Leitartikel

„Die Suche nach der Balance“

Die Suche nach der Balance

Die Suche nach der Balance

Nordschleswig/Sønderjylland
Zuletzt aktualisiert um:

Die Dezentralisierung staatlicher Arbeitsplätze ist nicht überstanden. Die sozialdemokratische Regierung muss an die Arbeit ihrer Vorgänger anknüpfen, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Regierungschef Lars Løkke Rasmussen setzte ein Zeichen, als seine Regierung 2015 erstmals die Entwicklung umdrehte, um ein Dänemark in Balance zu schaffen: 3.900 Arbeitsplätze wurden aus der Hauptstadt in die Provinz verlegt. Drei Jahre später setzte seine zweite VLAK-Regierung sogar noch einen obendrauf und beorderte die Verlegung weiterer 4.000 Arbeitsplätze aus der Hauptstadtregion.

Fünf Jahre später steht das Ergebnis des politischen Manövers fest: Der Hauptstadtanteil an staatlichen Arbeitsplätzen ist von 49 auf 48 Prozent gesunken. Zum Vergleich macht der Bevölkerungsanteil in der Hauptstadt 36 Prozent aus.

Balance sieht anders aus.

Inzwischen hat die Regierung gewechselt, doch der Fokus steht anscheinend immer noch auf Dezentralisierung, so zumindest der Bescheid vom sozialdemokratischen Wirtschaftsminister Simon Kollerup Anfang November.

Das Problem: Nicht nur bewegt sich die Auslagerung im Schneckentempo – gleichzeitig wächst die Anzahl von staatlichen Arbeitsplätzen in der Hauptstadt fast unbemerkt: Der Interessenverband Balance Danmark hat laut der Zeitung Avisen Danmark berechnet, dass während der Dezentralisierung fast 700 neue staatliche Arbeitsplätze in der Kopenhagener Region entstanden sind.

Die Arbeit der bürgerlichen Regierungen von Lars Løkke Rasmussen hatte alles andere als Symbolcharakter, obwohl die Balance der staatlichen Arbeitsplätze sich nur langsam in die richtige Richtung bewegt. Es war vor allem ein Zeichen an die Provinz, dass die zukünftige Entwicklung nicht nur in der Hauptstadt stattfindet wird, sondern auch in der Provinz.

Diesen ersten Anlauf muss nun auch die neue Regierung zum großen Sprung nutzen, wenn sie es mit der Dezentralisierung ernst meint. Für die Provinz sind die staatlichen Arbeitsplätze mehr als nur ein Rettungsring: Sie sind richtungsweisend für die Zukunft und den Glauben daran, dass es ein Dänemark in Balance geben wird.

Psychologisch ist dies von großer Bedeutung für das eigene Selbstverständnis außerhalb Kopenhagens und für die Möglichkeiten vor Ort, wenn zukünftige Generationen nicht unbedingt in die großen Städte ziehen müssen, um in den staatlichen Dienst zu treten.

Daher muss die Suche nach der Balance in Dänemark unverdrossen fortgesetzt werden.

Mehr lesen

Leserbrief

Meinung
Allan Søgaard-Andersen
„Bekymret for det ekstreme højre“