Politik

Fehlendes Verständnis für unterschiedliche Prioritäten

Fehlendes Verständnis für unterschiedliche Prioritäten

Fehlendes Verständnis für unterschiedliche Prioritäten

dodo
Kopenhagen
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Wahlplakate in Kopenhagen Foto: Kristian Djurhuus/Ritzau Scanpix

Bei den Wählern in Kopenhagen ist das Klima am wichtigsten, in Süddänemark die Altenpflege – eigentlich kein Problem, sagt Jan Diedrichsen. Eines stößt ihm allerdings sauer auf.

Der Tag der Parlamentswahl in Dänemark steht fest: Am 5. Juni ist es soweit. Der Wahlkampf läuft in Dänemark bereits auf Hochtouren. Klima und Umwelt gehören zu den wichtigsten Themen, wenn es für die Politiker darum geht, die Bürger davon zu überzeugen, ihnen ihre Stimme zu geben. Das zeigt eine neue Umfrage des Analyseinstituts Voxmeter. Das Erstaunliche: Es gibt bei der Wichtigkeit der Themen für die Bürger große regionale Unterschiede.

So ist die Klimafrage zwar in der Hauptstadt Kopenhagen für die Wähler ein wichtiger Punkt, in Süddänemark sieht dies allerdings anders aus. Dort stehen laut Untersuchung die Themen Altenpflege und Krankenhäuser an erster Stelle. Woher kommen diese regionalen Unterschiede? Jan Diedrichsen, Leiter des Kopenhagener Sekretariats der deutschen Minderheit in Dänemark, hat eine Erklärung: „Es scheint mir weniger eine Frage von regionalen Unterschieden zu sein, als vielmehr zwischen Stadt und Land. In einer Großstadt wie Kopenhagen hat man andere Probleme und Erwartungen als in Baistrup. Das ist im ersten Moment nicht falsch oder ein Problem. Es ist sogar gut nachvollziehbar, dass es unterschiedliche Prioritäten gibt, was man für wichtig hält“, so Diedrichsen zum „Nordschleswiger“.

Fehlendes Verständnis für den Anderen

Dabei stößt ihm vor allem ein Punkt sauer auf: „Kritischer sehe ich die schwindende Akzeptanz und das fehlende Verständnis dafür, dass man unterschiedliche Prioritäten haben kann.  Es scheint immer schwieriger zu werden, die Lebensbedingungen und Wünsche des jeweilig anderen zu verstehen oder gar zu akzeptieren. Wir erleben eine wachsende Rivalität zwischen Land und Stadt, die oft an ein „die gegen wir“ erinnert. Aber das Leben auf Nørrebro ist halt ganz anders als das Leben in Hoyer - ohne dass dies bedeuten muss, dass das eine höher zu bewerten ist als das andere.“

In der Umfrage wurden mehr als 1.000 Bürger in den Kalenderwochen 3 und 18 nach den für sie drei wichtigsten Themen bei der kommenden Parlamentswahl gefragt. Beim Zusammenlegen der beiden Umfragen zeigt sich, dass in der Hauptstadtregion 38,5 Prozent der Befragten das Klima als eines der drei wichtigsten Themen angaben. Dieser Prozentsatz liegt im Vergleich zu den vier übrigen Regionen deutlich höher, so wurde das Thema in der Region Nordjütland beispielsweise nur von 28,4 Prozent genannt.

Anders sieht es bei den Wahlkampfthemen der Altenpflege und Rente aus. Diese haben in der Hauptstadt mit 27,3 Prozent einen deutlich niedrigeren Stellenwert als in Süddänemark, wo mit 39 Prozent einer der höchsten Werte erzielt wurde.

Unterschiedliche Schwerpunkte

Warum spielt das Thema Klima bei den Wählern in Süddänemark nicht so eine große Rolle – und warum interessiert man sich in der Hauptstadt weniger für Altenpflege und Rente?

„Ich denke, dass Klimapolitik in Nordschleswig ebenfalls eine wichtige Rolle spielt – und Altenpflege sowie Rentenpolitik ist in der Hauptstadt den Wählern auch nicht egal“, kontert Diedrichsen die Umfrage. „Die Gewichtung der Schwerpunkte sind aber in der Tat teilweise unterschiedlich. Wobei, die Prioritäten auf Nørrebro sind ebenfalls andere als in Gentofte und ein DF-Wähler hat auch in Kopenhagen andere Schwerpunkte, als ein Wähler der Einheitsliste.“

Diedrichsen sieht angesichts der Umfrageergebnisse Aufgaben, die es in Zukunft zu meistern gilt: „Kopenhagen wählt deutlich links von der Mitte und Nordschleswig war bei der letzten Wahl eine starke Bastion der Dänischen Volkspartei. Daher sind die Schwerpunkte - wenn man sie in ihrer Gesamtheit statistisch betrachtet - natürlich auch andere. Es scheint mir die große Herausforderung für die Politik zu sein, einen Ausgleich zwischen den unterschiedlichen Schwerpunkten zu finden.

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