Zweiter Weltkrieg

Berlin und Goethe retteten das Leben des Widerstandskämpfers Per Federspiel

Berlin und Goethe retteten das Leben des Widerstandskämpfers Per Federspiel

Berlin und Goethe retteten Widerstandskämpfer das Leben

DN
Kopenhagen
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Per Federspiel konnte während der Verhöre die Gestapo von seiner Rolle im dänischen Widerstand ablenken. Foto: Jesper Dijohn/Ritzau Scanpix

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Per Federspiel überlebte sein Verhör bei der Gestapo, der nicht klar war, dass sie es mit dem geheimen Finanzminister der dänischen Widerstandsbewegung zu tun hatte.

Der frühere Venstre-Politiker Per Federspiel wurde als Widerstandskämpfer während der deutschen Besatzung nur knapp vor dem Tod gerettet – und verdankte sein Leben der Tatsache, dass er 1905 in Berlin geboren wurde. Sein Sohn, der ehemalige dänische Chefdiplomat Ulrik Federspiel, lüftet in der Fernsehsendung „Dansk-tysk med Matlok“ auf „DK4“  das Geheimnis um seinen Vater. 

In Berlin geboren

Federspiel nahm im dänischen Widerstandskampf von 1940 bis 1945 eine führende Rolle ein. Als er von der Gestapo verhaftet und im „Dagmarhus“ vernommen wurde, hatte er laut Vernehmungsprotokoll bemerkt, dass sein Geburtsort Berlin mit dem Hinweis „deutsch gesinnt“ aufgeführt war. Sein Vater, so berichtet Ulrik Federspiel, konnte Deutsch und konnte sich so gut mit seinem kulturell interessierten Vernehmungsoffizier unterhalten – auch über Goethe und Shakespeare. Das führte offenbar dazu, dass Federspiels wichtige Rolle im Widerstandskampf von der Besatzungsmacht nicht erkannt wurde, und so konnte er bis zur Befreiung im Frøslev-Lager überleben. 

Ulrik Federspiel berichtet in der „DK4“-Sendung „Dansk-tysk med Matlok“ über seinen Vater Per Federspiel. Foto: DK4

Per Federspiel war der geheime Finanzminister der Widerstandsbewegung und trug auch maßgeblich zur Rettung der dänischen Juden bei. Sein mutiger Einsatz während der Besatzungszeit ist unter anderem von Königin Margrethe im Buch „Monark og Menneske“ gewürdigt worden.

Rede im deutschen Bundestag

Von November 1945 bis November 1947 war Per Federspiel Minister für besondere Anliegen in der Regierung Knud Kristensen. Federspiel war von 1960 bis 1963 Präsident der Beratenden Versammlung des Europarates und in dieser Eigenschaft wurde er in Bonn von Bundeskanzler Konrad Adenauer empfangen und hielt am 14. Februar 1962 als erster Däne eine bemerkenswerte Rede im Deutschen Bundestag. Wenige Tage nach seiner oft von Beifall unterbrochenen Ansprache schrieb das „Flensburger Tageblatt“: „An der deutsch-dänischen Grenze hat man allen Grund, ihm dafür zu danken.“

1969 gehörte Per Federspiel gemeinsam mit anderen Freunden aus der Widerstandsbewegung auch zu den Gründern der Deutsch-Dänischen Gesellschaft in Kopenhagen. Per Federspiel starb 1994.

 

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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