Deutsche MInderheit

„Das Geschäft ist eine Sache – Menschlichkeit eine andere“

„Das Geschäft ist eine Sache – Menschlichkeit eine andere“

„Das Geschäft ist eine Sache – Menschlichkeit eine andere“

Apenrade/Kopenhagen
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Pflegeheim
Menschliche Nähe ist derzeit innerhalb und außerhalb von Pflegeheimen Mangelware. (Archivfoto) Foto: Ida Guldbæk Arentsen/Ritzau Scanpix

Sozialdienst-Leiter Hans Grundt wünscht sich Lösungen für den Kontakt zu Pflegeheim-Bewohnern. Der dänische Seniorenverband spricht von „beängstigenden“ Aussichten, sollte der soziale Abstand für ein ganzes Jahr angeordnet bleiben.

Die Menschen in Dänemark können damit rechnen, dass die Regeln zum sozialen Abstand noch ein Jahr lang gelten werden. Diese Aussage des Direktors der dänischen Behörde für Infektionskrankheiten und nicht übertragbare Krankheiten, Statens Serum Institut (SSI), Kåre Mølbak, in der Tageszeitung „Berlingske“ sorgt bei Sozial- und Seniorenverbänden in Dänemark derzeit für Besorgnis.

„Ich glaube, dass das ein Albtraum wird. Wir wünschen uns irgendeine Form der Aufweichung. Das Wichtigste für uns ist, den Coronavirus aus den Pflegeheimen zu halten. Aber man muss Wege finden, wie die Angehörigen mit den Bewohnern in Kontakt kommen können“, sagt der Geschäftsführer des Seniorenverbandes Ældre Sagen, Bjarne Hastrup, der Nachrichtenagentur „Ritzau“.

Sozialdienst: Wunsch nach Regelung

In der deutschen Minderheit schlägt der Abteilungsleiter des Sozialdienstes Nordschleswig, Hans Grundt, einen weniger dramatischen Ton an – sieht aber ebenfalls dringenden Bedarf für eine Regelung für den weiteren Verlauf in der Corona-Krise.

„Pflegeheime sind ein Problem“, sagt er. Denn dort kommt derzeit niemand rein – man kann lediglich Dinge abliefern. Dabei spiele der menschliche Kontakt eine große Rolle für die Genese gerader labiler Menschen, in Pflegeheimen, aber auch überall sonst.

„Auch Berührung gehört dazu, um gut gedeihen zu können. Fehlt das, schlägt das auf die Psyche“, sagt Grundt.

Privat hat er die Erfahrung gemacht, dass ein persönliches Gespräch in einer wichtigen familiären Angelegenheit so ermöglicht wurde, dass durch die Terrassentür miteinander gesprochen wurde. So war der Blickkontakt möglich – wenn auch keine tröstliche Berührung.

Ein Beispiel dafür, wie es allgemein laufen könnte, sagt Grundt, der auch vorschlägt, dass Treffen im Freien unter Einhaltung der Abstandsregeln ermöglicht werden könnten.

Ein Jahr ohne Kontakte schwer vorstellbar

Denn ein ganzes weiteres Jahr ohne Kontakt für die Menschen in den Pflegeheimen will er sich lieber nicht vorstellen.

„Ein Jahr weiter – das passt doch auch nicht damit zusammen, dass man jetzt die Friseure und Masseure wieder öffnet. Das Geschäft ist eine Sache, die Mitmenschlichkeit eine andere“, sagt er. Dabei sei auch zu berücksichtigen, dass bei Ärzten, die geöffnet haben, Termine einzuhalten sind, da ansonsten ein Bußgeld anfällt. Auch das müsse geregelt werden.

„Da muss ein Signal kommen“, wünscht er sich.

Das tut auch Ældre Sagen. Der Verband schlägt vor, dass Zelte oder Pavillons vor Pflegeheimen aufgestellt werden, wo Angehörige die Bewohner treffen können – geschützt durch Fenster.

Auch außerhalb der Pflegeheime sei der Bedarf an sozialen Kontakten derweil derzeit groß, sagt Hans Grundt. „Wir rufen viele Leute an, um sie wissen zu lassen, dass sie nicht alleine sind“, sagt er. „Im Notfall besuchen wir sie auch, halten aber Abstand.“

Der Sozialdienst werde sich, wie die Minderheit insgesamt, an die Regelungen für den öffentlichen Dienst halten. Gerade Pflegeheime seien ein gefährdeter Bereich. Doch „man muss das Menschliche im Auge behalten. Abwägen, was man mitmachen kann und sollte“, so Grundt.


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