Diese Woche in Kopenhagen

„Der mit der Grenze“

Der mit der Grenze

Der mit der Grenze

Kopenhagen
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Fragen zu den Grenzkontrollen standen diese Woche in Kopenhagen wieder einmal auf der Tagesordnung – zumindest beim Korrespondenten des „Nordschleswigers“. Und – was bei Weitem nicht immer der Fall ist – die Antworten kamen diesmal relativ schmerzfrei.

„Hallo Walter“, ertönt es sofort aus dem Handy, als ich den Pressesprecher des Justizministeriums anrufe. Nach den häufigen Anfragen zu den Grenzregeln während der Corona-Krise hat er meine Nummer abgespeichert.

Und auch in dieser Woche konnte ich mich ein weiteres Mal, als ‚der mit der Grenze‘ bemerkbar machen. Anlass war selbstverständlich das Urteil des Europäischen Gerichtshofs am Dienstag zu den temporären Grenzkontrollen.

Kollegin Kerrin Jens hatte die Nachricht am Mittwoch vermeldet, am Donnerstag ging es dann darum, dänische Stimmen einzuholen.

Schnelle Reaktion

Zunächst steht die Frage im Raum: Hat das Urteil auch für Dänemark Bedeutung. Doch siehe da, die Kollegen von „Jyllands-Posten“ sind auch an dem Thema dran. Ein Experte in EU-Recht antwortet mit einem Ja auf die Frage, also erspare ich mir den Juristen.

Damit heißt es: Ran an die Parlamentarier. Die Radikale Justizsprecherin Samira Nawa beißt sofort an. „Kannst du mir ein Link zu dem Urteil schicken, dann rufe ich in ein paar Stunden zurück“, ist ihre Reaktion.

Na, das flutscht heute ja ungewöhnlich glatt. Der Rückruf kommt prompt, und schnell stehen einige zitierfähige Aussagen auf dem Block.

Mattias statt Nick

Flugs das Justizministerium angerufen, um eine Stellungnahme einzuholen. In den Ministerien dauert so etwas erfahrungsgemäß meistens ein wenig länger. Der Pressesprecher hat wohl schon geahnt, worum es geht, denn ich habe meine Anliegen kaum ausgesprochen, da heißt es schon: „Du musst das Ausländer- und Integrationsministerium anrufen.“ Zwar hat sein Chef, Nick Hækkerup, den Brief an die Kommission zur Verlängerung der Kontrollen unterschrieben, aber für den Umgang mit der Presse ist offenbar dessen Kollege Mattias Tesfaye zuständig.

Auch gut, seine Presseleute sind normalerweise sowohl hilfsbereit als auch fit. Andererseits hat Tesfaye zur Frage der Asyllager in Ruanda den ganzen Tag Sitzungen, und die Kolleginnen und Kollegen interessieren sich auch mehr (lies: nur) für dieses Thema als für die Grenzen. Wir vereinbaren, dass ich der Pressestelle meine Fragen schicke.

Vom Meinen und vom Tun

Also nicht Antwort abwarten und Tee trinken, sondern in die Tasten hauen und Kaffee trinken. Neben den Zitaten von Nawa gehören auch noch Informationen über das Urteil in den Artikel. Er ist relativ schnell fertig.

Dann das Ganze noch einmal in einer dänischen Ausgabe für das Nachrichtenbüro „Ritzau“.

Und dann ist plötzlich etwas darüber nachzudenken, was man sonst noch zu dem Thema machen könnte beziehungsweise sollte. Ach ja, da war ja noch die Pressemitteilung des Flensburger Grünen Europa-Abgeordneten Rasmus Andresen. Auch er meint etwas zu dem Urteil.

Nur „meinen“ kann schnell einer etwas, wie sieht es mit dem „Tun“ aus, will ich wissen. Also: Interviewanfrage abgeschickt.

Eine späte Mail

Jetzt vielleicht noch etwas Hintergrund zu dem Thema für die Leserinnen und Leser, die es etwas genauer wissen wollen. Wie lauteten eigentlich die Begründungen für die Verlängerungen der Grenzkontrollen? Bei dem Artikel muss ich mir zumindest nicht vorwerfen lassen, Clickbait zu produzieren. Aber unserem treuen Publikum dürfen wir beim „Nordschleswiger“ auch schon etwas zutrauen.

Mit Rasmus Andresen wird für Freitagnachmittag ein Interview vereinbart. Als ich nach Feierabend noch einmal in die Mailbox schaue, kommt die kleine Überraschung des Tages. Eine Antwort von Mattias Tesfaye ist um 19.33 Uhr eingetroffen. Bei einigen Ministern geht es eben einfacher als bei anderen.

Eine schriftliche Antwort ist natürlich nur das Zweitbeste, aber besser als gar nichts ist es allemal. Es ist selbst für die „großen“ Medien immer schwerer geworden, ein Interview mit Ministerinnen und Ministern zu bekommen, und für ein Nischenmedium, wie wir es sind, sowieso. Und dabei geht es uns dänischen Journalisten da noch vergleichsweise gut, verglichen mit den Kolleginnen und Kollegen in Deutschland.

Und damit liegt mein Programm für den Freitag auch schon fest – eigentlich ein gutes Gefühl. Zeit für diese Kolumne bleibt noch zwischen dem Artikel mit Tesfaye und dem Interview mit Andresen.

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