Einer der führenden dänischen Wirtschaftsexperten, Professor Philipp Schröder von der Universität Aarhus, hat sich verwundert darüber gezeigt, dass bei der Diskussion über die Grenzkontrollen und Staus an der deutsch-dänischen Grenze die wirtschaftlichen Aspekte von den Verantwortlichen gar nicht berücksichtigt werden. Bei einem Deutschland-Gespräch im DOKK-1 in Aarhus erklärte Schröder: „Es wird täglich an der Grenze Geld verbrannt durch die Folgen für die Wirtschaft – insbesondere für die Exportwirtschaft.“

Philipp Schröder kritisiert, dass die Folgen der Grenzkontrollen in der öffentlichen Diskussion zu wenig beachtet werden. Foto: Philip Davali/Ritzau Scanpix

Philipp Schröder nannte dies „unverständlich“, nachdem der frühere Chefredakteur Siegfried Matlok einleitend die Haltung der dänischen Regierung bei den Grenzkontrollen kritisiert und dabei besonders die Probleme für die Grenzpendlerinnen und -pendler hervorgehoben hatte. Matlok verwies darauf, dass man nur mal auf der Autobahn von Aarhus zur Grenze fahren müsse, um die Lastwagen zu zählen, die den dänischen Export gen Süden bringen. Nach seinen Angaben gehen 70 Prozent der gesamten dänischen Ausfuhren über Jütland nach Deutschland beziehungsweise Europa, so Matlok.

Botschafter hofft auf pragmatische Lösung

Der deutsche Botschafter in Dänemark, Professor Pascal Hector, stellte nach Schröders Äußerungen die Frage, ob nicht eine wirtschaftliche Studie über die Folgen der Grenzkontrollen erstellt werden könne. Er bedauerte, dass die Bevölkerung auf beiden Seiten der Grenze durch die Kontrollen empfindlich gestört wird und äußerte die Hoffnung, dass beide Regierungen bald eine pragmatische Lösung im Interesse der Grenzland-Bevölkerung herbeiführen werden.
 

Pascal Hector – Deutschlands Botschafter in Dänemark – hält wirtschaftliche Studien zu den Grenzkontrollen für nützlich. Foto: Mike Reuter

Das Deutschland-Gespräch unter Leitung von „TV2“-Kommentator Mirco Reimer-Elster ist eine jährliche Veranstaltung der Kulturgesellschaft Aarhus, des Goethe-Instituts Kopenhagen und des Instituts für Kommunikation und Kultur an der Universität Aarhus.

An der Diskussion nahm auch der sicherheitspolitische Redakteur von „Jyllands Posten“, Jørn Mikkelsen, teil. Botschafter Hector unterstrich, dass die Zeitenwende für Deutschland auch eine mentale Herausforderung sei. Er hob dabei besonders den deutschen Wunsch nach einer engeren europäischen Zusammenarbeit hervor. 

Mehr zu dem Thema: Der Hauptvorstand der Polizeigewerkschaft hat sich vor Ort ein Bild von der Situation an der Grenze gemacht. Das Fazit: Die Arbeit sei jetzt sinnvoller organisiert, aber der Ressourcenverbrauch weiterhin sehr groß.

Mehr lesen

VOICES – MINDERHEITEN WELTWEIT

Jan Diedrichsen
Jan Diedrichsen
„Sudan am Rande einer Hungersnot“
Deutsche Regionalbahnen sollen ab 2027 bis nach Tingleff fahren.

Mobilität

Dänemark sichert Millionen Kronen für grenzüberschreitenden Bahnverkehr zu

Apenrade/Aabenraa Dänemark und die schleswig-holsteinische Nahverkehrsgesellschaft Nah.SH arbeiten an der Umsetzung des künftigen Regionalverkehrs im Grenzland. Wie aus einem zuvor vertraulichen Papier des Transportministeriums hervorgeht, wird Dänemark Neuanschaffungen und Umrüstungen von deutschen Zügen mitfinanzieren, die ab 2027 bis nach Tingleff rollen sollen. Nicht alle sind glücklich über diese Lösung.