Leitartikel

„Ein Einsatz für echte Medien“

Ein Einsatz für echte Medien

Ein Einsatz für echte Medien

Nordschleswig/Apenrade
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Tech-Giganten müssen gezügelt werden, sonst droht das Machtverhältnis in der öffentlichen Diskussion zu kippen, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Einige dänische Medien haben in dieser Woche darauf aufmerksam gemacht, dass Tech-Giganten wie Facebook und Google zu viel Macht in der öffentlichen Debatte haben.

Es sind die traditionellen Medien, die für den täglichen Nachrichtenfluss und die journalistischen Inhalte in unserer Gesellschaft sorgen. Aber die Diskussionen über unsere Demokratie sind zum größten Teil auf die digitalen Plattforme der Giganten umgezogen.

Dort haben Zeitung, Radio, Onlinenachrichten und TV, deren Arbeit als Grundlage für die Diskussionen dienen, keinen Einfluss auf ihre eigenen Inhalte. Wenn es den Tech-Größen passt, machen sie einfach die Tür zu: Die Ramasjang-App von „Danmarks Radio“ wurde von Google auf Eis gelegt, weil darin Lakritz-Pfeifen vorkamen. Youtube entfernte im vergangenen Sommer dänische Musik vom Kanal, während Facebook in Australien die Nachrichten der Medien entfernte und Google damit drohte, dort die Suchmaschine abzudrehen.

Die Tech-Giganten haben eine ungeheuerliche Macht, und dänische Medien sind in dem Vergleich nicht mehr als Staubkörner auf einem globalen Schachbrett.

Immer mehr Jugendliche erhalten ihre Nachrichten durch die sozialen Plattformen. Das ist auf der einen Seite positiv, kommen neue Generationen dadurch auch an Nachrichten ran. Auf der anderen Seite ist es ein demokratisches Problem, wenn ausländische IT-Konzerne schalten und walten, wie sie wollen, indem sie den Nachrichtenfluss kontrollieren: Wer sieht was, wann und wo?

Dänische Inhalte, die legal sind, können von Facebook und Co. nach amerikanischer Sichtweise zensiert werden. Dabei haben wir in Dänemark unseren eigenen Presserat, der bei Auseinandersetzungen die nötigen Entscheidungen nach dänischem Recht trifft.

Und wer sagt, dass die Tech-Giganten überhaupt dänische Inhalte priorisieren, sondern vielleicht ganz andere (kommerzielle) Ziele und Interessen verfolgen?

Es besteht die Gefahr, dass die Regeln für die öffentliche Debatte undurchsichtig, unmöglich und unreguliert werden, wenn Tech-Giganten zu lange Leine bekommen – beziehungsweise freies Spiel haben.

Derzeit entsteht im dänischen Folketing ein neues Gesetz, das den dänischen Medien ermöglichen soll, wieder die Kontrolle über ihre Inhalte zu bekommen. Die Herausgeber sollen bestimmen können, wo, wer und wann ihre Inhalte benutzt werden können – gegebenenfalls gegen Bezahlung. Auch „Der Nordschleswiger“ ist Teil dieser Überlegungen, denn wir teilen die Sorge unserer Kollegen.

Es ist ein zweischneidiges Schwert, denn die Medien sind heute von den sozialen Netzwerken zum Teil abhängig, weil diese einen Großteil des Verkehrs auf vielen Onlineseiten liefern. Diese Abhängigkeit birgt in sich eine Gefahr für die Demokratie.

Die echten Medien in Dänemark nehmen die Verantwortung der öffentlichen Debatte gerne auf sich. Dafür müssen die Tech-Giganten aber gezügelt werden, sonst bestimmen die sogenannten sozialen Medien den Inhalt und geben in der Diskussion den Ton an und somit eine Richtung, die weder im Interesse der Bürger noch des Landes ist.

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