Leitartikel

„Katerstimmung in der Kultur“

Katerstimmung in der Kultur

Katerstimmung in der Kultur

Apenrade/Aabenraa
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Kultur-Veranstalter wunderten sich am Wochenende über die ausgelassene Meisterfeier von Brøndby-Fans – und ließen ihren Frust über Kulturministerin Joy Mogensen freien Lauf. Beides nicht ganz unerwartet, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Es war wohl nicht anders zu erwarten: Als Brøndby IF am Pfingstmontag zum ersten Mal seit 16 Jahren wieder einmal dänischer Fußballmeister wurde, zogen Zigtausende Fans durch das westliche Kopenhagen und kleideten die Hauptstadt in Blau und Gelb.

Euphorie, Freude pur und ausgelassene Stimmung waren angesagt. Nur eins hatten die vielen Fans nicht im Kopf: Corona.

Die Polizei brauchte allerdings nicht einzuschreiten, hatten schlaue Brøndby-Köpfe doch gleich drei Demos angemeldet und waren so von Corona-Beschränkungen befreit. So war der blau-gelbe Tross durch Vestegnen völlig legal.

Schlau war es dennoch nicht, und da sich unter den Fans mindestens ein infizierter Anhänger befand, werden die Blau-Gelben nun dazu aufgefordert, sich alle testen zu lassen.

Wie gesagt: Überraschend war die Fan-Aktion nicht wirklich. Sogar verständlich, wenn man etwas Fußball-Herz hat.

Das haben sicherlich auch viele Menschen in der Kulturszene, aber dennoch waren sie über die Brøndby-Feier entsetzt, zumal das Kulturleben weiterhin unter den Corona-Maßnahmen leidet.

Unter den Hashtags #nojoy und #nojoyatall ließen Kultur-Akteure unter Fotos der feiernden Brøndby-Anhänger daher ihren Frust über Kulturministerin Joy Mogensen (Soz.) und das Fußball-Fest freien Lauf.

Am Tag nach dem Brøndby-Auftritt dann die Mitteilung der Ministerin, dass sie nun eine Fachkommission bitten will, Experimente bei Kulturveranstaltungen durchzuführen, zum Beispiel bei Konzerten.

Sowas nennt man schlechtes Timing.

Solche Studien wurden und werden bereits in anderen Ländern gemacht, und bevor in Dänemark ähnliche Experimente durchgeführt werden können, werden Monate vergehen. Die Frage ist, was solche Experimente dann noch wert sind, wenn ein Großteil der Bevölkerung zu der Zeit schon geimpft worden ist.

Nein, es zeigt einfach noch einmal, dass Kulturministerin Joy Mogensen – und letztlich die Regierung – die Kultur auf ein Abstellgleis gefahren hat. Vieles wäre im Kleinen möglich gewesen, doch die Kulturveranstalter sind weder auf Verständnis noch auf Flexibilität gestoßen, sondern haben lange unter einer planlosen Hinhalte-Taktik gelitten.

Indes nahmen Brøndby-Fans die Sache in die eigene Hand und führten das wohl größte Live-Experiment durch. In Kulturkreisen sorgte dies für noch größeren Unmut, sind mehr oder weniger alle Festivals und Groß-Konzerte doch in diesem Sommer erneut abgesagt worden. Trotz durchgearbeiteter Hygiene-Konzepte.

Bleibt abzuwarten, welche Konsequenzen die blau-gelbe Meisterschaftsfeier haben wird, und ob die feiernden Fans neben einem Kater auch Corona mit nach Hause geschleppt haben. Dann folgen vielleicht weitere Kommentare – diesmal unter #joyful.

 

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